# taz.de -- Reaktionen auf Wahl: Ein Eckchen Zuckerbrot für Griechen
       
       > Deutsche Politiker und Banken zeigen sich verhalten optimistisch nach dem
       > Wahlausgang in Griechenland. Man ist sogar zu kleineren Zugeständnissen
       > bereit.
       
 (IMG) Bild: Warenhauskunde in Athen.
       
       BERLIN dapd | Griechenland soll für das von seinen Geldgebern verordnete
       Sparprogramm mehr Zeit bekommen. Der FDP-Bundestagsfraktionsvorsitzende
       Rainer Brüderle ließ erkennen, dass Griechenland mehr Zeit für die
       Umsetzung der Sparvorgaben bekommen könnte.
       
       Europaparlamentspräsident Martin Schulz (SPD) forderte darüber hinaus ein
       Wachstumspaket. EU-Energiekommissar Günther Oettinger forderte eine genaue
       Begründung für Änderungen am Sparpaket.
       
       Brüderle sagte der Zeitung Die Welt: „An den Auflagen und den Reformzielen,
       die mit den Hilfsmaßnahmen verbunden sind, sollten wir nichts ändern.“
       Allerdings könne es bei den Zeitvorgaben für die Umsetzung einzelner
       Reformen „noch sinnvolle Änderungen geben“.
       
       ## Brav gewählt
       
       Brüderle sagte, eine klare Mehrheit der griechischen Wähler habe sich für
       Europa und für Reformen ausgesprochen. „Die Verantwortlichen müssen diese
       Chance jetzt auch nutzen und ihr Land weiter auf klarem Reformkurs halten“,
       mahnte er. „Eine weitere Chance wird es kaum geben – nicht von den eigenen
       Wählern und auch nicht von der europäischen Solidargemeinschaft.“
       
       Schulz sagte: „Das Memorandum mit den Spar- und Reformauflagen ist nicht in
       Stein gemeißelt wie die Zehn Gebote.“ Die Spar- und Reformauflagen müssten
       überprüft und angepasst werden. „Wir müssen über flexiblere Laufzeiten
       sprechen“, forderte Schulz in der Passauer Neuen Presse.
       
       Die neue Regierung müsse sich aber zu den Verpflichtungen des Memorandums
       bekennen. Das sei die Voraussetzung für die Nutzung des 130 Milliarden Euro
       schweren Hilfspakets.
       
       Schulz verlangte ein Wachstumspaket für Griechenland.
       „Einnahmeverbesserungen und gezielte Investitionen sind der Schlüssel zu
       mehr Wachstum“, sagte er. Die Kreditvergabe könne mit einem
       Mikro-Kreditprogramm für Unternehmen in Gang kommen, die im Gegenzug
       arbeitslose Jugendliche einstellen sollten.
       
       EU-Energiekommissar Günther Oettinger sagte der Stuttgarter Zeitung, sollte
       Athen über eine Lockerung des Sparkurses verhandeln wollen, müsse dies gut
       begründet sein. Der wahrscheinliche Ministerpräsident Antonis Samaras müsse
       darlegen, welche Vorteile Griechenland und der EU daraus erwachsen.
       
       „Wir erwarten von Herrn Samaras und seiner Regierung schon, dass er sagt,
       warum die Treppe flacher werden soll“, sagte Oettinger. „Nur eine
       Verlängerung zu verlangen ohne Begründung – das wird nicht gehen.“
       
       ## Banken sind zufrieden
       
       Der Bundesverband deutscher Banken hat Zustimmung zur Verschiebung
       griechischer Zahlungen signalisiert. „Über zeitliche Streckungen wird man
       reden können“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes Michael Kemmer
       am Dienstag dem Deutschlandfunk. Dabei sei aber die Reihenfolge
       einzuhalten.
       
       Griechenland müsse die Sparanstrengungen wieder aufnehmen. „Wenn das dann
       nicht so schnell wirkt, wie alle miteinander hoffen, wird man sicherlich
       auch darüber sprechen können, dass man gewisse Rückzahlungsmodalitäten noch
       streckt.“
       
       Mit dem Wahlausgang in Griechenland sei Europa bei der Bewältigung der
       Schuldenkrise einen Schritt weiter gekommen. „Die Wahlen vom Sonntag sind
       ein absolut ermutigendes Signal“, sagte Kemmer weiter. Damit sei die Krise
       noch nicht überstanden. Die EU könne jetzt aber ein Signal nach außen zu
       setzen, dass sie es schaffe aus eigener Kraft deutlich nach vorn zu kommen.
       Ein solches Signal werde auch die Lage an den Finanzmärkten wieder
       beruhigen.
       
       19 Jun 2012
       
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