# taz.de -- Syrische Opposition mit neuem Chef: Mann für die Minderheiten
       
       > Der Syrische Nationalrat hat einen neuen Vorsitzenden gewählt. Die
       > Opposition setzt damit ein Signal für eine möglichst große Einheit im
       > Kampf gegen Assad.
       
 (IMG) Bild: Abdelbasset Sajda ist der neue Vorsitzende des oppositionellen Syrischen Nationalrats.
       
       Der Syrische Nationalrat (SNC) hat den seit Jahrzehnten im schwedischen
       Exil lebenden Oppositionspolitiker Abdelbasset Sajda in Istanbul zu seinem
       neuen Vorsitzenden gewählt. Als Reaktion auf Kritik an seinem Führungsstil
       hatte der bisherige Vorsitzende, Bourhan Ghaliun, sein Amt Ende Mai
       niedergelegt.
       
       Es scheint, als wolle der SNC mit der Wahl den Vorwürfen, die ethnische und
       religiösen Minderheiten in Syrien nicht ausreichend zu berücksichtigen,
       entgegentreten. Sajda gilt als Konsenskandidat, von dem sich auch die in
       Syrien lebenden Christen, Drusen und die muslimischen Fraktionen
       repräsentieren lassen können. Rund neun Prozent der syrischen Bevölkerung
       von rund 23 Millionen Menschen sind kurdisch oder kurdischstämmig. Sie
       stellen die größte Minderheit im Land.
       
       Sajda wurde 1956 in Amuda im syrischen, hauptsächlich kurdisch besiedelten
       Nordosten geboren, ist verheiratet und Vater von vier Töchtern und einem
       Sohn. Er promovierte in Philosophie an der Universität Damaskus,
       anschließend war er drei Jahre als Professor in Libyen tätig. Sein großes
       Interesse gilt antiken Kulturen. 1994 ging er nach Schweden ins Exil, wo er
       Arabisch unterrichtete und zahlreiche Bücher über Syrien und die kurdische
       Minderheit verfasste. Sajda leitet außerdem das Menschenrechtskommittee des
       SNC.
       
       Der 55-Jährige gilt als integer und loyal, Insider bemängeln aber seine
       politische Erfahrung. Kurz nach seiner Wahl sagte Sajda vor Journalisten,
       dass nun eine „sensible Phase“ angebrochen sei, da das Regime „in den
       letzten Zügen“ liege.
       
       Er übernimmt die Führung der Opposition in einem Moment der wachsenden
       Spannung zwischen den Aktivisten und Rebellen im Land und dem nach Außen
       hin repräsentierenden SNC. Monzer Makhous, ebenfalls Mitglied des SNC in
       Europa, kommentierte, dass es Sajda an politischer Erfahrung „mangele“.
       
       Ein anderes Mitglied, George Sabra, ein langjähriger Aktivist, betonte
       aber, dass Sajda „gute Beziehungen zu allen“ pflege. Vor allem aber sei er
       gewählt worden, sagte Basna Kodmani, der für die äußeren Beziehungen des
       SNC zuständig ist, weil er als moderat gilt. „Das soll ein Zeichen nicht
       nur an die Kurden, sondern an alle Minderheiten sein,“ betonte Kodmani in
       Anspielung auf die Aufrufe einiger syrischer Kurdenführer, die in der
       vergangenen Woche zur Verstärkung des bewaffneten Kampfes aufgerufen
       hatten.
       
       10 Jun 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jasna Zajcek
       
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