# taz.de -- Merkel macht Wahlkampf für Sarkozy: Die zwei Körper der Kanzlerin
       
       > Am Montag hat Angela Merkel damit begonnen, Wahlkampf für Sarkozy zu
       > machen. Sie ignoriert seinen Konkurrenten Hollande. Das sorgt in beiden
       > Ländern für Unmut.
       
 (IMG) Bild: Das natürlichste der Welt: zwei Chefs von befreundeten Parteifamilien.
       
       BERLIN taz | Ein gemeinsames Fernsehinterview soll den Besuch von Angela
       Merkel beim französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy krönen. Es fiel dem
       Vizeregierungssprecher Georg Streiter in Berlin nicht ganz leicht, die
       Sache zu erklären. Mit der Theorie von den "zwei Körpern der Kanzlerin"
       versuchte er dem Eindruck entgegenzutreten, innerhalb der Bundesregierung
       gebe es darüber Streit. "Natürlich" mache die Bundesregierung keinen
       Wahlkampf in Frankreich. Hier gehe es vielmehr "um ein persönliches
       Engagement der CDU-Vorsitzenden Angela Merkel".
       
       Außenminister Guido Westerwelle (FDP) hatte sich über diese politische
       Liaison zuvor verschnupft gezeigt. In Interviews betonte er, die
       Bundesregierung sei im französischen Wahlkampf selbstverständlich nicht
       Partei: "Jeder, der demokratisch legitimiert ist als Regierung von
       Frankreich, wird ein guter Partner Deutschlands sein", stellte er am
       Sonntag in der ARD klar.
       
       Angela Merkel wiederum stellt ihren Einsatz an der Seite von Sarkozy als
       die natürlichste Sache der Welt dar. Es sei in Europa doch "üblich, dass
       wir uns in den befreundeten Parteienfamilien gegenseitig unterstützen",
       sagte sie in Paris. Sie unterstütze daher Sarkozy, weil er der gleichen
       Parteienfamilie angehöre, "egal was er tut".
       
       Sarkozy wiederum schwärmte davon, wie sehr er Merkel "bewundere". Derzeit
       liegt der französische Präsident in den Umfragen deutlich hinter seinem
       sozialistischen Herausforderer François Hollande zurück. Mit dem
       Versprechen, sich am deutschen Vorbild zu orientieren und so für
       Frankreichs wirtschaftliche Genesung zu sorgen, hofft er die Wende im
       Wahlkampf zu schaffen.
       
       CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe verteidigte Merkels Einsatz: Bei der
       Auseinandersetzung zwischen Sarkozy und seinem sozialistischen
       Herausforderer Hollande stünden sich schließlich "zwei Grundauffassungen
       gegenüber. Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit oder linke
       Umverteilungspolitik." Weitere gemeinsame Termine sind geplant, genaue
       Daten stehen aber noch nicht fest.
       
       ## Sarkozys Konkurrent abblitzen lassen
       
       SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles dagegen kritisierte, Merkel setze die
       falschen Prioritäten. "Statt in Frankreich viel Zeit zu verbringen, sollte
       sie nach Griechenland reisen, um ihrem dortigen konservativen Amtskollegen
       Antonis Samaras einmal die Meinung zu sagen. Denn er ist der
       Hauptblockierer der Strukturreformen und lässt sich auch in keine
       Kabinettsdisziplin einbinden", sagte sie am Montag.
       
       Auch in Frankreich sorgt Merkels Rückendeckung für den Amtsinhaber für
       Unmut. Sarkozys Konkurrent, der Sozialist Hollande, drängt schon länger auf
       einen Termin im Bundeskanzleramt - doch Merkel ließ ihn bislang abblitzen.
       Ob sie Hollande noch vor der Wahl empfangen werde, ließ sie am Montag
       offen: Das werde man sehen, sagte sie schmallippig.
       
       Merkel und Sarkozy hatten sich in Paris zum deutsch-französischen
       Ministerrat getroffen, zu dem Merkel mit ihrem halben Kabinett angereist
       war. Bei dem Treffen, das seit vielen Jahren Tradition hat, ging es neben
       der Eurokrise und der Lage in Syrien auch um eine Reihe bilateraler Themen.
       Beide Länder wollen ihre Unternehmensteuern harmonisieren, bis 2013 soll es
       eine gemeinsame Körperschaftsteuer geben, dazu legten die Finanzminister
       beider Länder ein "Grünbuch" vor. Außerdem soll die Forschungskooperation
       ausgebaut werden.
       
       6 Feb 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Daniel Bax
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) SPD unterstützt Frankreichs Sozialisten: Auf Merkozy folgt Gabriellande
       
       Merkel unterstützt im französischen Präsidentenwahlkampf Nicolas Sarkozy,
       da will die SPD nicht zurückstehen. Doch die Hilfe für die Schwesterpartei
       ist nicht risikolos.
       
 (DIR) Kommentar Merkel und Sarkozy: Falsche Hilfe aus Berlin
       
       Die Wahlunterstützung der Kanzlerin Merkel für ihren Partner Sarkozy kommt
       in Frankreich nicht gut an. Selbst Sarkozy war Merkels Goodwill fast
       peinlich.
       
 (DIR) Merkel und Sarkozy im TV-Duett: Deutsch-französisches Geturtel
       
       Präsident Sarkozy und Kanzlerin Merkel versichern sich im Interview ihre
       gegenseitige Bewunderung. Nebenbei hilft die eine dem anderen im Wahlkampf.
       
 (DIR) Vorschlag von Merkel und Sarkozy: Ein Sonderkonto für Athen
       
       Merkel und Sarkozy erhöhen den Druck auf Griechenland und drohen offen mit
       einer Pleite des Landes. Gewerkschaften warnen vor einem "Teufelskreis der
       Rezession".
       
 (DIR) Streit vor dem EU-Gipfel: Ärger über Merkels "rote Linien"
       
       Die Kanzlerin gerät vor dem EU-Gipfel unter Druck: Sie soll mehr für
       Griechenland und die Euro-Rettung tun. Die ursprünglichen Themen rutschen
       in den Hintergrund.
       
 (DIR) Treffen zur Eurokrise: FDP spaltet Merkozy
       
       Merkel widersetzt sich dem Werben des französischen Freundes: Sie begrüßt
       Sarkozys Vorstoß zur Finanztransaktionssteuer – macht aber zunächst nicht
       mit.