# taz.de -- CDU-Spitzenkandidat Jost de Jager: Eher ein Technokrat
       
       > Die CDU hat bei der Wahl die meisten Stimmen geholt – doch reicht es für
       > eine Regierung? Spitzenkandidat Jost de Jager fiel selbst seiner eigenen
       > Partei spät auf.
       
 (IMG) Bild: Vermutlich kein Ministerpräsident: Jost de Jager.
       
       BERLIN taz | Von der Marke „Seebär“ wie der abtretende Landesvater Peter
       Harry Carstensen ist der Mann nicht. Jost de Jager, der nun Chef einer
       neuen Koalition in Schleswig-Holstein werden könnte, ist ein eher glatter,
       technokratisch wirkender Politiker. Im Wahlkampf zeigte er erst ganz am
       Schluss etwas Angriffslust.
       
       Der 47-jährige gelernte Journalist mit Magister in Geschichte hat
       Schleswig-Holstein seit seiner Geburt nur einmal für längere Zeit verlassen
       – für einen Studienaufenthalt in Belfast, Nordirland. Seit 1996 saß er für
       die CDU im Landtag, wurde 2005 Staatssekretär, 2009 Chef im Wissenschafts-
       und Wirtschaftsministerium. Der norddeutschen Öffentlichkeit fiel der
       Minister erstmals auf, als er die Schließung des Medizinstudiengangs Lübeck
       gegen Protest durchsetzen wollte.
       
       CDU-intern dürfte er als „Reformer“ gelten, seitdem er sich im Streit über
       die Schulpolitik vor Bundesbildungsministerin Annette Schavan warf und ihr
       „Zweisäulenmodell“ – Gymnasium plus „Oberschule“ – verteidigte: „Die
       Menschen da draußen“ verstünden die weitere Zersplitterung der
       Schullandschaft nicht mehr.
       
       Dass der Pastorensohn zum Ministerpräsidenten taugen sollte, fiel freilich
       auch der CDU erst spät auf. Ganz fix musste 2011 ein Spitzenkandidat her,
       nachdem Carstensens Lieblingskandidat Christian von Bötticher über eine
       Affäre mit einer 16-Jährigen stolperte.
       
       Auch Torsten Albig, SPD-Spitzenkandidat und Oberbürgermeister in Kiel,
       hatte zuvor angekündigt, gar nicht erst das Gespräch mit CDU-Spitzenmann
       Jost de Jager zu suchen. Dieser war im eigenen Wahlkreis nicht angetreten
       und verfehlte damit ein Mandat im künftigen Landtag. Da die CDU bei der
       Landtagswahl mit 22 Direktmandaten genauso viele errreichte, wie ihr nach
       dem Zweitstimmen-Ergebnis zustanden, kam die Landesliste mit de Jager auf
       Platz eins nicht zum Zuge.
       
       6 May 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ulrike Winkelmann
       
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