# taz.de -- Wahlkampf der SPD in NRW: Currywurst für die sogenannte SPD
       
       > In Nordrhein-Westfalen bittet die SPD Nutzer aus dem „sogenannten
       > Internet“ um Plakatideen. Ganz vorne liegt nun eine lebensfrohe Botschaft
       > mit Currywurst.
       
 (IMG) Bild: Ein bisschen rot ist dabei, bei der Currywurst.
       
       BERLIN taz | Stell Dir vor, es ist Wahlkampf und jeder macht mit. Das
       ungefähr müssen sich die NRW-SPD-Wahlkämpfer gedacht haben, als sie ihr
       Konzept für eine Plakataktion ausarbeiteten: „Da wir mehr mit diesem
       sogenannten Internet machen wollen [...] haben wir heute unsere
       Plakataktion gestartet“ hieß Anfang April [1][auf der Website der SPD] in
       Nordrhein-Westfalen.
       
       Jeder, der wollte, konnte bis zum zwölften April ein Motiv mit Spruch
       einreichen. Eine Jury hat [2][die fünf besten Einsendungen] ausgewählt, aus
       denen dann wiederum auf Facebook abgestimmt wird. Dem Gewinner winkt ein
       Abendessen mit et Hannelore. Momentaner Favorit: Currywurst ist SPD.
       
       „Das Netz klebt sich auf Dreiecksständer – auch ne gute Idee“: Michael
       Groschek, Generalsekretär der NRW-SPD, zeigt sich im begleitenden Video
       schon mal vorab pflichtschuldig begeistert. Tatsächlich ist die Aktion ein
       gutes Beispiel dafür, wie man Viralität in einer Kampagne simulieren kann:
       Man bindet die Basis mit ein, und Geltungstrieb und Mitteilungsbedürfnis
       der Teilnehmenden sorgen dafür, dass sich deren Plakate über soziale
       Netzwerke verteilen. Das macht Aktion, Webseite und Partei bekannter.
       
       Man suggeriert Volksnähe, bekommt die Aufmerksamkeit der Medien und hat am
       Ende vielleicht sogar tatsächlich ein brauchbares Plakat, auf das man von
       selbst nicht gekommen wäre. Und das alles zum Preis für ein Abendessen und
       ein bisschen Geld für die Instandhaltung der Seite. Da kann man es auch
       verschmerzen, dass die Botschaft, die mit so einer Aktion einhergeht,
       eigentlich lautet: „Wir wissen nicht mehr, was wir Ihnen erzählen sollen –
       seien Sie so freundlich und sagen es uns doch bitte.“
       
       ## Irgendwas Gehaltvolles
       
       Und was die Leute von den Plakaten, diesem „Salz in der Wahlkampfsuppe“
       (Michael Groschek), erzählt bekommen wollen, ist vor allem dieses:
       Hannelore Kraft. Es ist natürlich Pech, dass Hannelore Kraft Hannelore
       Kraft heißt, denn mit so einem Namen ist gut Schindluder treiben, und im
       Zweifel gewinnt der innere Karl Dall über den Versuch, irgendwas
       Gehaltvolles zu sagen.
       
       Tatsächlich sind viele der vorgeschlagenen Slogans vor Fertigstellung
       einmal durch die Kalauermaschine gedreht worden. Volle KRAFT voraus.
       Weiterhin KRAFTvoll. Ohne KRAFT fehlt Dir was. Leider nicht in die Liste
       geschafft haben es: In der KRAFT liegt die Wahrheit und KRAFT macht Freude.
       Da geht noch was fürs nächste Mal.
       
       Neben Kraft können nicht viele Inhalte bestehen: Die meisten Slogans
       spielen entweder mit Lokalpatriotismus, dem politischen Gegner („Röttgen?
       Das ist doch bei Bonn!?“) und irgendwas mit sozial („Vorbeugen statt
       ausbaden!“). Bemerkenswert ist der pessimistische Unterton, der viele
       Plakate begleitet. Als wäre es die Grundüberzeugung der ehrenamtlichen
       SPD-Wahlkampfhelfer, dass es zwar ohnehin schlimm kommt, aber mit ihrer
       Partei wenigstens nicht verheerend wird.
       
       Da ist „Currywurst ist SPD“ tatsächlich eine sehr lebensfrohe Botschaft.
       Allerdings eine, die nicht auf ungeteilte Zuneigung stößt: Auf der
       Facebook-Seite [3][mehren sich die indignierten Beschwerdeführer].
       Wahrscheinlich der beste Teil der Kampagne: Damit ist immerhin
       sichergestellt, dass das Plakat auch nach Beendigung der Aktion, nunja, in
       aller Munde bleibt.
       
       16 Apr 2012
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://blog.nrwspd.de/2012/04/06/die-grosse-plakataktion-der-nrwspd/
 (DIR) [2] http://plakat.nrwspd.de/
 (DIR) [3] http://www.facebook.com/photo.php?fbid=10150734240520349
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Frédéric Valin
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Überwachung
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Überwachung von Online-Netzwerken: Sachsen stoppt Schnüffelplan
       
       Die Landesregierung in Sachsen hat ihre Pläne aufgegeben, Online-Netzwerke
       systematisch zu überwachen. Sächsiche Medien hatten das Projekt heftig
       kritisiert.
       
 (DIR) Röttgens Wahlkampf in NRW: Mann ohne Currywurst
       
       Norbert Röttgen könnte am Sonntag das bislang schlechteste CDU-Ergebnis in
       Nordrhein-Westfalen einfahren. Jetzt soll ihm die Bundeskanzlerin helfen.
       
 (DIR) Landtagswahl Nordrhein-Westfalen: Gefühlsturbine mit Macht
       
       Hannelore Kraft will bei der Landtagswahl in NRW wiedergewählt werden. Sie
       hat der erschlafften SPD ein neues Thema gegeben: die vorsorgende
       Sozialpolitik.
       
 (DIR) Medien klauen Facebook-Bild: Als „Klickhure“ missbraucht
       
       Wie es eine lustige Persiflage auf ein SPD-Plakat auch zum „Handelsblatt“
       und der „Bild“ schaffte – und das ganz ungewollt. Unser Autor hat's erlebt.
       
 (DIR) Currywurst-Plakat setzt sich durch: Einmal SPD mit Pommes rot-weiß!
       
       Die SPD in Nordrhein-Westfalen wird im Wahlkampf ein Currywurst-Plakat
       aufhängen – entwickelt von Internetnutzern. Das Motiv polarisiert die
       Partei und Werbeprofis.
       
 (DIR) Piraten-Programm für NRW: Kein Sitzenbleiben, keine Überwachung
       
       Einen Monat vor der NRW-Landtagswahl verabschiedet die Piratenpartei ihr
       Programm. Eine Umfrage sieht die Newcomer als drittstärkste Kraft.
       
 (DIR) Wahlkampf in Nordrhein-Westfalen: Röttgens Rasenmäher rostet
       
       Eigentlich wollte Norbert Röttgen (CDU) Schuldenabbau zum Wahlkampfthema in
       Nordrhein-Westfalen machen. Doch die Wähler interessieren andere Themen.
       
 (DIR) Mehrheit für Koalition in NRW: „Keine Angst vor Neuwahlen“
       
       SPD und Grüne werben auf ihren Parteitagen dafür, die bisherige Koalition
       fortzusetzen. Ihre Spitzen erhalten Top-Ergebnisse: 99 Prozent für Kraft,
       98 Prozent für Löhrmann.