# taz.de -- Protest gegen Rassismus: Rathaus in Dessau besetzt
       
       > Weil sie den Alltagsrassismus satt haben, besetzten Aktivisten in Dessau
       > das Rathaus. Sie fordern mehr Distanzierung der Stadt von rassistischen
       > Demos.
       
 (IMG) Bild: Es geht um den täglichen Rassismus: Gedenken an den 2005 gestorbenen Oury Jalloh an einer Dessauer Polizeiwache. (Archivbild von Mitte Januar)
       
       DESSAU taz | Aktivisten in Dessau haben am Dienstag das Rathaus der Stadt
       in Sachsen-Anhalt besetzt. Sie versperrten Türen und hängten Transparente
       mit den Slogans "Gegen den Rassismus der Mitte" und "Für Aufklärung und
       Transparenz" auf.
       
       Dabei stellten sie fünf Forderungen an Stadt- und Landespolitiker. So
       forderten sie unter anderem die Einführung der Kennzeichnungspflicht für
       Polizisten des Landes sowie eine "Distanzierung der Stadt von den
       rassistischen Demonstrationen und ernsthafte Überlegungen, wie diese
       künftig zu verhindern sind".
       
       Nach Angaben der Stadtverwaltung ist die Besetzung am Nachmittag durch die
       Polizei beendet worden. Die 30 Besetzer, die die Zugangstüren zum Rathaus
       teils mit Ketten verbarrikadiert und sich in den Rathaussaal zurückgezogen
       hätten, hätten die Besetzung nach Rücksprache mit der Polizei aufgegeben.
       
       Dessaus Oberbürgermeister Klemens Koschig habe "mit Befremden auf die
       Besetzung reagiert", sagt ein Sprecher. Allen Dessauerinnen und Dessauern
       stünden die Möglichkeiten offen, sich in Gesprächen einzubringen, Fragen zu
       stellen und diese auch beantwortet zu bekommen.
       
       ## Von der Polizei krankenhausreif geschlagen
       
       In den letzten Wochen war es in Dessau immer wieder zu Auseinandersetzung
       zwischen Migrationsverbänden, Bürgern, Rechtsextremen und den Behörden
       gekommen. Ausgangspunkt war ein Vorfall am 7. Januar als nach einer von ihm
       angemeldeten Demonstration der in Dessau bekannte Aktivist Mouctar Bah von
       Polizisten krankenhausreif geprügelt worden war. Er hatte zuvor eine
       Demonstration zum Gedenken an den im Jahr 2005 in Dessauer Polizeigewahrsam
       ums Leben gekommenen Sierra Leoner Oury Jalloh durchgeführt.
       
       Zahlreiche antirassistische Vereine und Verbände hatten sich daraufhin
       bundesweit empört gezeigt. In der Folge war es immer wieder zu
       Auseinandersetzungen in Dessau gekommen. So hatten Unbekannte die
       Polizeiwache in Dessau mit Brandsätzen angegriffen und mit der Parole "Oury
       Jalloh - das war Mord" besprüht.
       
       Mitte Januar liefen dann Neonazis teils gemeinsam mit Dessauer Bürgern
       durch die Stadt. Dabei wurde unter anderem eine Veranstaltung des
       Kurt-Weill-Festes gestürmt, das nach dem aus Dessau stammenden jüdischen
       Komponisten benannt ist.
       
       7 Feb 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Martin Kaul
       
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