# taz.de -- Vor den Vorwahlen der US-Republikaner: Neben Gingrich wirken alle blass
       
       > Bei der letzten Debatte vor den Vorwahlen wird der Ton unter den
       > Republikanern schärfer. Hardliner Newt Gingrich bezeichnet die
       > Palästinenser gar als "erfundenes Volk".
       
 (IMG) Bild: Die Kandidaten Matt Romney und Newt Gingrich (r.): "Ich habe Fehler gemacht."
       
       WASHINGTON taz | Der Endspurt im republikanischen Vorwahlkampf rückt näher.
       Der Ton wird schärfer. Und die Basis, die monatelang gegen die "etablierte
       Politik" gewettert hat, applaudiert jetzt einem Mann, der seit Jahrzehnten
       ein Washingtoner Insider und führendes Mitglied des Politestablishments
       ist.
       
       Newt Gingrich, früherer Sprecher des US-Repräsentantenhauses, Anführer der
       konservativen "Revolution" der 90er Jahre und Berater von Immobilienbanken.
       Sein Anstieg in den Umfragen ist kometenhaft. Gegenwärtig steht er bei 28
       Prozent.
       
       Bei der letzten landesweit übertragenen Debatte vor der ersten
       parteiinternen Wahlrunde am 3. Januar in Iowa sagt Gingrich am
       Samstagabend: Die Palästinenser seien ein "erfundenes Volk". Und Kinder aus
       armen Familien in den USA sollten schon als Schüler als Hilfshausmeister
       arbeiten. Auf dem Applaudimeter des Publikums bei der Debatte in Iowa
       schafft er es damit ganz nach oben.
       
       Alle andere Kandidaten wirken neben Gingrich blass. Zuvorderst Mitt Romney,
       der ehemalige Gouverneur von Massachusetts und Unternehmer, der auf einem
       zweiten Platz dümpelt mit 18 Prozent, mit denen er seine Obergrenze bereits
       ausgereizt zu haben scheint. Romney sagt, er sei gegen Kinderarbeit und
       spricht sich auch gegen "aufwieglerische Worte" in der Nahostdebatte aus.
       Aber Beifall bekommt er dafür nicht.
       
       ## Abzug aller US-Truppen
       
       Der einzige andere Kandidat, der auf dem republikanischen Applaudimeter bei
       Gingrich mithalten kann, ist Ron Paul. Der texanische Libertäre verlangt
       einen Abzug aller US-Truppen aus dem Rest der Welt, eine
       nichtinterventionistische Außenpolitik und die Abschaffung der Federal
       Reserve. Er ist der einzige Kandidat mit einer soliden Basis. Paul steht
       mit 16 Prozent auf dem dritten Platz. Seine Anhänger gehen "mit dem Kopf
       durch die Wand", heißt es in republikanischen Kreisen. Paul vertritt
       Positionen, denen er seit Jahren treu geblieben ist. Seine überwiegend
       junge Anhängerschaft ist hoch aktiv und vielerorts vertreten - auch in den
       Occupy-Camps.
       
       "Ideologisch kohärent", lautet ein zentrales Stichwort in der Debatte am
       Samstagabend. Die kleingeschrumpften KandidatInnen Michele Bachmann und
       Rick Perry (die beide auch schon die Meinungsumfragen angeführt haben)
       benutzen es, um die Glaubwürdigkeit der beiden Stärksten zu erschüttern.
       
       Sie werfen sowohl Gingrich als auch Romney zahlreiche Kehrtwenden vor: dass
       sie früher selbst eine Gesundheitspolitik betrieben haben, wie jene, die
       sie jetzt an Präsident Barack Obama kritisieren. Dass ihre Vorhaben,
       Steuer- und Staatsausgaben zu kürzen, nicht glaubwürdig seien. Und dass sie
       beide zu dem Establishment gehören, das sie im Wahlkampf kritisieren. Beide
       bestreiten, dass sie sich widersprechen.
       
       ## Auswahlverfahren quer durch alle Bundesstaaten
       
       24 Tage nach der Debatte wird die republikanische Basis im Bundesstaat
       Iowa, wo traditionell die Kandidatenkür in den USA beginnt, am 3. Januar
       abstimmen. In den anschließenden Wochen und Monaten werden die Republikaner
       ihr parteiinternes Auswahlverfahren quer durch alle Bundesstaaten
       abwickeln.
       
       Mit Gingrichs Attacke gegen einen palästinensischen Staat ist die
       Außenpolitik zum Thema im republikanischen Wahlkampf geworden. Gingrich
       begründet seine These von dem "erfundenen Volk" einerseits damit, dass
       Palästina Teil des "osmanischen Reiches" gewesen sei, andererseits mit der
       Freundschaft der USA zu Israel. Er sei Historiker, so Gingrich, und irgend
       jemand müsse einfach "die Wahrheit" sagen.
       
       Gingrich nennt "Bibi" (Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu) seinen
       "Freund". Und Romney antwortet umgehend, auch er sei mit "Bibi" schon lange
       befreundet. Hinter dem Nahost-Vorstoß im Wahlkampf steckt nicht nur das
       Werben um jüdische Wählerstimmen in den USA, sondern auch die Suche nach
       Unterstützung bei den starken fundamentalistischen Christengemeinden.
       
       In einer deutlichen Positionierung gegenüber dem stärksten Mann bekennen
       sich nacheinander fünf RepublikanerInnen zu EhepartnerInnen und zu
       Treuegelübden vor Gott. Dann kommt die Reihe an Gingrich. Er ist im Moment
       zum dritten Mal verheiratet und hat kürzlich die Religion (zum
       Katholizismus) gewechselt. "Ich habe Fehler gemacht", sagt Gingrich in der
       Debatte am Samstag, "aber heute bin ich Großvater".
       
       11 Dec 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dorothea Hahn
       
       ## TAGS
       
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