# taz.de -- Die UNO hat drei Optionen in Syrien: Ausweitung, Ablösung oder Rückzug
       
       > Wie soll die internationale Gemeinschaft weitermachen? Unbewaffnete
       > Beobachter in einen Bürgerkrieg zu schicken, hat noch nie funktioniert.
       
 (IMG) Bild: Ein Kuriosum: Die UN-Mission in Syrien.
       
       BERLIN taz | Die UN-Beobachter in Syrien waren schon öfter an Schauplätzen
       von Massakern. Aber am Donnerstag durften sie zunächst nicht nach Masraat
       al-Kubair, sondern wurden an einer Armeesperre aufgehalten und dann
       beschossen, wie UN-Generalsekretär Ban Ki Moon in New York berichtete. Erst
       am Freitag konnten sie in das Dorf.
       
       Es war nicht der erste Affront dieser Art. Berichten zufolge werden die
       Beobachter nahezu täglich mit der Waffe angegriffen. Schwere Artillerie und
       tödliche Munition seien gegen sie eingesetzt worden, sagte Ban Ki Moon. Er
       lobte die „mutigen“ Beobachter; der Sicherheitsrat müsse jetzt aber
       überlegen, ob die Mission zu erfüllen sei.
       
       Die der UN-Beobachtermission Unsmis zugrunde liegende Sicherheitsresolution
       2043 vom 21. April führt aus, dass die Beobachter keine Waffen tragen. Sie
       schreibt auch vor, dass Syriens Regierung ihnen „volle, ungehinderte und
       sofortige Bewegungsfreiheit“ gewährt. Es gibt aber kein Mandat, dies auch
       tatsächlich durchzusetzen.
       
       Die Unsmis ist ein Kuriosum. Sie soll die Einhaltung des sogenannten
       Annan-Plans der UNO und der Arabischen Liga überwachen – also Rückzug der
       Armee aus den Städten, Ende der Gewalt und Einleitung eines politischen
       Prozesses. Aber wenn der Plan gar nicht umgesetzt wird, ist die Mission
       machtlos.
       
       ## Keine ermutigenden Beispiele
       
       Normalerweise gibt es unbewaffnete UN-Beobachter erst, wenn ein Konflikt
       eingefroren ist – beispielsweise auf den israelisch besetzten syrischen
       Golanhöhen oder im zwischen Indien und Pakistan umstrittenen Kaschmir.
       
       Präzedenzfälle für unbewaffnete UN-Truppen mitten im Bürgerkrieg sind nicht
       ermutigend. In Angola konnte die UN-Beobachtermission Monua, die 1997 auf
       den Abzug von UN-Eingreiftruppen folgte, nur hilflos zusehen, wie der Krieg
       zwischen Regierung und Unita-Rebellen erneut eskalierte; sie zog 1999
       mitten im Krieg ersatzlos ab.
       
       In Somalia sollte die UN-Mission Unosom I 1992 eine „grüne Linie“ in der
       zwischen Milizen umkämpften Hauptstadt Mogadischu überwachen; aber sie
       konnte weder die Kämpfe beenden noch humanitäre Hilfe schützen und wurde
       schließlich durch den Einmarsch von US-Marines überflüssig gemacht.
       
       ## Im Kongo ist die UN-Truppe mächtig geworden
       
       In der Demokratischen Republik Kongo schließlich kamen 2001 die ersten
       unbewaffneten UN-Beobachter, um eine Waffenstillstandslinie zwischen
       Regierung und Rebellen zu überwachen, was einen Friedensprozess
       ermöglichte.
       
       Doch angesichts permanenter Instabilität und dem Wunsch, nicht wie einst in
       Ruanda Massakern tatenlos zuzusehen, wurde die UN-Truppe im Kongo
       allmählich immer größer und mächtiger. Heute ist sie mit rund 20.000
       Soldaten die größte UN-Blauhelmtruppe der Welt und hat wiederholt robuste
       Kampfeinsätze geführt.
       
       Rückzug, Ausweitung oder Ablösung – dies sind also die Optionen.
       Unmittelbar stellt sich die Frage, wie die derzeit 297 Beobachter überhaupt
       weiter arbeiten sollen, ohne sich selbst schützen zu können. Die Entsendung
       einer Schutztruppe für die UN-Beobachter wäre jedoch der erste Schritt zu
       einer Militärintervention.
       
       8 Jun 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dominic Johnson
       
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 (DIR) Schwerpunkt Syrien
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