# taz.de -- Erstes AKW in Weißrussland: Atomkraftwerk für den Diktator
       
       > Weißrussland leidet noch immer unter den Folgen der Katastrophe von
       > Tschernobyl. Nun soll dort mit russischer Hilfe das erstes AKW gebaut
       > werden. Proteste werden unterdrückt.
       
 (IMG) Bild: Der Reaktor 4 des Kernkraftwerks Tschernobyl im April 2011.
       
       BERLIN dapd/taz | Ausgerechnet in Weißrussland will Russland ein neues
       Atomkraftwerk bauen, das erste des Landes. Entsprechende Verträge über acht
       Milliarden Euro unterzeichneten Ministerpräsident Michail Mjasnikowitsch
       und sein russischer Kollege Dmitri Medwedjew am Mittwochabend.
       
       1986 war das damals noch zur Sowjetunion gehörende Weißrussland besonders
       hart von der Atomkatastrophe in Tschernobyl betroffen: Laut
       [1][Weltgesundheitsorganisation WHO] ist in einigen Regionen die Rate an
       Schilddrüsenkrebs bei Kindern 58-mal höher als normal, Tausende starben.
       
       Die finanziellen Risiken für den Bau trägt der russische Staat: Die Kredite
       stammen aus Moskau, das Staatsunternehmen Atomstroiexport betreut das
       Bauprojekt. Der Atomreaktor soll im Jahr 2020 fertiggestellt sein, er wird
       in der Nähe zur Grenze des EU-Mitglieds Litauen errichtet. Dort gibt es
       Pläne für ein neues AKW, darüber soll demnächst auf Druck der
       Anti-Atom-Opposition hin ein Referendum abgehalten werden. Auch in Russland
       sind derzeit zehn Reaktoren im Bau, weitere sind geplant.
       
       In der weißrussischen Bevölkerung gibt es Protest gegen das geplante
       Atomkraftwerk, der autoritär regierte Staat greift allerdings sofort durch:
       Drei Umweltschützer müssen nun nach Angaben der unabhängige Agentur Belapan
       bis zu zehn Tage in Arrest. Eine vierte Aktivistin muss umgerechnet rund
       150 Euro Strafe zahlen – viel Geld in Weißrussland.
       
       19 Jul 2012
       
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