# taz.de -- Prügelei in Londoner Parlamentskneipe: Der Krieger von Westminster
       
       > Der Labour-Abgeordnete Eric Joyce macht sich jetzt einen Namen als
       > Kneipenschläger. Ausgerechnet im House of Commons kam es zu einer
       > Konfrontation.
       
 (IMG) Bild: Abgeordnete des britischen Unterhauses pflegen den kultivierten politischen Meinungsstreit.
       
       Eric Joyce war zuletzt im Kongo bekannter als in Großbritannien. Der
       schottische Labour-Abgeordnete hatte als Vorsitzender der überparteilichen
       Parlamentariergruppe zum Afrika der Großen Seen kurz vor den Wahlen in
       Kongo 2011 dubiose Bergbaugeschäfte des Präsidenten Joseph Kabila
       öffentlich gemacht. Damit hatte er in Kinshasa für Furore gesorgt.
       
       Jetzt macht Joyce endlich auch in London Schlagzeilen. Er wurde aus der
       Labour-Fraktion ausgeschlossen und muss mit einem Verfahren wegen
       dreifacher Körperverletzung rechnen, nachdem er am Mittwochabend in einer
       Bar des britischen Unterhauses im Westminster-Palast an der Themse einen
       Kollegen etwas zu forsch anging.
       
       Insider wissen, dass mehrere Konservative nach einem Empfang für Kanadas
       Parlamentspräsident in die Strangers Bar gekommen waren, wo sich bereits
       Joyce mit "drei Blondinen" befand. Als einer der Tories auf dem Rückweg von
       der Theke an Joyce vorbeikam und ihn bat, ihn vorbeizulassen, habe der
       Labour-Mann geantwortet: "Nein, hier ist ja alles voll mit Scheiß-Tories."
       
       Daraus habe sich eine physische Konfrontation entwickelt. Ein Beteiligter
       holte um 22.50 Uhr die Polizei. Die ging erst in die falsche Bar, sodass
       sich die Lage weiter zuspitzte; als die Beamten schließlich eintrafen,
       ließen andere Gäste, die den tobenden Joyce festgehalten hatten, den
       Abgeordneten los, worauf er sofort mit Kopfnuss und Fäusten auf den Tory
       Stuart Andrew losstürmte und prompt abgeführt wurde. Dabei ging auch eines
       der kostbaren gotischen Bleifenster zu Bruch. Joyce blieb bis zum späten
       Donnerstagabend in Gewahrsam; am 7. März soll er vor einem Richter
       erscheinen.
       
       Der 51-jährige Joyce ist nicht nur Labour-Politiker und Kongo-Enthusiast,
       sondern auch Major des schottischen Eliteregiments Black Watch und seit
       2000 Abgeordneter für die Kleinstadt Falkirk, Schauplatz einer berühmten
       schottischen Niederlage gegen England im Jahr 1298. Das alles passt zu
       einer hohen Alkoholtoleranz und Gewaltbereitschaft.
       
       Eigentlich erstaunlich, dass Joyce in der politisch-medialen Szene Londons
       bisher so unbekannt war, obwohl er 2009 als Assistent des
       Labour-Verteidigungsministers wegen Streit über Afghanistan zurückgetreten
       war. Jetzt erst, wo er selber Krieg führt, ist er berühmt. "Kann ich mir
       alles nicht erklären", soll ein Sprecher des konservativen Premierministers
       David Cameron gesagt haben.
       
       24 Feb 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dominic Johnson
       
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