# taz.de -- Griechenlandsolidarität in Frankreich: Eine humanitäre Krise
       
       > Französische Intellektuelle wollen Solidarität mit Griechenland
       > organisieren. Sie hoffen, mit ihrer Plattform in ganz Europa die Apathie
       > zu brechen.
       
 (IMG) Bild: Dass wir alle Griechen seien, denken in Paris Intellektuelle und goldglänzende Skulpturen.
       
       PARIS taz | "Wenn nicht wir, wer dann? Wenn nicht jetzt, wann sonst?" Die
       Fragen sind rhetorisch, denn die Gruppe französischer Intellektueller rund
       um die beiden Philosophen Alain Badiou und Etienne Balibar sowie Vicky
       Skoumbi, die Herausgeberin der griechischen philosophischen Revue Alètheia,
       hält die Dringlichkeit als Rechtfertigung des Vorgehens mehr als
       hinreichend.
       
       In ihrem [1][Appell] schlagen sie vor, ein europäisches Komitee aus
       Intellektuellen, Wissenschaftern und Künstlern zu bilden, um die
       Solidarität mit dem Widerstand des griechischen Volks zu organisieren.
       "Retten wir das griechische Volk vor seinen 'Rettern'", lautet der
       Slogan-Titel des Aufrufs.
       
       Gleich von Beginn stellt der Appell nämlich klar: Dass es beim
       vermeintlichen "Rettungsplan" mitnichten darum gehe, den Griechen zu
       helfen, sondern den Gläubigern. Schlimmer: Dahinter stecke ein
       Sozialexperiment, das im Falle positiver Resultate auf ganz Europa
       ausgedehnt werden könnte.
       
       ## "Punkt ohne Umkehr"
       
       "Die Zukunft der Demokratie und das Schicksal der europäischen Völker
       werden in Frage gestellt. Überall wird uns die 'zwingende Notwendigkeit'
       einer 'schmerzlichen, aber heilsamen' Sparpolitik als Mittel angepriesen,
       dem griechischen Schicksal zu entgehen, dabei führt uns das direkt
       dorthin." Auf der Strecke bleiben die sozialen Errungenschaften,
       Grundrechte und die Souveränität des Volks. Dieses muss unter dem Druck
       eines "von und für die Spekulanten und Gläubiger erfundenen Plans" zusehen,
       wie sich seine Lage nur noch laufend weiter verschlechtert und wie unter
       dem fremden Diktat die letzten Volksvermögen geplündert werden.
       
       Mit dem neuen "Rettungsplan" der Troika EU-BZE-IWF werde ein "Punkt ohne
       Umkehr" erreicht, der jede Initiative dringend mache: Debatten,
       Medieninterventionen, Artikel, Demonstrationen.
       
       In der katholischen Tageszeitung La Croix erklärt Vicky Skoumbi die
       Notwendigkeit des Appells mit Zahlen: "Es handelt sich um einen Plan zu
       Rettung der Gläubiger, nicht Griechenlands." Von den 130 Milliarden könnten
       maximal 2,5 Milliarden für die Bedürfnisse des Staats und der Wirtschaft
       Griechenlands ausgegeben werden, der Rest diene dem Schuldendienst und der
       Kapitalerhöhung der griechischen Banken.
       
       Sie wolle nicht die kriminelle Verantwortung der führenden Klasse in
       Griechenland vermindern. Doch Griechenland lebe "heute in einer Situation
       der humanitären Krise!" Nach den Kundgebungen unter dem Slogan "Wir sind
       alle Griechen" hoffe sie, dass nun dank dieses Aufrufs die bisher
       "apathischen" Intellektuellen in Frankreich und ganz Europa ihre aktive
       Solidarität zu Ausdruck bringen.
       
       24 Feb 2012
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.liberation.fr/c/01012391134-c
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Rudolf Balmer
 (DIR) Rudolf Balmer
       
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