# taz.de -- Blockaden gegen den Castortransport: Das Comeback der Atomkraftbewegung
       
       > Dutzende Blockaden, hunderte Demonstrationen – nach fünf Tagen Protest
       > zeigt die Anti-Atom-Bewegung, dass der Widerstand gegen ein Endlager in
       > Gorleben ungebrochen ist.
       
 (IMG) Bild: Von der Politik nicht überzeugt: Im Wendland leisten Atomkraftgegner weiter Widerstand.
       
       DANNENBERG taz | Nach fünf Tagen voller Protest und Blockaden feiert die
       Anti-Atom-Bewegung in Gorleben ihren Erfolg: "Die Beteiligung an den
       Protestaktionen gegen den Castor-Transport ist so groß wie im Rekordjahr
       2010, weil sich in Gorleben seither real nichts geändert hat", sagte Jochen
       Stay, Sprecher der atomkraftkritischen Initiative "ausgestrahlt" am Montag.
       
       "Die Proteste zeigen, dass die Bevölkerung Norbert Röttgen die Tricksereien
       um eine 'weiße Landkarte' nicht abnimmt", ergänzte der Stay. Damit bezieht
       er sich auf die Ankündigung des Umweltministers, ohne Vorfestlegung, eben
       mit einer "weißen Landkarte" neu nach einem Endlagerstandort in Deutschland
       suchen zu wollen.
       
       Auch das Bündnis x-tausendmal quer, das in Gorleben zu Massenblockaden
       aufgerufen hatte, wertete die zahlreichen Aktionen zivilen Ungehorsams am
       Montag als Erfolg: "Die Unkenrufe, dass die Anti-Atom-Bewegung mit dem
       sogenannten Atomausstieg tot sei, haben sich als großer Irrtum erwiesen",
       sagte die Sprecherin der Initiative, Luise Neumann-Cosel. "Die Konsequenz
       daraus ist, dass die Bundesregierung in Bezug auf den Endlagerstandort
       Gorleben endlich eine Kehrtwende vollziehen muss."
       
       Tausende AtomkraftgegnerInnen hatten in den vergangenen Tagen die
       Weiterfahrt des Atommülltransportes aus der französischen
       Wiederaufbereitungsanlage in La Hague immer wieder verzögert. Insgesamt
       knapp 126 Stunden war der Transport am Ende unterwegs – und damit noch
       einmal 34 Stunden länger, als der vom vergangenen Jahr.
       
       ## Polizei scheitert an Betonpyramide
       
       Lüneburgs Polizeipräsident Friedrich Niehörster sagte ebenfalls am Montag,
       die Polizei sei bei der Bewältigung der zahlreichen Straßen- und
       Schienenblockaden am Wochenende teilweise an ihre Grenzen gestoßen. "Gerade
       die mit hoher Ingenieursleistung angefertigten Blockaden der Bauern und
       Greenpeace-Aktivisten machen auch den technischen Einheiten der Polizei
       sehr zu schaffen".
       
       In der Nacht zum Montag hatte es die Polizei aufgegeben, [1][eine aufwendig
       konstruierte Betonpyramide] zu entfernen, in der sich Bauern verkeilt und
       aneinander gekettet hatten. Mit einem präparierten Lieferwagen blockierten
       am Montag dann vier Greenpeace-AktivistInnen über einige Stunden ein
       weiteres Stück der Transportstrecke.
       
       Aus dem Inneren des Fahrzeugs heraus ließen sich die AtomkraftgegnerInnen
       in einem Stahlkasten auf die Straße senken und verdübelten den gesamten
       Lieferwagen im Straßenbett. Bis zu 1.600 AktivistInnen blockierten derweil
       ein weiteres Stück der Transportroute mit einer friedlichen Sitzblockade.
       
       In der Nähe zum Zwischenlager in Gorleben richteten sie ein improvisiertes
       Widerstandscamp mit mobilen Küchen und einer Tanzfläche ein und
       übernachteten zu hunderten bei winterlichen Temperaturen auf der Straße,
       die durch ein abgelegenes Waldstück führt. Nach über 26-stündiger Blockade
       räumte die Polizei am Montagabend innerhalb kürzester Zeit die Menschen von
       der Straße.
       
       ## "Gewalt gegen Menschen ist nicht akzeptabel"
       
       Damit war der Weg für die Castor-Behälter zur Einfahrt ins Zwischenlager in
       Gorleben frei: Um 18.38 Uhr rollte der Castortransport vom Umladebahnhof
       los - um umgehend wieder gestoppt zu werden. Vier Robin-Wood-Aktivisten
       seilten sich kurz vor Gorleben über der Strecke von Bäumen ab, dann
       sprangen zwei Aktivisten noch auf den fahrenden Transport auf.
       
       Um Punkt 22 Uhr kam der 13. Castortransport dann schließlich nach 126
       Stunden Fahrtzeit im Zwischenlager Gorleben an. Er ist damit der langsamste
       Castortransport der Geschichte.
       
       Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister (CDU) sagte am Montag, er
       habe Respekt vor den Demonstranten, die besonnen und friedlich gewesen
       seien. "Umso mehr kritisiere ich diejenigen, die Gewalt gegen Sachen und
       Menschen ausgeübt haben. Das ist nicht akzeptabel."
       
       Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) wies am Montag auf gewalttätige Angriffe
       gegenüber Polizeibeamten hin. Anders als im Vorjahr, als sich im Rahmen der
       Kampagne "Castor? Schottern!" auch militante Kleingruppen weitestgehend an
       die in der wendländischen Protestbevölkerung gültige Absprache hielten,
       keine Menschen anzugreifen, war es bei den diesjährigen Protesten aus dem
       autonomen Spektrum wiederholt auch zu Angriffen auf Polizisten gekommen.
       
       28 Nov 2011
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) M. Kaul
 (DIR) K. Litschko
       
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