# taz.de -- Pakistanischer Premier des Amtes enthoben: Gericht erklärt Gilani für unfähig
       
       > Der Regierungschef ist wegen Missachtung der Justiz symbolisch
       > vorbestraft. Er hält sich für immun. Es geht um einen Dauerkonflikt
       > zwischen beiden Instanzen.
       
 (IMG) Bild: Yusuf Raza Gilani.
       
       ABU DHABI taz | Pakistans Oberstes Gericht hat Premierminister Yusuf Raza
       Gilani am Dienstag seines Amtes enthoben, nachdem er vor zwei Monaten
       verurteilt worden war und seither offiziell vorbestraft ist.
       
       „Yusuf Raza Gilani ist seit dem 26. April, dem Tage seiner Verurteilung,
       nicht mehr befähigt, Mitglied des Parlaments zu sein. Zudem ist er seitdem
       nicht mehr Premierminister von Pakistan“, erklärte der Oberste Richter
       Iftikar Chaudhry bei der Urteilsverlesung in Islamabad. Der Richterspruch
       ist ein weiterer Höhepunkt im Dauerkampf zwischen ziviler Regierung und
       oberster Justiz.
       
       Gilani war im April wegen Missachtung des Gerichts zu einer symbolischen
       Haftstrafe von einer Minute Dauer verurteilt worden. Weil er damit
       vorbestraft ist, ist er nicht mehr befähigt, sein Amt auszuüben. Gilani
       meint hingegen, dass er als Premier immun vor Strafverfolgung ist. Es ist
       unklar, wie sich die Regierung nun verhalten wird.
       
       Gilani könnte versuchen, dem Urteil zu trotzen oder jemand anderem das Amt
       provisorisch übertragen. Zunächst aber muss die Wahlkommission Gilani
       formal disqualifizieren. Dazu hat sie 90 Tage Zeit. Gilani hatte sich im
       Streit mit der Justiz stets kämpferisch gegeben. Seine Partei hält im
       Parlament die Mehrheit und könnte es daher schaffen, auch seinen Nachfolger
       zu bestimmen. Doch das Urteil freut die Opposition, die auf einen Rücktritt
       und baldige Neuwahlen spekuliert.
       
       ## Komplexer Fall
       
       Der Fall Gilani ist kompliziert: Vor über zwei Jahren hatten das Oberste
       Gericht ein Verfahren gegen den Premier angestrengt, um Präsident Asif Ali
       Zardari zum Rückzug zu zwingen. Die Richter hatten von Gilani verlangt, ein
       altes Strafverfahren gegen Zardari wegen Geldwäsche und Korruption in der
       Schweiz wieder zu eröffnen. Gilani hatte sich mit dem Argument widersetzt,
       Zardari genieße wegen seines Amtes Immunität vor der Strafverfolgung.
       
       Ein Schweizer Gericht hatte Zardari und seine ermordete Ehefrau Benazir
       Bhutto 2003 wegen Korruption und Geldwäsche verurteilt. Das Paar soll in
       den 1990er Jahren, als Zardaris Frau Regierungschefin war,
       Bestechungsgelder von Schweizer Firmen kassiert haben.
       
       Der Fall wurde zu den Akten gelegt, nachdem Zardari 2008 Präsident wurde
       und per Gesetz Immunität bekam. Doch das Oberste Gericht hob 2009 den
       Schutz für Zardari auf und verlangte, den Fall wieder aufzunehmen. Gilani
       weigerte sich.
       
       19 Jun 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Agnes Tandler
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Pakistans neuer Premier: Wenig Strom, viel Korruption
       
       Der ehemalige Minister für Wasser und Energie ist der neue Regierungschef
       Pakistans. Raja Pervez Ashraf hat eine Krise zu verantworten, die er er
       jetzt lösen soll.
       
 (DIR) Neuer Premierminister in Pakistan: Ex-Textilminister jetzt Regierungschef
       
       Der alte Premier hatte sein Amt missachtet. Es ging um Geldwäsche.
       Daraufhin verbat ihm das Verfassungsgericht die Amtsausübung. Der
       Textilminister ist nun als Premier nominiert.
       
 (DIR) Gericht stürzt Pakistans Regierungschef: Alles durcheinandergebracht
       
       Der Sturz von Premier Gilani durch das Oberste Gericht bringt das Land in
       die Krise. Auch der nächste Regierungschef muss befürchten, nicht lange im
       Amt bleiben zu können.
       
 (DIR) Kommentar Pakistan: Pack schlägt sich, Pack verträgt sich
       
       Keine Träne für den pakistanischen Premier Gilani. Doch seine Absetzung
       durch das oberste Gericht hat nichts mit Demokratie, sondern mit internen
       Machtkämpfen zu tun.