# taz.de -- 1. Mai: Rohrbomben bringen Koppers in Erklärungsnöte
       
       > Scharfe Kritik an der Informationspolitik der Polizei zu
       > Rohrbombenfunden. Fehler eingeräumt.
       
 (IMG) Bild: Die von der Polizei präsentierten Rohrbomben.
       
       Polizei im Visier: Nach dem Fund dreier ungezündeter Rohrbomben an der
       Wegstrecke der 18-Uhr-Demonstration am 1. Mai in Kreuzberg moniert die
       Opposition, die verspätete Information der Öffentlichkeit. Inzwischen räumt
       auch die Polizei Fehler ein. Interimspolizeipräsidentin Margarete Koppers
       hatte bereits am 3. Mai von den Sprengsätzen gewusst – über den Fund aber
       erst vier Tage später informiert: am Montag im Innenausschuss.
       
       Grünen-Innenexperte Benedikt Lux kritisiert, die Information hätte „sofort
       an die Öffentlichkeit“ gemusst. Umso mehr, als die Polizei am Montag von
       „Lebensgefahr“ sprach, die Findern eventuell vorhandener weiterer Bomben
       drohe. „Eine aktive Informationspolitik sieht anders aus“, so Lux. Die
       Polizei müsse die Tat mit Hochdruck aufklären.
       
       Laut Polizeisprecher Stefan Redlich wusste Koppers seit dem Nachmittag des
       3. Mai von den Sprengsätzen. Darauf habe sie einen Bericht für Montag früh
       vor dem Ausschuss angefordert. Dass ein Beamter am 1. Mai noch weitere
       Rohrbomben gesehen haben will, habe man erst am Freitag erfahren. Nicht
       sofort die Öffentlichkeit informiert zu haben, war möglicherweise ein
       Fehler, gestand Redlich. „Das werden wir im Präsidium kritisch prüfen.“ Man
       habe aber „nichts schönen“, sondern „Hysterie verhindern“ wollen.
       
       Einsatzkräfte hatten die 40 Zentimeter langen Rohre laut Redlich zuerst für
       „selbst gebaute Chinakracher“ gehalten. Erst eine Untersuchung der
       Kriminaltechnik am Abend des 3. Mai habe ergeben, dass diese mit
       Chloratzucker und nicht mit herkömmlichem Schwarzpulver gefüllt waren. Es
       müsse nun geklärt werden, warum dies bei keinem der drei Funde der
       Einsatzleitung gemeldet wurde, so Redlich. „Das ist schiefgelaufen.“
       Koppers ordnete inzwischen einen internen Untersuchungsbericht an, die
       erste Fassung soll Anfang kommender Woche fertig sein.
       
       ## „Fischen im Trüben“
       
       Christopher Lauer (Piraten) fordert „schnellstmöglich“ Fakten dazu, warum
       die Sprengsätze anfangs nicht erkannt wurden. So etwas dürfe gerade im
       Hinblick auf künftige Großereignisse in der Stadt „nicht noch einmal
       passieren“. Linken-Fraktionschef Udo Wolf nannte es „mehr als rätselhaft“,
       dass die Polizei auch über eine Woche nach dem 1. Mai nicht weiß, ob die
       Rohre zündfähig waren. „So fischen alle weiter im Trüben.“ Die Behörde baut
       die Sprengsätze nach, um deren Explosionsfähigkeit zu testen. Ihre Wirkung
       scheint weniger brisant: Die Enden waren laut Polizei nicht verschraubt.
       Eine Explosion, die das Rohr zersplittert hätte, wäre also unwahrscheinlich
       gewesen.
       
       Innensenator Frank Henkel (CDU) äußerte sich am Mittwoch nicht.
       Unterstützung für Koppers kommt von CDU-Innenpolitiker Robbin Juhnke. Er
       nennt es „legitim, erst mal gründlich zu prüfen und dann mit gesicherten
       Fakten an die Öffentlichkeit zu gehen“. Gesicherte Fakten? Juhnke: „Ob es
       mehr als einfache Feuerwerkskörper waren.“
       
       KONRAD LITSCHKO
       
       9 May 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Konrad Litschko
       
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