# taz.de -- Präsidentenwahl in Bundesversammlung: Die ganz, ganz große Koalition
       
       > Die schwarz-gelbe Mehrheit in der Bundesversammlung ist wacklig. Deshalb
       > muss der nächste Kandidat schwarz-, gelb-, rot-, grünverträglich sein.
       
 (IMG) Bild: Muss schon wieder zusammenkommen: Die Bundesversammlung, als sie Wulff wählte.
       
       BERLIN taz | Angela Merkels Ansage ist klar: Schwarz-Gelb wird für die
       Bundesversammlung keinen eigenen Kandidaten nominieren, sondern einen
       gemeinsamen Kandidaten mit SPD und Grünen.
       
       Dafür sprechen aus ihrer Sicht zwei profunde Gründe: Sie hatte mit ihren
       Bundespräsidenten bisher kein Glück, da ist es naheliegend, die
       Verantwortung breit zu streuen. Und: Die schwarz-gelbe Mehrheit in der
       Bundesversammlung, die wohl am 18. März einberufen wird, ist mehr als
       wacklig.
       
       FDP und Union verfügen derzeit über 622 bis 624 Stimmen, 621 sind die
       Mehrheit. Die Wahl im Saarland, bei der die CDU eher verlieren wird, spielt
       dabei keine Rolle. Sie findet erst am 25. März statt. Doch die
       Bundesversammlung funktioniert anders als der Bundestag, bei dem
       Fraktionszwang diszipliniert. Die Wahlmänner und- frauen, die die Parteien
       in die Bundesversammlung entsenden, sind unsichere Kantonisten, die auch
       mal für Gegenkandidaten votieren.
       
       Auch bei der Wahl von Christian Wulff 2010 gab es Abweichler im
       schwarz-gelben Lager. Die sächsische FDP hatte eine Wahlempfehlung für
       Wulff verweigert und sympathisierte mit dem von Rot-Grün unterstützten
       Kandidaten Joachim Gauck. Ein gescheiterter schwarz-gelber Kandidat für das
       Amt des Bundespräsidenten wäre das sichere Aus für die
       Merkel-Rösler-Regierung.
       
       So wird die Bundesversammlung im März 2012 voraussichtlich einen
       schwarz-gelb-rot-grünen Bundespräsident wählen - oder eine
       Bundespräsidentin. Allerdings gibt es in dieser ganz großen Koalition
       Haupt- und Nebenakteure: Nur Union und SPD verfügen mit 715 bis 718 Stimmen
       über eine sichere Mehrheit. Eine schwarz-grüne Kandidatur ist politisch
       faktisch ausgeschlossen und hätte mit gut 630 Stimmen auch keine sichere
       Mehrheit.
       
       Offen ist, ob es nur GegenkandidatInnen geben wird. Merkel hat nur SPD und
       Grüne eingeladen, die Linkspartei nicht. Fraktionschef Gregor Gysi hofft
       unverdrossen, dass das noch kommen kann. Offenbar ist die Lust der
       Linkspartei, rasch eine passable eigene Kandidatin zu küren, begrenzt. Auch
       die Piraten werden zwei Wahlmänner/-frauen in die Bundesversammlung
       entsenden.
       
       Im Netz kursiert der Name des Kabarettisten Georg Schramm als möglicher
       Kandidat. Piraten-Geschäftsführerin Marina Weisband äußert sich dazu
       verhalten. Die Piraten wollen "einen überparteilichen Bundespräsidenten".
       Bei Überlegungen für eigene Kandidaturen sei, so Weisband zur taz, "offen,
       wie ernst sie gemeint sind".
       
       17 Feb 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Stefan Reinecke
       
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