# taz.de -- Gewalt in Syrien: UN-Beobachtern Visa verweigert
       
       > Syrien scheint nicht alle UN-Beobachter wilkommen zu heißen. Drei Visa
       > wurden verweigert. Nachdem das Regime die geforderte Waffenruhe brach,
       > greifen auch die Deserteure wieder an.
       
 (IMG) Bild: Burhan Galiun (re.) mit Clinton beim Treffen der „Freunde Syriens“, die leider nichts bewirken.
       
       NEW YORK/ ISTANBUL afp|dpa | Syrien hat einigen internationalen
       Beobachtern, die für die Vereinten Nationen den Waffenstillstand im Land
       überwachen sollen, die Visa verweigert. „Bisher hat es drei Ablehnungen
       gegeben“, sagte am Dienstag in New York der Chef der UN-Blauhelmeinsätze,
       Hervé Ladsous. Die Nationalitäten der Abgelehnten nannte er nicht.
       Diplomaten zufolge will Damaskus aber offenbar keine Beobachter aus
       westlichen Staaten wie den USA, Frankreich, Großbritannien und auch
       Deutschland ins Land lassen. Auch arabische Länder wie Saudi-Arabien und
       Katar, die die syrische Opposition unterstützen, würden kritisch gesehen.
       
       Ladsous teilte zudem mit, dass die bereits im Land weilenden UN-Beobachter
       in mehreren Städten schwere Waffen der Truppen von Präsident Baschar
       al-Assad gesichtet hätten. Dies widerspricht den Vereinbarungen des unter
       UN-Vermittlung geschlossenen Waffenstillstandsabkommens. Überhaupt werde
       immer wieder gegen das Abkommen verstoßen, und zwar von beiden Seiten,
       konstatierte Ladsous.
       
       Derzeit befinden sich laut Ladsous 24 unbewaffnete UN-Beobachter zur
       Überwachung der Waffenruhe in Syrien, die offiziell seit dem 12. April
       gilt, aber sehr brüchig ist. Ihre Zahl soll in den kommenden Tagen
       verdoppelt und später auf 300 aufgestockt werden. Am Sonntag war der
       norwegische General Robert Mood, der die Beobachtermission leitet, in
       Damaskus eingetroffen. Er forderte nachdrücklich ein Ende der Gewalt, bei
       der seit Beginn der Massenproteste gegen Assad vor mehr als einem Jahr nach
       Oppositionsangaben mehr als 11.000 Menschen getötet wurden.
       
       Während das syrische Regime mit Granaten und Massenfestnahmen gegen die
       Protestbewegung vorgeht, wird auch die Opposition immer radikaler. Der
       Vorsitzende des Syrischen Nationalrates (SNC), Burhan Ghaliun, sagte der
       Nachrichtenagentur dpa in einem Telefoninterview: „Für uns ist dieses
       Regime erledigt. Es ist wie eine stinkende Leiche, die darauf wartet,
       beerdigt zu werden.“ Der Nationalrat gilt bisher als gemäßigter Teil der
       Opposition und ist ein wichtiger Ansprechpartner für westliche Diplomaten.
       
       ## Die Deserteure können sich selbst kaum verteidigen, geschweige denn
       angreifen
       
       Der in Paris ansässige SNC-Vorsitzende fügte hinzu, das Regime von
       Präsident Baschar al-Assad halte die für den 12. April vereinbarte
       Waffenruhe nicht ein. Die Deserteure dagegen setzten die wenigen Waffen,
       die sie besitzen, nur in Selbstverteidigung ein. UN-Generalsekretär Ban Ki
       Moon erklärte nach Angaben eines Sprechers, er sei sehr beunruhigt über die
       andauernde Gewalt in Syrien. Der Sprecher sagte: Verbesserungen seien
       lediglich an den Orten festzustellen, an denen die UN-Beobachter
       stationiert seien.
       
       Die UN-Beobachtermission in Syrien nimmt inzwischen langsam Gestalt an. Der
       Chef der Mission, der norwegische General Robert Mood, nahm am Montag seine
       Arbeit in Damaskus auf. Er traf sich dort mit Vize-Außenminister Faisal
       Mekdad. Allerdings hat sich die Waffenruhe, die von den unbewaffneten
       Militärs überwacht werden soll, bisher noch nicht eingestellt. Am
       Montagmorgen detonierten in der Nähe eines Hotels in der Stadt Idlib, in
       dem zwei der UN-Beobachter untergebracht waren, zwei große Sprengsätze.
       
       Nach Informationen der Organisation Syrischer Menschenrechtsbeobachter
       starben mindestens 22 Menschen, als kurz hintereinander zwei Bomben in der
       Nähe des Militärgeheimdienstes und eines Gebäudes des berüchtigten
       Geheimdienstes der Luftwaffe explodierten. Die meisten Opfer seien
       Sicherheitskräfte gewesen, hieß es. Die staatliche Nachrichtenagentur Sana
       sprach von neun Toten und etwa 100 Verletzten.
       
       ## Das Regime soll für die Anschläge verantwortlich sein
       
       Vertreter der Protestbewegung machten das Regime für die Anschläge in Idlib
       verantwortlich. Sie begründeten ihren Verdacht mit Hinweis auf ein
       angebliches Geheimpapier aus dem Sicherheitsapparat, in dem ein Plan für
       Bombenanschläge skizziert worden sein soll, „damit die Leute nur noch die
       Wahl haben zwischen Sicherheit (repräsentiert durch das Regime) und dieser
       Freiheit, die sie wollen“.
       
       Am Dienstag sollen bei Militäroperationen 37 Menschen getötet worden sein.
       Gegner des Regimes von Präsident Baschar al-Assad berichteten, unter den
       Toten seien zwölf Soldaten und ein Zivilist, die während eines Gefechts
       zwischen Deserteuren und Regierungstruppen in der Provinz Deir as-Saur ums
       Leben gekommen seien. Insgesamt fünf Deserteure seien in den Provinzen
       Idlib, Damaskus-Land, Hama und Homs getötet worden. In Idlib sei in der
       Nacht ein Wohnhaus von einer Mörsergranate getroffen worden. Unter den
       Toten seien drei Kinder.
       
       Derweil sollen zwei kleinere neue Parteien ihre Teilnahme an der für
       kommenden Montag (7.5.) angekündigten Parlamentswahl abgesagt haben. Das
       meldete die regierungsnahe syrische Tageszeitung Al-Watan am Dienstag auf
       ihrer Website.
       
       Seit Beginn des Aufstandes gegen Assad im März 2011 sollen etwa 10 000
       Menschen getötet worden sein. Zehntausende flohen in die Nachbarländer
       Libanon, Türkei und Jordanien.
       
       1 May 2012
       
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