# taz.de -- Kommentar Sarkozy im Wahlkampf: In Marine Le Pens offene Arme
       
       > Zu viele Ausländer in Frankreich? Schengen ist schuld. Solche Sprüche
       > Sarkozys entzücken das nationalstolze Herz, haben aber mit den
       > politischen Realitäten wenig zu tun.
       
       „Man kann die Immigrationskontrolle nicht in den Händen von Technokraten
       und Richtern lassen.“ Mit solchen Statements ist am Sonntag der
       französische Präsident Nicolas Sarkozy noch ein paar Schritte weiter nach
       rechts gegangen. Es fehlt nicht mehr viel, und er fällt Marine Le Pen von
       der Front National in die Arme.
       
       So weit wird’s nicht kommen, die beiden sind ja Konkurrenten, und das
       erklärt zu einem großen Teil diese Anbiederungsversuche des Kandidaten der
       konservativen Regierungspartei UMP bei einer Wählerschaft, die eigentlich
       mehr mit der Kandidatin der extremen Rechten sympathisiert. Der
       Noch-Präsident bietet sich diesen Franzosen und Französinnen als
       gleichwertigen Ersatz an. Er sagt ihnen und er sagt der Front National, es
       gäbe zu viele Ausländer im Land. Schuld daran aber sei nicht etwa seine
       Regierung, sondern das Schengen-Abkommen. Die europäischen Nachbarn werden
       sich bedanken für den impliziten Vorwurf, sie seien nachlässig in den
       Kontrollen, und für Sarkozys Idee, die „schwarzen Schafe“ im Schengen-Raum
       müssten bestraft werden.
       
       Vor heimischen Publikum, immerhin rund 50.000 aus ganz Frankreich
       zusammengetrommelten Fans, spielte Sarkozy den starken Mann, der Europa und
       den Großmächten mit einem Ultimatum droht. Wenn Schengen nicht schleunigst
       seinen Wünschen angepasst wird, dann steige Frankreich aus, und wenn die EU
       in der von ihm festgelegten Frist nicht die Vorzugsbehandlung der
       europäischen Produkte (European Buy Act) einführe, werde er das im
       französischen Alleingang machen. Solche Sprüche entzücken das
       nationalstolze Herz seiner Anhänger, haben aber mit den politischen
       Realitäten wenig zu tun.
       
       Apropos: Sagt jetzt Angela Merkel immer noch, sie unterstütze ihren Nicolas
       in jeder Hinsicht? Sie hatte zusammen mit anderen konservativen
       Regierungschefs gegen den Sozialisten Hollande Stellung bezogen, weil
       dieser den neuen Fiskalpakt nicht umstoßen, sondern bloß ergänzen möchte.
       Und jetzt kommt Sarkozy, der am liebsten gleich vier europäische Abkommen
       ändern will. Verstehe Frankreich, wer will.
       
       12 Mar 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Rudolf Balmer
       
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