# taz.de -- Kommentar Timbuktu: Eine Intervention ist zwingend nötig
       
       > Die radikalen Islamisten in Mali haben mit dem Freiheitskampf der Tuareg
       > nichts am Hut. Die Tuareg-Rebellen sind jetzt von ihren einstigen
       > Verbündeten selbst verdrängt worden.
       
       Mit der Zerstörung wichtiger Kulturgüter der Tuareg und des afrikanischen
       Islam durch radikale Islamisten in Timbuktu hat die Krise in Mali einen
       neuen Höhepunkt erreicht – und einen, der jetzt ein Eingreifen zwingend
       macht.
       
       Die Tuareg-Rebellen, die in Malis Nordhälfte erst im März und April einen
       Siegeszug vollbracht und einen unabhängigen Staat „Azawad“ ausgerufen
       hatten, sind jetzt von ihren eigenen Alliierten verdrängt worden.
       
       Die radikalen islamistischen Kämpfer haben mit dem Freiheitskampf der
       Tuareg nichts am Hut. „Azawad“ ist tot, noch bevor es tatsächlich gegründet
       werden konnte.
       
       An seine Stelle tritt ein Al-Qaida-Rückzugsgebiet, das eine Bedrohung für
       die dortige Bevölkerung und für die gesamte Region von Algerien bis Nigeria
       darstellt.
       
       Es rächt sich nun, dass seit dem Siegeszug der Tuareg-Rebellen vor einem
       Vierteljahr keine politische Kraft in Malis Hauptstadt Bamako und in
       Westafrika insgesamt eine Idee entwickelt hat, wie man innerhalb Malis mit
       den eigenen Tuareg einen Ausgleich finden könnte, der die Islamisten
       marginalisiert.
       
       Stattdessen verwickelten sich in Bamako Politiker und Militärs in einen
       Machtkampf und die Westafrikanische Regionalorganisation Ecowas beschloss
       zwar mehrfach eine Militärintervention, um dann aber nichts zu ihrer
       Realisierung zu tun.
       
       Es wäre vermutlich nicht besonders schwierig für eine gut ausgerüstete
       Spezialtruppe, die drei nordmalischen Städte Gao, Kidal und Timbuktu zu
       besetzen und die Islamisten in ihre Wüstenverstecke zurückzujagen.
       
       Die Afrikanische Union und der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen
       sollten umgehend grünes Licht für eine solche Militäroperation geben, und
       an dieser Operation sollten sich auch westliche Nationen beteiligen, die
       nach ihrem Krieg zum Sturz des Gaddafi-Regimes in Libyen eine gewisse
       Verantwortung für die Stabilisierung der Region tragen.
       
       1 Jul 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dominic Johnson
       
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