# taz.de -- Kürzung der Solarförderung: Röttgen trifft sich mit Solarlobby
       
       > Die Regierung möchte weniger Solaranlagen neu bauen lassen. Nun wird
       > verhandelt, wie die Förderung gekürzt werden kann. Die Branche hat dazu
       > einen eigenen Vorschlag.
       
 (IMG) Bild: Teure Dächer: Die Förderung von Solaranlagen kostete im vergangenen Jahr acht Milliarden Euro.
       
       BERLIN dpa | Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) berät am heutigen
       Donnerstag mit der Solarbranche über weitere Förderkürzungen. Röttgen hatte
       im Vorfeld betont, man brauche eine deutliche Reduzierung des Zubaus. Nach
       Informationen der Financial Times Deutschland geht die Solarbranche mit
       einem eigenen Kürzungsvorschlag in die Verhandlungen.
       
       Wie die Zeitung aus Industriekreisen erfuhr, verständigten sich führende
       Branchenvertreter auf ein Modell, das statt halbjährlicher großer Kürzungen
       häufigere kleine Einschnitte vorsieht. Bisher wird die Einspeisevergütung
       immer zum 1. Juli und zum 1. Januar gekürzt.
       
       Davor kommt es regelmäßig zu enormen Schlussverkaufseffekten, die in
       Zukunft vermieden werden sollen. Aus Sicht der Branche ließe sich so das
       Marktgeschehen verstetigen. Noch unklar ist, ob die Anpassung in Zukunft
       vierteljährlich oder monatlich erfolgen soll.
       
       Im vergangenen Jahr hatte es einen Rekord beim Anschluss neuer Solaranlagen
       gegeben. 7500 Megawatt an Leistung wurden neu installiert. Bei voller
       Sonneneinstrahlung entspricht das der Leistungsfähigkeit von fünf
       Atomkraftwerken. Die Vergütung für den Strom zahlen die Verbraucher per
       Umlage über den Strompreis.
       
       Daher war zuletzt der Druck auf Röttgen gewachsen, durch weitere
       Einschnitte den Geldbeutel der Verbraucher zu schonen, da sonst auch die
       Akzeptanz für die Energiewende schwinden könnte. Ein Durchschnittshaushalt
       mit einem Verbrauch von 3500 Kilowattstunden zahlt derzeit 125 Euro pro
       Jahr an Umlagekosten über den Strompreis.
       
       Bisher sinkt die Förderung automatisch, wenn eine bestimmte Anzahl neuer
       Anlagen ans Netz geht. Daher steht jetzt schon fest, dass die Förderung im
       Juli um bis zu 15 weitere Prozent gekürzt wird. Nun könnte es aber noch
       mehr werden.
       
       Für eine Kilowattstunde Solarstrom vom Hausdach werden derzeit 24,43 Cent
       je Kilowattstunde gezahlt. Die Differenz zwischen dem für den Strom
       erzielten Marktpreis und dem Vergütungssatz müssen die Verbraucher über die
       Umlage zahlen.
       
       Die Solarförderung frisst derzeit pro Jahr rund acht Milliarden Euro und
       damit mehr als die Hälfte der gesamten Förderung erneuerbarer Energien. Sie
       steuert aber nur ein Fünftel des Ökostrom-Mixes bei. Eine neu installierte
       Leistung von 7500 Megawatt in einem Jahr wie 2011 sei zu viel, allein schon
       aus technischen Gründen wie der Anbindung an das Stromnetz, betont Röttgen.
       
       19 Jan 2012
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Streit um Solarförderung: Koalition rückt zusammen
       
       Wie viel Solarstrom soll es in Deutschland geben – und wie soll er
       gefördert werden? Darüber streiten CDU und FDP seit Monaten. Nun gibt es
       erste Annäherungen.
       
 (DIR) Debatte Energiewende: Attacke von rechts
       
       Wirtschaftsminister Rösler fordert den Rückbau einer erfolgreichen Branche.
       Dabei helfen ihm falsche Kostenkalkulationen und falsche Argumente.
       
 (DIR) Streit der Woche: Ist Solarstrom überfördert?
       
       Im vergangenen Jahr sind extrem viele Fotovoltaik-Anlagen gebaut worden. Zu
       viele, sagen Kritiker – und wollen die Förderung kürzen.
       
 (DIR) Förderung erneuerbarer Energien: Solarwirtschaft und Minister einig
       
       Die Solarbranche unterstützt Röttgen und will den Ausbau von
       Fotovoltaikanlagen gleichmäßiger verteilen. Die Höhe der Förderung soll
       monatlich kontrolliert werden.
       
 (DIR) Kommentar Solarförderung: Die Mär vom teuren Sonnenstrom
       
       Photovoltaik ist längst billiger als andere Arten der Ökostromerzeugung.
       Die Forderung nach einer Förderkürzung ist daher irrational.
       
 (DIR) Röttgen über Solarsubventionen: Vorsicht vor dem Chinesen
       
       Umweltminister Röttgen wirft China vor, mit Subventionen deutsche
       Solarfirmen in den Konkurs treiben zu wollen. Zugleich will er den Ausbau
       der Fotovoltaik bremsen.
       
 (DIR) Top-Solarmanager Schindlbeck im Gespräch: "Das ist der falsche Ansatz"
       
       Der Solarspartenchef von Wacker Chemie hält wenig von Röslers Vorschlag,
       die Erneuerbaren neu zu vergüten und fürchtet sich nicht vor Konkurrenz aus
       China.
       
 (DIR) Deutsche Energiepolitik: Fotovoltaik auf Röslers Abschussliste
       
       Bundeswirtschaftsminister Rösler will die Förderung erneuerbarer
       Energieträger abschaffen. Seine Vorstellung: Ein Mengenmodell. Nicht alle
       sind davon begeistert.
       
 (DIR) Förderung erneuerbarer Energien: Solar-Rechnung steigt moderat
       
       In der Diskussion um die Solarförderung zeigt sich die Branche renitent
       gegen weitere Kürzungen. Und sie beziffert künftige Kosten des
       Photovoltaik-Ausbaus.
       
 (DIR) Fotovoltaik-Branche: Energiewende im Rekordtempo
       
       Noch nie sind in Deutschland so viele Fotovoltaikanlagen ans Netz gegangen
       wie 2011. Die Preise für die Anlagen sinken, die staatlichen Zuschüsse
       ebenso.