# taz.de -- Razzien in Ramallah: Israels Armee zerstört Fernsehsender
       
       > In einer unangekündigten Operation stürmen israelische Soldaten die
       > Senderäume von "al-Watan" in Ramallah. Er sei ein "Piratensender", heißt
       > es.
       
 (IMG) Bild: Der palästinensische Sender al-Watan musste seinen Sendebetreib einstellen.
       
       RAMALLAH taz | Der palästinensische Fernsehkanal al-Watan muss
       vorübergehend seinen Sendebetrieb einstellen. Gut zwei Dutzend israelische
       Soldaten zogen in der Nacht zum Mittwoch durch die Redaktionsräume,
       konfiszierten sämtliche Sendeanlagen, Computer und Aktenordner. Die
       Soldaten „begleiteten eine Operation des israelischen
       Kommunikationsministeriums“, erklärte eine Armeesprecherin.
       
       Der „Piratensender“ habe die „zahllosen Aufforderungen, seine Sendungen
       einzustellen“, ignoriert, so die Begründung des Militärs. „Wir sind seit 15
       Jahren auf Sendung“, konterte Hussam Hamad von al-Watan. „Wir arbeiten
       völlig legal.“ Eine zweite Razzia fand beim Al-Quds-Kinderfernsehen statt.
       Beide Operationen kamen, palästinensischen Informationen zufolge, ohne jede
       Vorwarnung.
       
       16 Stunden Fernsehen liefert der private Sender al-Watan seinen Zuschauern
       täglich. „Soziale Programme, Nachrichten, Kindersendungen, alles was
       dazugehört“, sagt Hamad, der sichtlich aufgeregt jetzt auf internationalen
       Protest hofft. Schon vor elf Jahren hatten israelische Soldaten die
       Sendeanlagen komplett zerstört. Auf „Millionen von Dollars“ schätzt Hamad
       den Schaden. „Sie tun, was sie wollen“, schimpft er.
       
       Ramallah gehört zur sogenannten A-Zone, in der die palästinensischen
       Behörden und Sicherheitstruppen volle Souveränität genießen. Israelische
       Militäroperationen, üblicherweise die Verfolgung von Terroristen, sind hier
       die Ausnahme.
       
       Al-Watan habe die Sendungen einstellen müssen, so begründet die
       Armeesprecherin, weil der Sender „die Kommunikation anderer legaler
       Stationen entscheidend störte“. Außerdem behindere Al-Watan die
       Kommunikation im Luftverkehr. Das Kommunikationsministerium überprüfe „in
       der gesamten Region, wo legale und wo illegale Sender sind“. Auch die
       Konfiszierung der technischen Anlagen sei rechtens.
       
       „Dieser Angriff ist nichts als Piraterie“, heißt es hingegen in einer
       Stellungnahme von al-Watan. Einer der Soldaten soll im Verlauf der Razzia
       „Grüße an Khader Adnan“ ausgerichtet haben. Der 33-jährige Aktivist des
       Islamischen Dschihad beendete erst kürzlich einen zweimonatigen
       Hungerstreik und soll im April aus der Haft entlassen werden. Der Sender
       „bedauert dieses aggressive Vorgehen“ und will die „gestohlene Ausrüstung“
       so bald wie möglich ersetzen, um den Sendebetrieb wieder aufzunehmen.
       
       1 Mar 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Susanne Knaul
       
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