# taz.de -- Interview zu Piening-Rücktritt: "Strahlkraft der Nation"
       
       > Der integrationspolitische Sprecher der CDU, Burkard Dregger, glaubt:
       > Günter Pienings Politik machte vielen Menschen Angst.
       
 (IMG) Bild: Das Symbol der Nation: der deutsche Bundestag. Die Flagge steht wegen der Nazi-Morde an Einwanderern auf Halbmast.
       
       taz: Herr Dregger, der Senatsbeauftragte für Integration, Günter Piening,
       legt sein Amt nieder, weil er glaubt, seine Auffassung von
       Integrationspolitik unter einer rot-schwarzen Landesregierung nicht mehr
       umsetzen zu können. Wo sehen Sie denn da die Konfliktlinien? 
       
       Burkard Dregger: Wir erwarten von einem Integrationsbeauftragten, dass er
       auch die Menschen in seiner Arbeit berücksichtigt, die Zuwanderung kritisch
       gegenüberstehen. Das sind Umfragen zufolge immerhin bis zu 50 Prozent der
       Bevölkerung. Er darf mit seinen Aussagen zu Integration, die ja Gewicht
       haben, diesen keine Angst machen.
       
       Was macht ihnen Angst? 
       
       Angst macht es den Leuten, wenn man sagt, Integration bedeute das Entstehen
       einer neuen Gesellschaft. Und ich habe in verschiedenen Diskussionen mit
       Günter Piening erlebt, dass er dieses Leitbild vertritt: Eine Art
       soziologischer "melting pot", in dem Einwanderung eine neue Gemeinschaft
       hervorbringt. Das erzeugt bei vielen Leuten die Sorge, wir ließen
       Zuwanderung zu ungeachtet dessen, was sie hier in diesem Land auslöst.
       
       Wäre es nicht eine Lüge zu sagen, Einwanderung verändere unsere
       Gesellschaft nicht? 
       
       Natürlich wird Einwanderung unsere Gesellschaft verändern, und natürlich
       darf man das nicht verschweigen. Aber man darf auch nicht so tun, als seien
       dabei die Grundwerte unseres Landes infrage zu stellen. Wenn wir den
       Menschen versichern, dass die Grundfesten unserer sittlichen Existenz nicht
       infrage gestellt werden, werden wir die Akzeptanz für Zuwanderer erhöhen.
       Das aber ist Voraussetzung dafür, dass Zuwanderer und Einheimische sich
       zusammengehörig fühlen können.
       
       Wollen Sie in Berlin also zurück zur Leitkultur-Debatte? 
       
       Unser Grundgesetz ist unsere Leitkultur. Und das ist das Ergebnis einer
       zweieinhalbtausendjährigen deutsch-europäischen Kulturgeschichte, die diese
       Grundwerte hervorgebracht hat. Wir haben aber viele Zuwanderer mit anderem
       kulturellen Hintergrund. Das werfen wir ihnen nicht vor, das bewirkt aber
       Ängste. Integrationspolitik muss deshalb deutlich machen, dass es darum
       geht, sich in etwas Vorhandenes einzugliedern und Teil dessen zu werden.
       
       Also Anpassung statt Dialog auf Augenhöhe? 
       
       Unser Land macht Einwanderern ein offenes und großzügiges Angebot,
       deutscher Staatsbürger zu werden. Natürlich wollen wir ein Land sein, in
       dem sie sich zu Hause fühlen können. Man muss aber auch klarmachen, dass
       das, wohin sie sich eingliedern, etwas Großartiges ist, auf das man stolz
       sein kann. Die Strahlkraft der Nation als Eingliederungsfaktor wird
       unterschätzt.
       
       26 Feb 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Alke Wierth
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