# taz.de -- Gericht stürzt Pakistans Regierungschef: Alles durcheinandergebracht
       
       > Der Sturz von Premier Gilani durch das Oberste Gericht bringt das Land in
       > die Krise. Auch der nächste Regierungschef muss befürchten, nicht lange
       > im Amt bleiben zu können.
       
 (IMG) Bild: Im Fernsehen wird das Urteil gegen Premier Yusuf Raza Gilani bekanntgegeben.
       
       ABU DHABI taz | Hastig hat sich Pakistans regierende Volkspartei (PPP) am
       Mittwoch auf Kandidatensuche für einen neuen Regierungschef begeben,
       nachdem das Oberste Gericht am Vortag Premier Yusuf Raza Gilani für
       amtsunfähig erklärt hatte. Doch auch mit der für Freitag geplanten
       Bestellung eines Nachfolgers wäre die Krise nicht beendet – sie beginnt
       erst.
       
       Auf den Straßen protestieren wütende Menschen seit Tagen gegen
       Stromausfälle, Taliban-Kämpfer und Al-Qaida-Terroristen töten täglich
       Soldaten und Zivilisten, die Inflation ist auf Rekordniveau.
       
       „Diese Regierung ist ein perfektes Rezept für Desaster“, sagt
       Oppositionsführer Nawaz Sharif und fordert Neuwahlen. Andere hingegen
       sprechen von einem „juristischen Staatsstreich“.
       
       Der pakistanische Journalist Cyril Almeida kritisiert: „Das Oberste Gericht
       hat einen weiteren Schritt vorwärts auf dem Weg zur Juristendiktatur
       genommen.“
       
       Denn das Urteil des Obersten Gerichts zieht einen ganzen Rattenschwanz
       unappetitlicher Unwägsamkeiten hinter sich her.
       
       Weil laut Gericht der Premierminister bereits seit zwei Monaten nicht mehr
       Premierminister ist und somit seine Regierung keine Regierung mehr, sind
       alle Gesetze und Entscheidungen aus diesem Zeitraum null und nichtig. Unter
       anderem der gerade verabschiedete Staatshaushalt.
       
       Und auch einer neuen Regierung sitzt das Oberste Gericht im Nacken: Sie
       muss damit rechnen, dass die gleiche Prozedur um den Schweizer
       Korruptionsskandal, der Gilani zum Verhängnis wurde, wiederholt wird.
       
       Denn der Rauswurf Gilanis ist nur vorerst der letzte Akt in dem endlosen
       Kampf zwischen Regierung und dem Obersten Gericht. Auf der einen Seite
       steht Chefrichter Chaudhry, der unerschrockene und eigenwillige Jurist, der
       schon 2007 Exgeneral Pervez Musharraf unbeirrt die Stirn bot.
       
       Auf der anderen Seite des Rings steht Staatspräsident Zardari, der es
       bislang virtuos verstanden hat, seine wackelige zivile Regierung vier Jahre
       lang durchzumogeln.
       
       20 Jun 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Agnes Tandler
       
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