# taz.de -- die wahrheit: Bundeswurst Wulff
       
       > Schwabinger Krawall: Dass der Hubsi die Türklingel nicht gehört hat, war
       > kein Wunder, weil der Fernseher und die zwei Radios so laut aufgedreht
       > waren...
       
 (IMG) Bild: Misstrauisch beäugt die ungeschlachtete Weihnachtsgans den sehr späten Versuch, sie umzutauschen.
       
       Dass der Hubsi die Türklingel nicht gehört hat, war kein Wunder, weil der
       Fernseher und die zwei Radios so laut aufgedreht waren. Zum Glück war die
       Wohnungstür angelehnt, also ist der Jackie rein und hat den Hubsi gefragt,
       was jetzt los sei mit der Biergartenpremiere und dass es er selber gewesen
       sei, der gesagt habe, er werde alle Rekorde brechen und als erster Mensch
       der Welt am 4. Januar sechs Maß im Freien konsumieren.
       
       Das sei alles hinfällig, hat der Hubsi gesagt, weil das mit dieser
       Bundeswurst Wulff eine sagenhafte Geschichte sei. Nämlich handle es sich
       bei dessen Gattin um keine andere als die Tattoo-Betty, die ihrerseits
       einen Rekord aufgestellt habe, indem sie sage und schreibe fünfmal mit dem
       Ferrari-Schorsch verlobt gewesen sei, und zwar in einem einzigen Fasching,
       wovon der Jackie freilich nichts wissen könne, weil er damals im
       Krankenhaus gewesen sei, nachdem ihm diese Dachauer Fitnessgranate beim
       Armdrücken in der Sieben das Schlüsselbein gebrochen habe. An so einer
       pfundigen Story müsse man dranbleiben, deswegen habe er um halb vier eine
       Telefonschalte mit tz und Bild-Zeitung, und später rufe dieser Hansel von
       der Maischberger an, und der Jackie könne ihm höchstens schnell ein, zwei
       Bier vom Renato holen, aber ja nichts ausplaudern.
       
       Beim Renato hat der Jackie den dicken Kerl von dem Eventmagazin und den
       Ferrari-Schorsch getroffen, einen Schnitt sowie zehn Bier zum Mitnehmen
       bestellt und gesagt, dass er gleich weitermüsse, weil er eine sagenhafte
       Geschichte am Laufen habe, über die er noch nichts verlauten lassen dürfe.
       Wie er nach dem vierten Schnitt wieder aufgebrochen ist, sind der
       Ferrari-Schorsch und der dicke Kerl gleich mitgegangen, und der
       Totenkopf-Willi, der Qualminger-Schorsch, der Plapper-Paul, der
       Absacker-Fredi, der Taxi-Tommy, der Asbach-Günther und drei Hasen aus
       Hannover, die der Jackie nicht gekannt hat. Der Hubsi hat geschaut wie ein
       Omnibus, aber der Jackie hat gesagt, dass ihm alle absolutes Stillschweigen
       zugesichert hätten, und er solle zwei Bier für den Nasen-Helli aufheben,
       weil der schnell heim sei, den Schuldschein für die zehn Gramm suchen, die
       er damals dem Ex von der Tattoo-Betty verdealt habe, diesem Staatssekretär
       oder Generaldirektor aus Braunschweig, der dann behauptet habe, Milchpulver
       kriege er in der Landtagskantine billiger.
       
       Dann haben sie noch mal Bier geholt und gewartet, aber es hat niemand
       angerufen. Dass der Jackie schließlich selbst bei Bayern 3 angerufen und
       gesagt hat, er wolle sofort den Bundespräsidenten sprechen, weil
       Koksschulden Ehrenschulden seien und er die Tattoo-Betty seit damals mit
       dem Schlüsselbein kenne und sie ihm zur Verlobung versprochen habe, mit ihm
       am 4. Januar sechs Maß im Freien zu pressen, und zwar nackt - das alles war
       ziemlich egal, weil in dem Moment die Polizei eingetroffen ist und den
       Hubsi wegen grobem Unfug und mutmaßlicher Verunglimpfung staatlicher Organe
       festnehmen wollte. Aber immerhin war der Jackie das erste Mal in seinem
       Leben im Radio, und zwar live.
       
       13 Jan 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Michael Sailer
       
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