# taz.de -- Kommentar Drohende Opel-Schließung: Das eigentliche Problem in NRW
       
       > Bei Opel drohen mal wieder Werksschließungen. Der Autohersteller hat es
       > nicht leicht auf dem Markt, aber ständige Standortdebatten helfen da
       > nicht.
       
 (IMG) Bild: Nicht nur dem Golf mangelt es bei der Herstellung an politischer Korrektheit.
       
       Der Sieg der Dortmunder im Fußballpokalendspiel, der klare Sieg von
       Rot-Grün bei der NRW-Wahl – vielen Menschen in Nordrhein-Westfalen ist
       derzeit nach Feiern zumute. Aber schon gibt es schlechte Nachrichten aus
       dem fernen Rüsselsheim: Bei Opel soll mal wieder der Rotstift gezückt
       werden.
       
       Das stellt auch das Werk in Bochum erneut infrage. Käme es dazu, wäre das
       ein harter Schlag für das Ruhrgebiet, das unter dem Strukturwandel und
       schwachen Kommunalfinanzen leidet. Rot-Grün würde mit einer kaum lösbaren
       Aufgabe starten: Wie soll Bochum, das schon die Schließung der Nokia-Fabrik
       hinnehmen musste, den Verlust seiner industriellen Basis verkraften?
       
       Die Situation ist paradox: Der deutschen Autoindustrie geht es blendend;
       VW, Daimler und BMW fahren satte Gewinne ein. Nur Opel, das ordentliche
       (Familien-)Autos baut und hierzulande schon ein Elektrofahrzeug auf den
       Markt brachte, hat Probleme, hausgemachte Probleme. Denn während die
       Konkurrenz auf den wachsenden Märkten in aller Welt wildert, darf Opel dort
       nicht ran, weil der US-Mutterkonzern General Motors dort seine Eigenmarken
       absetzen will. Opel soll einen Sprint gewinnen – ist aber beinamputiert.
       
       Auf dem gesättigten deutschen und europäischen Markt hat Opel indessen
       starke Konkurrenz: Am VW Golf kommt der Opel Astra nicht vorbei, und im
       Kleinwagensegment kommen aus Tschechien, Rumänien und Fernost gute und
       günstige Fahrzeuge. Daher erreicht Opel kaum profitable Stückzahlen: Opel
       ist ein Massenhersteller ohne Massenpublikum.
       
       Vielleicht sähe die Lage bald besser aus, wenn das Opel-Management nicht
       bei den ersten Schwierigkeiten mit Produktionsverlagerungen oder gar
       Werksschließungen drohte. Denn eines ist klar: Ständige Standortdebatten
       verunsichern potenzielle Käufer.
       
       14 May 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Richard Rother
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Fahrzeugindustrie und Rohstoffe: Schmutzige Erzförderung für Autos
       
       Autos bestehen zu fast drei Vierteln aus Metallen. Bei der Förderung der
       Erze wird wenig Wert auf menschenwürdige Arbeitsbedingungen gelegt.
       
 (DIR) Peugoet-Citroën streicht 8.000 Stellen: Kahlschlag made in France
       
       Der französische Autokonzern PSA Peugoet-Citroën reagiert auf den
       krisenbedingten Absatzeinbruch und streicht tausende Stellen. Ein
       Traditionswerk soll geschlossen werden.
       
 (DIR) Verhandlungen über Bochumer Opel-Werk: Verlängerung bis 2016
       
       Wenn die Produktion des Zafira endet, will Opel das Werk in Bochum dicht
       machen. Den Beschäftigten könnte das für vier bis sechs Jahre die Jobs
       erhalten.
       
 (DIR) Krise bei Autohersteller Opel: Opel-Chef Stracke spielt auf Zeit
       
       Die Opel-Betriebsräte fühlen sich mit der angeblich offenen Entscheidung
       über Werkschließungen erpresst. Nun denken sie über Streiks nach. Das wäre
       teuer für den Konzern.
       
 (DIR) Rüsselsheim verliert Astra: Es droht der „Todesstoß für Bochum“
       
       Ellesmere Port und Gliwice freuen sich, Rüsselsheim ist schockiert: Das
       Auto-Modell Astra wird dort künftig nicht mehr produziert. Auch im
       Ruhrgebiet wird es ernst.
       
 (DIR) Kommentar NRW: Die Macht der Fürsorge
       
       Das „typisch Männliche“ dankt im Moment ab, „das Weibliche“ verliert etwas
       von seinem Malus. Im Reich des Postgender sind wir trotzdem noch nicht
       angekommen.
       
 (DIR) Autokonzern: Opel geht zurück auf Start
       
       Der Konzern steckt wieder in der Krise. Die Produktion des Astra könnte
       Deutschland verlassen, der Standort Bochum ist gefährdet. Eine
       Modelloffensive soll helfen.
       
 (DIR) Röttgen nach NRW-Wahl in der Kritik: Minister auf Bewährung
       
       Röttgen ist nach seiner Niederlage angeschlagen. Die Opposition fordert
       seinen Rücktritt: Er sei nicht nur als Spitzenkandidat überfordert gewesen,
       sondern auch als Minister.