# taz.de -- Konferenz Kommunistische Partei Kubas: Noch ein bisschen mehr Geduld
       
       > Wirtschaftliche und politische Reformen wird es auf Kuba nicht so bald
       > geben, das machte Staatschef Raúl Castro klar. Aber für die Minderheiten
       > gibt es Hoffnung.
       
 (IMG) Bild: Propaganda statt Reformen in Havanna.
       
       HAMBURG taz | Hoffnungen auf Reformen in Kuba hat die Kommunistische Partei
       am Wochenende mal wieder zunichte gemacht. Stattdessen diskutierte sie aber
       auf ihrer ersten nationalen Konferenz über die Diskriminierung von
       Minderheiten.
       
       "Unsere Gegner und auch einige, die mit uns sympathisieren, hatten die
       Illusion, dass die Konferenz den Beginn der Demontage des politischen und
       gesellschaftlichen Systems absegnen könnte, das von der Revolution im Laufe
       von mehr als einem halben Jahrhundert erobert worden ist", sagte Staatschef
       Raúl Castro, der das Land seit 2006 regiert. Das aber werde die Führung
       niemals zulassen.
       
       Das Konzept einer einzigen Partei als oberste Führungskraft werde er
       niemals aufgeben, erklärte er und mahnte bei den ökonomischen Reformen
       erneut zu mehr Geduld. Für viele Kubaner, die seit Monaten auf neue -
       längst angekündigte - Maßnahmen wie die Freigabe von kleinen
       Genossenschaften als alternative Produktionsform, eine herbe Enttäuschung.
       
       Angst vor Fehlern und dem Verlust von Kontrolle über den Reformprozess zu
       verlieren sind dafür die ausschlaggebenden Gründe, sagen Ökonomen von der
       Universität Havanna.
       
       Für die Minderheiten war die Erste Konferenz der Kommunistischen Partei
       Kubas ein voller Erfolg. Der gesellschaftliche Umgang mit Homo- und
       Transsexuellen war im Palast der Konventionen, dem Tagungsort, ein
       zentrales Thema und mehr Toleranz und Akzeptanz das Gebot der Stunde. Davon
       sollen auch andere Gesellschaftsschichten profitieren, wie die schwarze
       Bevölkerung, die eigentlich zu den Gewinnern der Revolution von 1959 zählt,
       aber die mit dem Beginn der ökonomischen Krise zu Beginn der 1990er Jahre
       den ökonomischen Anschluss verlor.
       
       ## Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt
       
       Schwarze Jugendliche haben nicht die gleichen Chancen auf einen Job im
       attraktiven Tourismussektor, ihnen begegnet die Polizei oft mit
       Vorurteilen, kritisierten Abgeordnete wie der Ethnologe Miguel Barnet schon
       im Vorfeld der ersten Konferenz der kommunistischen Partei Kubas (PCC).
       Seit ein paar Monaten wird in Kuba verstärkt über die Rückkehr der
       Diskriminierung und den zunehmenden Rassismus diskutiert. Neben
       Parlamentspräsident Ricardo Alarcón fordern auch viele Intellektuelle mehr
       Engagement gegen die latente Diskriminierung.
       
       Nun soll sich die Partei damit beschäftigen – auch mit ihrer eigenen
       Struktur, denn auch dort geht der Aufstieg des schwarzen Politnachwuchses
       nicht immer reibungslos vonstatten. Generell soll die PCC ohnehin
       attraktiver für die Jugend werden und ein Instrument dabei ist die
       Begrenzung der Amtszeit auf zehn Jahre.
       
       Zudem sollen zwanzig Prozent der 115 Mitglieder des Zentralkomitees in den
       nächsten Jahren jungen Nachwuchskräften Platz machen. So will man langsam
       die Strukturen verjüngen, denn im Politbüro sind gerade drei der fünfzehn
       Mitglieder unter 65 Jahre alt.
       
       Ein weiteres zentrales Thema der Parteikonferenz war die Bekämpfung der
       Korruption. Die hat in den letzten Monaten zahlreiche negative Schlagzeilen
       gemacht. So wird immer noch im Kontext der Verlegung des Internetkabels von
       Venezuela nach Kuba gegen Dutzende von ranghohen Mitarbeitern der
       staatlichen Telekommunikationskonzerns Etecsa ermittelt. In diesem Kontext
       wünscht sich Raúl Castro auch eine agilere Presse. (mit dpa)
       
       30 Jan 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Knut Henkel
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Recherchefonds Ausland
 (DIR) Recherchefonds Ausland
 (DIR) Recherchefonds Ausland
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Der Papst besucht Kuba: Keine Audienz für Kritiker
       
       Papst Benedikt XVI. reist nach Kuba – zur „Wiedergewinnung von Räumen in
       der Gesellschaft“. Für ein Treffen mit Dissidenten gibt es keinen
       Spielraum.
       
 (DIR) Vor dem Papstbesuch in Kuba: 50 „Damen in Weiß“ festgenommen
       
       Mitglieder der oppositionellen „Damen in Weiß“ in Kuba sind festgenommen
       worden. Dies passiert kurz bevor Papst Benedikt die Region besucht. Auch
       nach Kuba wird er reisen.
       
 (DIR) Reformprozess in Kuba: Wo fast alle das Gleiche unternehmen
       
       Seit Kurzem ist Selbstständigkeit in Kuba erlaubt. Das gilt nicht für alle
       Berufe. Daher boomen zurzeit CD-Läden und Schönheitssalons. Raúl Castro
       mahnt zur Geduld.
       
 (DIR) 50 Jahre Embargo gegen Kuba: Ein Relikt des Kalten Krieges
       
       Vor 50 Jahren beschlossen die USA ein Handelsembargo gegen Kuba. Dort
       leidet die Wirtschaft noch immer. Dabei würden US-Firmen gerne investieren.
       
 (DIR) Menschenrechte auf Kuba: Gefangener hungert sich zu Tode
       
       Nach 50 Tagen im Hungerstreik stirbt Wilman Villar Mendoza. Er ist in zwei
       Jahren der zweite politische Gefangene in Kuba, der nach verweigerter
       Nahrungsaufnahme stirbt.
       
 (DIR) Ahmadinedschads Lateinamerika-Tour: Irans Präsident findet wenig Solidarität
       
       USA und EU erhöhen den Druck auf den Iran. Präsident Ahmadinedschad tourt
       unterdessen in Lateinamerika durch befreundete Länder.
       
 (DIR) Ressourcen-Gewinn: Kubas Traum vom Öl
       
       Eine Bohrinsel schippert derzeit von China nach Kuba. Sie soll in der
       Tiefsee vor Havanna ein riesiges Ölfeld erschließen – und damit die
       Energieprobleme Kubas lösen.
       
 (DIR) Soziales Netzwerk auf Kuba: Castros roter Daumen
       
       Kubas sendungsbewusste Kader haben das soziale Netzwerken für sich
       entdeckt. Sie wollen Facebook für die Insel – aber zu ihren Bedingungen. So
       entstand „redsocial“.
       
 (DIR) Amnestie in Kuba: 2.900 Gefangene kommen frei
       
       Staatschef Raúl Castro kündigt die Freilassung von Häftlingen an. Anlass
       ist der Besuch des Papstes im März. Die Opposition kritisiert den Schritt
       als unzureichend.