# taz.de -- Italienische Presse zur "Costa Concordia": "Russisches Roulette"
       
       > Die italienischen Medien erheben schwere Vorwürfe gegen den Kapitän der
       > Costa Concordia. Daneben überwiegt eine Frage: Wie konnte es zu dem
       > Unglück kommen? Eine Presseschau.
       
 (IMG) Bild: Die Suche nach Vermissten geht weiter. Die Kritik am Verhalten des Kapitäns auch.
       
       [1][La Repubblica]: Vielleicht, so vermuten die Untersuchungsrichter, ist
       eine furchtbare "maritime Mutprobe" der Grund für den Schiffbruch.
       Schettino will sich und den anderen Offizieren etwas beweisen. "Wir steuern
       manuell," befiehlt er, "ich übernehme das Steuer." Und dieses Seemanöver,
       der Gruß an die Bewohner Giglios, es wird zum Russischen Roulette.
       
       [2][Corriere della Sera]: Tragisch, ganz abgesehen vom Tod vieler Menschen,
       ist die erschütternde Kombination von Leichtsinnigkeit, Inkompetenz,
       Eitelkeit, Verantwortungslosigkeit und Feigheit. Wer sich dermaßen mit
       Schuld beladen hat, muss hart bestraft werden. Vorerst herrscht die totale
       Unsicherheit - denn sicher ist ja nur, dass so viele unentschuldbare Fehler
       hätten vermieden werden können, und damit auch ein solches Desaster, ein
       paar Meter vor der Küste Giglios.
       
       [3][Il Tirreno]: "Captain, hören Sie..." singt der Liedermacher De Gregori.
       Aber der Kapitän hört nicht, die Titanic geht unter. Auch Francesco
       Schettino, der Kapitän der Costa Concordia, ist dem Rat der Küstenwache von
       Livorno nicht gefolgt: "Kapitän, begeben Sie sich zurück auf das Schiff und
       koordinieren Sie die Evakuierung, wie es das Gesetz vorschreibt!" Er, der
       Kapitän, war bereits an Land, hatte sein Schiff und die 4000 Passagiere
       zurückgelassen. Es scheint als hätte Schettino eingewilligt, "ok, ich gehe
       zurück." Zurückgekehrt ist er nicht, seinen Posten hat er verlassen.
       
       [4][Il Salvagente]: Francesco Schettino: ein Bauernopfer? Ist es möglich,
       dass – nach den Worten der Costa Crociere – menschliches Versagen, der
       Fehler einer einzigen Person, ein solches Desaster auszulösen kann? Warum
       haben der zweite oder dritte Offizier nichts dagegen unternommen?
       
       [5][La Stampa]: Mit einem einzigen Manöver hat es Kapitän Schettino
       geschafft, das Ansehen Italiens, das es sich mühsam wieder zu erarbeiten
       sucht, wie sein Schiff sinken zu lassen (...) Aber auch die Sündenböcke
       haben ein Recht auf Nachsicht. Doch wenn auch nur die Hälfte von dem, was
       über ihn gesagt wird, wahr wäre, letztlich können wir diesen Typ von
       Italiener, von dem wir behaupten, ihn nicht zu kennen, nicht ignorieren.
       Eher von sich eingenommen als tatsächlich selbstbewusst. Ohne Kenntnis der
       Verantwortung, die mit einer Tätigkeit einhergeht. Einer, der Dummheiten
       nachgeht, aus purer Lust an der Aufschneiderei. Der es danach verheimlicht,
       wie ein Mantra die Worte "alles gut, kein Problem" herunterbetet, selbst
       wenn das Schiff schon sinkt. Der es dann noch als Erster verlässt, die
       zurücklassend, die ihm vertrauen. Wenn ich mich umsehe, auch wenn ich in
       den Spiegel schaue, sehe ich ihn manchmal. Mich ängstigt nicht der
       Schettino an sich, mich ängstigt der Schettino in mir. (kap)
       
       17 Jan 2012
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.repubblica.it/cronaca/2012/01/17/news/concordia_ammutinamento-28264563/
 (DIR) [2] http://www.corriere.it/editoriali/12_gennaio_16/e-adesso-severita-pierluigi-battista_f076e028-4008-11e1-a5d2-75a8a88b1277.shtml
 (DIR) [3] http://iltirreno.gelocal.it/livorno/cronaca/2012/01/16/news/il-comandante-francesco-schettino-ritratto-di-un-personaggio-controverso-nbsp-1.3072847
 (DIR) [4] http://www.ilsalvagente.it/Sezione.jsp?titolo=Tutti+contro+Francesco+Schettino%3A+un+capro+espiatorio%3F&idSezione=14214
 (DIR) [5] http://www.lastampa.it/_web/cmstp/tmplRubriche/editoriali/hrubrica.asp?ID_blog=41
       
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