# taz.de -- Islamisten eskalieren Konflikt um „Pro NRW“: „Tötet alle Pro-NRW-Mitglieder“
       
       > Das Innenministerium nimmt die Drohung ernst: Ein Bonner Dschihadist ruft
       > zu Attentaten auf Anhänger der rechtsextremen Partei „Pro NRW“ auf.
       
 (IMG) Bild: Schleuder, Messer und Stahlkugeln: Sichergestellt bei Salafisten nach der Demo gegen „Pro NRW“ in Bonn am 5.Mai.
       
       BERLIN taz | Die Auseinandersetzung zwischen gewaltbereiten Islamisten und
       Islamfeinden in Deutschland droht weiter zu eskalieren. In einem
       einflussreichen dschihadistischen Internetforum ist am Wochenende ein
       Aufruf aufgetaucht, Mitglieder der rechtsextremen Partei „Pro NRW“ zu
       ermorden. Die Sicherheitsbehörden halten die Audiobotschaft für echt.
       
       In dem siebenminütigen Clip fordert der aus Bonn stammende Dschihadist
       Yassin Chouka, der als Propagandist der im pakistanisch-afghanischen
       Grenzgebiet agierenden Terrorgruppe „Islamische Bewegung Usbekistan“ (IBU)
       auftritt: „Ihr sollt die Mitglieder der Pro NRW alle töten.“ Man solle
       Informationen über Wohnorte, Arbeitsplätze und tägliche Routinewege
       sammeln, um dann „am besten im Schutz der Dunkelheit oder im Morgengrauen“
       zuzuschlagen und die Rechten zu ermorden.
       
       „Wir nehmen die Drohung ernst“, sagte der Sprecher des
       nordrhein-westfälischen Innenministeriums der taz. Der Aufruf sei sehr
       konkret, einzelne Personen würden darin aber nicht genannt. Ob die
       Funktionäre der rechtsextremen Partei nun unter Polizeischutz stünden,
       wollte der Sprecher nicht sagen.
       
       ## Strategie der „maximalen Provokation“
       
       In den vergangenen Wochen war es in Deutschland zum ersten Mal zu einem
       öffentlich ausgetragenen Konflikt zwischen Islamisten und Islamfeinden
       gekommen. Auslöser war eine Strategie der „maximalen Provokation“ der
       selbsternannten „Bürgerbewegung“ Pro NRW, die im Landtagswahlkampf vor
       Moscheen und anderen islamischen Einrichtungen Mohammed-Karikaturen zeigte.
       Bei einer Demo gegen die Aktion in Solingen schwenkten Salafisten
       Dschihad-Fahnen und griffen die Polizei an.
       
       In Bonn randalierten mehrere hundert der militanten Islamisten, warfen
       Steine und sogar Gullydeckel. Knapp 30 Polizisten wurden verletzt, zwei
       durch Messerstiche schwer. Dem Angreifer wirft die Staatsanwaltschaft
       versuchten Mord vor. In Köln wurden in der Woche vor der Wahl weitere
       Gewaltexzesse nur durch ein Aufgebot von 1.000 Polizisten verhindert.
       
       Der aus Bonn stammende Dschihadist Yassin Chouka und sein Bruder Monir
       waren seit 2009 immer wieder in Propaganda- und Drohvideos der von Pakistan
       aus agierenden IBU aufgetreten – ohne dass dies bisher in Deutschland
       direkte Folgen gehabt hätte. Auch nach dem Mordaufruf gegen
       Pro-NRW-Mitglieder heißt es nun: Das für die Gefahreneinschätzung
       zuständige BKA habe keine Hinweise auf unmittelbar bevorstehende
       Gewalttaten durch Islamisten.
       
       Eine indirekte Gefahr solcher Drohungen wird aber in Sicherheitskreisen
       gesehen: Selbstradikalisierte junge Männer könnten sich animiert fühlen,
       auf eigene Faust zuzuschlagen. So wie der 21-Jährige Arid Uka, der im März
       2011 am Frankfurter Flughafen zwei US-Soldaten erschoss. Er hatte sich
       durch dschihadistische Propaganda aus dem Internet indoktrinieren lassen,
       darunter waren auch Videos der IBU. Noch auf dem Weg zum Attentat hörte er
       eine Kampfhymne der Chouka-Brüder, in der es hieß: „Ich bin im Dschihad.“
       
       20 May 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Wolf Schmidt
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Dschihadismus
       
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