# taz.de -- Kommentar zu Vetternwirtschaft: Verbote bringen's nicht immer
       
       > Über Vetternwirtschaft zu diskutieren ist richtig. Im Fall von
       > Abgeordneten aber, die Partner oder Bekannte beschäftigen, ist die
       > Debatte verfehlt.
       
 (IMG) Bild: In Schleswig-Holstein und Berlin wollen die Piraten alle Verkehrszeichen abgebauen.
       
       Ja, es gibt Vetternwirtschaft. Ja, es kommt vor, dass öffentliche Aufträge
       an den Kumpel oder den Schwager gehen, auch wenn der nicht das beste
       Angebot vorlegt. Und ja, das ist nicht gut so. Das aber hat nichts damit zu
       tun, worum es gerade bei den Piraten Streit gibt: ob nämlich Abgeordnete
       Ehepartner oder Lebensgefährten als Mitarbeiter beschäftigen dürfen. Das
       gilt als anrüchig oder ist gleich ganz verboten. Das aber ist nicht
       Ausdruck von Korruptionsbekämpfung, sondern schlicht: Quatsch.
       
       Denn während es den Beamten nicht direkt betrifft, wenn die Firma, der er
       den Bauauftrag zugeschanzt hat, schlampt oder zu teuer arbeitet, wäre das
       bei seinem eigenen Hausbau anders. Da würde er seinen Cousin nur ranholen,
       wenn der die Bude mindestens genauso gut und preiswert hochzieht wie der
       Maurer aus den Gelben Seiten.
       
       Genauso ist das mit Mitarbeitern von Parlamentariern. Die sind auf gute
       Zuarbeit angewiesen. Das gilt umso mehr für Mitglieder des
       Abgeordnetenhauses, denen – anders ihren Bundestagskollegen – nicht
       tausende, sondern nur ein paar hundert Euro im Monat zur Verfügung stehen.
       Schon aus Eigeninteresse wird keiner einen Unfähigen anstellen, wenn er
       dadurch dumm dasteht. Auch wenn es die gemeinsame Kasse aufbessert.
       
       Wieso erscheint es denn so abstrus, dass Kumpel, Ehe- oder Lebenspartner
       nicht nur daheim oder sonst wo, sondern auch im Büro die ideale Ergänzung
       sind? Das sollten Parlamentarier selbst entscheiden dürfen. All das setzt
       natürlich voraus, das sie tatsächlich an guter Arbeit interessiert ist.
       Aber daran grundsätzlich zu zweifeln wäre dann doch des Pessimismus zu
       viel.
       
       17 Apr 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Stefan Alberti
       
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