# taz.de -- Reaktion auf EU-Embargo: Iran will den Ölfluss stoppen
       
       > Was ihr könnt, können wir schon lange: Der Iran reagiert auf das
       > EU-Embargo mit einem Stopp der Öllieferungen. Beim Atomprogramm erklärt
       > Teheran Verhandlungsbereitschaft.
       
 (IMG) Bild: Streitobjekt: iranische Ölanlage in Mahshahr.
       
       TEHERAN/MÜNCHEN afp/dpa | Nach dem Beschluss des EU-Embargos für iranisches
       Erdöl bereitet der Iran seinerseits einen sofortigen Stopp der
       Öllieferungen nach Europa vor. Der Sprecher des Energieausschusses des
       Parlaments, Emad Hosseini, sagte am Donnerstag laut iranischen Medien, ein
       solcher Gesetzentwurf werde dem Parlament am Sonntag vorgelegt. Präsident
       Mahmud Ahmadinedschad erklärte, die westlichen Sanktionen seien ohne
       Wirkung.
       
       Sollte das Gesetz angenommen werden, müsste die Regierung in Teheran den
       Medienberichten zufolge noch vor der Umsetzung des EU-Embargos jede
       Öllieferung nach Europa stoppen. Ein anderer Abgeordneter des Ausschusses
       für Energie, Nasser Sudani, wurde mit den Worten zitiert, die geplante
       Parlamentsentscheidung werde die Ölpreise für die Europäer in die Höhe
       treiben. Der Iran liefert rund ein Fünftel seiner Ölausfuhren an
       EU-Staaten, vor allem an Italien, Spanien und Griechenland.
       
       Die EU-Staaten hatten sich am Montag auf ein Ölembargo verständigt, um den
       Iran zum Einlenken im Atomstreit zu zwingen. Mit dem Beschluss, der bis zum
       1. Juli schrittweise in Kraft tritt, dürfen Rohöl und Ölprodukte aus dem
       Iran nicht mehr in die EU eingeführt, eingekauft, transportiert, finanziert
       oder versichert werden. Zudem wird die iranische Zentralbank mit Sanktionen
       belegt. Der Iran steht im Verdacht, unter dem Deckmantel eines zivilen
       Atomprogramms am Bau einer Bombe zu arbeiten. Teheran weist dies zurück.
       
       Ahmadinedschad sagte am Donnerstag nach Angaben des Staatsfernsehens, die
       neuen Sanktionen würden den Iran nicht schmerzen. "Einst lag unser Handel
       mit Europa bei rund 90 Prozent, doch heute ist er bei 10 Prozent", sagte
       der Präsident. Die Erfahrung habe gezeigt, dass "die iranische Nation nicht
       verletzt werden wird". Auch ein Öl-Embargo durch die USA sei folgenlos. "In
       den vergangenen 30 Jahren haben die Amerikaner kein Öl von uns gekauft.
       Unsere Zentralbank hat keine Beziehungen mit euch", sagte Ahmadinedschad.
       
       Der Präsident versicherte, der Iran sei im Streit um sein Atomprogramm zu
       Verhandlungen mit der 5+1-Gruppe der fünf UN-Vetomächte und Deutschland
       bereit. Die Behauptung des Westens sei falsch, dass der Iran Gespräche
       scheue. "Warum sollten wir Verhandlungen meiden? Wer die Logik und das
       Recht auf seiner Seite hat, fürchtet keine Verhandlungen", sagte
       Ahmadinedschad. Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton hatte im Oktober
       Teheran zur Rückkehr an den Verhandlungstisch aufgefordert. Nach ihren
       Angaben gab es darauf keine Reaktion.
       
       Bei der Münchner Sicherheitskonferenz Anfang Februar wird der wird nach
       Angaben der Organisatoren wahrscheinlich nicht teilnehmen. "In diesem Jahr
       hat sich bis zur Stunde bei mir Teheran nicht gemeldet", sagte der Chef der
       Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, am Donnerstag in München.
       Grundsätzlich sei er aber für eine Teilnahme iranischer Vertreter an der
       Veranstaltung offen.
       
       26 Jan 2012
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Debatte Erdöl: Peak Oil ist jetzt
       
       Die Energieversorgung der Welt steht vor dem Umbruch: Die Erdölförderung
       stagniert schon seit 2005. Und sie wird bald abstürzen.
       
 (DIR) Europa und der Iran: Unternehmer fürchten Sanktionen
       
       Die verschärften EU-Sanktionen gegen den Iran sind beschlossene Sache. Wie
       sie umzusetzen sind, ist genauso unklar wie ihre Auswirkungen.
       
 (DIR) Kommentar Ölembargo Iran: Der Junkie, der dem Dealer droht
       
       Ein Ölembargo gegen den Iran wird zuerst Europa schaden. Das überschüssige
       Öl kann der Iran an Indien, China und andere Abnehmer verkaufen.
       
 (DIR) Sanktionen gegen Irans Atompolitik: USA erhöhen den Druck
       
       Die Regierung in Washington weitet ihre Finanzsanktionen gegen den Iran
       aus. Betroffen ist jetzt auch die drittgrößte iranische Bank Tejarat.
       
 (DIR) Debatte Iran und der Westen: Die Brandbeschleuniger
       
       Der Konflikt zwischen Teheran und dem Westen kann jederzeit zu einem Krieg
       im Mittleren Osten führen. Die Folgen wären nicht kalkulierbar.
       
 (DIR) Sanktionen gegen den Iran: Embargo ohne Südkorea
       
       Das kleine Land könne sich einen Verzicht auf iranisches Öl nicht leisten,
       heißt es aus Seoul. Derweil wollen Israel und die USA schon gemeinsam die
       Raketenabwehr trainieren.
       
 (DIR) Öl-Embargo gegen den Iran: Der schwarze Bumerang
       
       Die EU plant neue Sanktionen gegen Iran. Diese jedoch könnten vor allem die
       krisengeplagten Südländer treffen: Sie können sich kein verteuertes Öl
       leisten.
       
 (DIR) Streit mit dem Iran: EU verschärft Sanktionen
       
       Die EU hat Sanktionen gegen iranische Unternehmen beschlossen. Keine
       Einigung gab es über ein Ölembargo und den Abbruch der Geschäftsbeziehungen
       mit iranischen Banken.