# taz.de -- Finanzkrise bedroht Banken in Zypern: Angst vor dem Untergang
       
       > Zyperns Banken müssen fürchten, von der griechischen Krise mitgerissen zu
       > werden. Kapital wird außerhalb Europas gesucht. Jeder zehnte griechische
       > Zypriote ist ohne Job.
       
 (IMG) Bild: Bedrohte Zahlungsfähigkeit: Die Banken Zyperns sind stark in Griechenland engagiert.
       
       BERLIN taz | Zypern fürchtet von der drohenden Staatspleite Griechenlands
       mit in den Bankrott gerissen zu werden. Dabei ist die Situation aufgrund
       der engen Verflechtungen zwischen griechischen und zypriotischen Banken
       schon jetzt prekär. Die Laiki-Bank – besonders stark beim Nachbarn in Athen
       engagiert – muss bis zum 30. Juni 1,97 Milliarden Euro besorgen:
       andernfalls bleibt nichts anderes übrig, als einen Hilfsantrag beim
       europäischen Rettungsfonds zu stellen. Nur einen Tag später, am 1. Juli,
       übernimmt die Republik Zypern für ein halbes Jahr die EU-Präsidentschaft.
       
       Rund 150 Milliarden Euro stehen als Kredite in den Büchern der großen
       Banken Zyperns. Davon fallen 24 Milliarden auf griechische Schulden, die
       nicht nur den Banken zum Verhängnis werden könnten. Zum Vergleich: Das
       Bruttoinlandsprodukt der griechisch dominierten Republik mit etwa 800.000
       Einwohnern beträgt dagegen jährlich nur rund 19 Milliarden Euro.
       
       Sollte Griechenland in die Staatspleite schlittern, dann ist zu erwarten,
       dass nicht nur alle griechischen, sondern auch etliche zypriotische
       Institute untergehen. „Ich weiß wirklich nicht, was dann passieren wird“,
       sagte Andreas Mavroyiannis, Staatssekretär für europäische Angelegenheiten,
       der taz. Die Ratingagentur Fitch senkte in der letzten Woche den Ausblick
       für die drei größten zypriotischen Banken.
       
       Die Laiki Trapeza, übersetzt Volksbank, war früher ein überschaubares
       Unternehmen. Dann setzten die zypriotischen Banker auf Expansion, kauften
       eine Bank in Athen und gründeten weltweit Vertretungen. Jetzt versucht ihr
       Chef Michael Sarris verzweifelt, das Institut wieder gesundzuschrumpfen.
       2,4 Milliarden Euro betrug der Fehlbetrag im letzten Jahr.
       
       ## Suche nach Kapital außerhalb Europas
       
       Der griechische Schuldenschnitt riss das nächste Loch in die Kasse. Nun
       muss Sarris, ein früherer Finanzminister, zudem schnell fast 2 Milliarden
       Euro auftreiben, um die verschärften Auflagen der Europäischen
       Bankenaufsicht zur Eigenkapitalquote zu erfüllen. Er sucht das fehlende
       Kapital außerhalb Europas. Auf dem Kontinent findet sich kaum ein Institut,
       das zu einem solchen Risiko bereit wäre. Die Frist verstreicht am 30. Juni.
       Doch Bank wie Regierung sind sich einig, einen Antrag auf Rettungshilfe
       vermeiden zu wollen. Man werde alles tun, was möglich ist, versicherte
       Zyperns Präsident Demetris Christofias in der letzten Woche.
       
       Staatssekretär Andreas Mavroyiannis macht auf Optimismus: Insgesamt seien
       die Wirtschaftsindikatoren für sein Land „nicht schlecht“. Man bemühe sich,
       das Defizit des Staatshaushalts in den Griff zu bekommen, sagte er. Das
       stieg 2011 auf etwa 7 Prozent – viel zu hoch für die Maastricher Verträge,
       vor allem aber zu viel, um auf dem internationalen Kapitalmarkt staatliche
       Schuldpapiere zu erträglichen Preisen loszuwerden.
       
       Bis zu 16 Prozent Zinsen verlangten potenzielle Kreditgeber von Zypern.
       Präsident Christofias, ein Mitglied der sich kommunistisch gebenden
       Akel-Partei, ließ seine Verbindungen nach Moskau spielen. Am Ende erhielt
       Zypern einen 2,5-Milliarden-Euro-Kredit von Russland zu nur 4,5 Prozent
       Zinsen. Doch ob diese Aktion wiederholbar ist, wird bezweifelt.
       
       Die bisherigen Sparpakete haben etwa die Gehälter für Staatsbedienstete
       verringert und Neueinstellungen gestoppt. Tatsächlich geben die Zahlen
       Mavroyiannis recht: Das Staatsdefizit sinkt wieder. Doch gesunken sind auch
       die Einkommen, gestiegen sind die Steuern für Normalverbraucher. Jeder
       zehnte griechische Zypriote ist ohne Job. Unter Jugendlichen liegt die
       Arbeitslosigkeit bei 20, unter jungen Akademikern bei 25 Prozent.
       
       ## Riesensummen aus schwarzen Kassen
       
       Jahrzehntelang kannte man auf Zypern praktisch keine Arbeitslosigkeit. Es
       gab bis zu 10 Prozent Wachstum im Jahr. Das lag auch an den extrem
       niedrigen Unternehmenssteuern von nur 10 Prozent, die jede Menge Geld ins
       Land spülten – darunter auch dubiose Riesensummen aus schwarzen Kassen
       Jugoslawiens und Russlands.
       
       Jetzt fürchtet man in Nikosia für den Fall, dass Zypern Gelder aus dem
       Rettungsfonds beantragen muss, eine Retourkutsche. Vielen EU-Staaten gelten
       die zypriotischen Unternehmenssteuern als pures Dumping, das die eigene
       Wirtschaft schädigt. Am 1. Juli übernimmt Zypern die EU-Präsidentschaft.
       Für die Insel ist es seit ihrem Beitritt 2004 eine Premiere.
       
       Ein kleiner Stab der Regierung arbeitet daran, dass Zypern die europäische
       Familie nicht enttäuscht – trotz des Dauerärgers mit der Türkei und den
       türkischen Zyprioten im abgespaltenen Inselnorden. Doch vor dem 1. Juli
       liegt der 17. Juni, der Tag, an dem in Griechenland gewählt wird.
       
       28 May 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Klaus Hillenbrand
       
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