# taz.de -- Kommission kritisiert Rekrutierungspraxis: Afghanische Lokalpolizei unterwandert
       
       > Die afghanische Menschenrechtskommission AIHRC kritisiert die Nato für
       > ihre Rekrutierungspraxis beim Aufbau von Polizeitruppen. Standards würden
       > nicht eingehalten.
       
 (IMG) Bild: Die lokalen Polizeitruppen in Afghanistan (ALP) werden von der Nato aufgebaut.
       
       BERLIN/KABUL taz | Die Botschaft des Nato-Gipfels in Chicago zu Afghanistan
       lautet wie erwartet: „Die Nato bestätigt Obamas Abzugsplan“, wie
       US-Zeitungen am Dienstag titelten. Immerhin gab der US-Präsident zu, dass
       die Nato zwar ein stabiles, aber kein „perfektes“ Afghanistan hinterlassen
       werde.
       
       Doch selbst das nennt die Afghanische Unabhängige Menschenrechtskommission
       (AIHRC) noch zu optimistisch. In ihrem jüngsten Bericht warnt sie: Die
       Afghanistanpläne der Nato könnten zu mehr statt weniger Instabilität
       führen.
       
       Im Gegensatz zu den Nato-Granden, die in Chicago Stärke und Finanzierung
       der afghanischen Streitkräfte diskutierten, lenkt die angesehene Kommission
       den Blick auf die Qualität und kommt zu bedenklichen Ergebnissen.
       
       Zudem kritisiert sie mit der milizähnlichen Afghanischen Lokalpolizei (ALP)
       eine Truppe, die offiziell oft gar nicht mitgezählt wird, obwohl sie gerade
       in Taliban-Hochburgen Lücken füllen soll.
       
       Die AIHRC moniert, dass festgelegte Rekrutierungsstandards nicht
       eingehalten werden. Dadurch haben „lokal einflussreiche Personen“, die
       schon vorher in ethnische und Stammeskonflikte involviert waren, in „großem
       Umfang“ die ALP unterwandern und mit ihr "alte Rechnungen“ begleichen
       können.
       
       ## Illegale bewaffnete Truppen
       
       Entgegen ursprünglicher Zusagen werden auch Gruppen übergelaufener
       Aufständischer in die ALP integriert. In der Westprovinz Herat gehörten
       laut Bericht 80 Prozent aller ALP-Mitglieder zu früheren „illegalen
       bewaffneten Gruppen“.
       
       Dazu zählen nicht nur frühere Aufständische, sondern vor allem
       Bürgerkriegsmilizen, die schon vor 2004 hätten entwaffnet werden müssen.
       Die AIHRC dokumentiert Fälle, in denen Nato-Einheiten ohne Absprache mit
       dem zuständigen Kabuler Innenministerium ALP-Gruppen aufstellen.
       
       ALP-Einheiten gibt es derzeit in fast 70 der 400 Distrikte des Landes mit
       insgesamt 12.000 Mann. Sie sollen bis 2013 auf 30.000 erhöht und dann
       wieder abgebaut werden. Doch leben Milizen oft länger als geplant.
       
       Neben der ALP gibt es noch ähnliche Formationen wie die sogenannten CIPPs
       (Programm zum Schutz kritischer Infrastruktur) etwa in Kundus. Sie wurden
       von US- und deutschen Offizieren gelobt, obwohl Präsident Karsai ihre
       Auflösung verfügt hatte.
       
       23 May 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) T. Ruttig
 (DIR) F. Foschini
       
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