# taz.de -- Bürgerkrieg in Syrien: Kämpfe im Regierungsviertel
       
       > Bewohner der Hauptstadt Damaskus berichten von Kämpfen in Sichtweite des
       > Präsidentenpalastes und des Regierungsviertels. Wo sich Assad aufhält,
       > ist nicht bekannt. Hunderte fliehen.
       
 (IMG) Bild: Amateurvideoaufnahmen vom Mittwoch in Damaskus.
       
       AMMAN rtr/afp | Einen Tag nach dem Anschlag auf den engsten Führungszirkel
       in Syrien hat die Opposition den Druck auf Präsident Baschar al-Assad
       weiter verstärkt. Bewohner der Hauptstadt Damaskus berichteten am
       Donnerstag von Kämpfen in Sichtweite des Präsidentenpalastes und des
       Regierungsviertels. Unklar war der genaue Aufenthaltsort des Staatschefs,
       der seit dem Attentat auf drei seiner wichtigsten Gefolgsleute nicht in der
       Öffentlichkeit aufgetreten ist. Er sollte sich aber noch in Syrien
       aufhalten.
       
       Derweil drängten Deutschland und andere westliche Länder auf UN-Sanktionen,
       um die Gewalt einzudämmen. Allerdings war wenige Stunden vor Beratungen des
       Sicherheitsrats ein Einlenken von Russland und China nicht in Sicht.
       
       Regierungstruppen und Rebellen lieferten sich den fünften Tag in Folge
       Kämpfe in Damaskus. Die Regierung setzte auch Artillerie gegen die meist
       nur mit Gewehren und Granaten bewaffneten Aufständischen ein. Die Gefechte
       dauerten ohne Unterbrechung an, berichteten Bewohner. In der Nähe der
       Regierungszentrale sei mindestens ein Mensch getötet worden. Hunderte
       Familien seien auf der Flucht, fänden aber keinen Schutz. „Die Flüchtlinge
       können nirgendwo hin. In ganz Damaskus wird gekämpft", berichtete eine
       Bewohnerin.
       
       ## Hunderte Einwohner auf der Flucht
       
       Menschenrechtsaktivisten zufolge haben am Donnerstag hunderte Einwohner die
       Flucht ergriffen. Die Armee zeigte sich laut einem Vertreter der
       Sicherheitsdienste entschlossen, mit aller Härte gegen die bewaffneten
       Rebellen vorgehen. Der Vertreter der Sicherheitsdienste sagte, die „extrem
       heftigen Gefechte" zwischen Armee und Rebellen in Damaskus würden noch zwei
       Tage andauern. Es gehe darum, die syrische Hauptstadt vor Beginn des
       islamischen Fastenmonats Ramadan „von Terroristen zu säubern".
       
       Bislang hätten sich die Truppen „zurückgehalten", aber jetzt sei die Armee
       "entschlossen, alle in ihrem Besitz befindlichen Waffen zur Anwendung zu
       bringen", sagte der Vertreter der Sicherheitsdienste. Die Armee habe die
       Bevölkerung aufgefordert, sich aus den "Kampfzonen" zurückzuziehen. „Die
       Terroristen versuchen, die Einwohner als menschliche Schutzschilde zu
       verwenden", fügte er hinzu.
       
       Die in London ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte
       sprach von einer beginnenden Massenflucht in mehreren Stadtteilen. Dazu
       gehörten die Viertel Masse und Tadamun sowie das Palästinenserlager Jarmuk
       im Süden. In der Stadt herrschte eine gespannte Ruhe. Ein fliegender
       Händler im Stadtteil Bab-Tuma sagte: „Die Leute haben Angst. Nach dem
       Attentat rechnen sie mit allem."
       
       ## Wo ist Assad?
       
       Am Mittwoch waren bei einem [1][Anschlag auf die syrische Führung der
       Verteidigungsminister, Assads Schwager und ein hochrangiger Militär getötet
       worden]. Nach Angaben aus offiziellen Kreisen befehligte Assad von seinem
       Palast in Damaskus den Einsatz der Regierungstruppen. In Kreisen der
       Opposition hieß es dagegen, der Staatschef habe sich nach Latakia am
       Mittelmeer zurückgezogen. Ein besonderes Augenmerk sei darauf gerichtet,
       wie Assad die Befehlswege nach dem Verlust seiner drei wichtigsten
       Gefolgsleute aufrecht erhalte. „Der Anschlag gestern war ein schwerer, aber
       kein tödlicher Schlag", sagte ein Diplomat.
       
       Russland widersprach Berichten, dass es Assad Asyl gewähren könne. Darüber
       habe Präsident Wladimir Putin bei einem Telefonat mit seinem US-Kollegen
       Barack Obama nicht gesprochen, sagte ein Putin-Berater in Moskau. Beiden
       Präsidenten gelang es nach US-Darstellung nicht, ihre Differenzen
       auszuräumen. Russland und China lehnen Sanktionen gegen Syrien ab und haben
       mit ihrem Vetos bereits mehrere Resolutionen verhindert.
       
       ## Westerwelle drängt auf Resolution
       
       UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon und China verurteilten den Anschlag von
       Damaskus. Ban, der sich gegenwärtig in Peking aufhält, rief die fünf
       ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrats auf, wirksame Schritte gegen
       die zunehmende Gewalt zu unternehmen. Die Zeit dränge. „Das syrische Volk
       hat zu lange gelitten. Das Blutvergießen muss sofort beendet werden",
       forderte Ban.
       
       Großbritannien und Deutschland drangen auf rasche UN-Sanktionen gegen den
       Nahost-Staat. Der britische Premierminister David Cameron und
       Bundesaußenminister Guido Westerwelle riefen vor allem die Vetomacht
       Russland auf, ihre ablehnende Haltung aufzugeben. Die Botschaft an den
       russischen Präsidenten Putin laute, dass es für den UN-Sicherheitsrat an
       der Zeit sei, klare und harte Sanktionen zu verhängen, sagte Cameron in
       Kabul.
       
       Westerwelle appellierte an Russland und China, „für die Menschen in Syrien
       Verantwortung zu übernehmen und zu einer Stabilität der gesamten Region
       beizutragen". Die Gewalt könne nur durchbrochen werden, wenn sich der
       Sicherheitsrat auf eine Resolution einige. „Die Gewalt kehrt nun dort hin
       zurück, wo sie ihren Ausgang genommen hat, nämlich ins Machtzentrum des
       Assad-Regimes nach Damaskus", kommentierte Westerwelle den Anschlag.
       
       Der Ölpreis stieg in London unter anderem infolge des Anschlags in Damaskus
       über die Marke von 106 Dollar je Barrel. So teuer war ein Barrel (159
       Liter) zuletzt am 30. Mai.
       
       19 Jul 2012
       
       ## LINKS
       
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