# taz.de -- Schönefeld: Rauch am Flughafen verzieht sich
       
       > Angeblich waren Tests an der Brandschutzanlage erfolgreich. Dennoch
       > bleibt unklar, ob die Großflughafen wirklich am 17. März 2013 in Betrieb
       > geht.
       
 (IMG) Bild: Zurzeit landen die Flugzeuge noch auf dem alten Flughafen Schönefeld
       
       Bisher kann der Ernstfall am neuen Großflughafen BER nur gestetet werden.
       Doch auch ein Test kann schnell zum Ernstfall werden. Am Dienstag wurde die
       Brandschutzanlage den ganzen Tag über intensiv geprüft. Am Nachmittag ließ
       die Flughafengesellschaft mitteilen, dass die Tests „nach erstem
       Augenschein“ erfolgreich verlaufen seien. Es habe bei den simulierten
       Stromausfällen keinen Rauchübertritt in andere Geschosse gegeben, auch sei
       der Qualm sicher abgeführt worden. Am Montag hatte es noch geheißen, die
       Tests müssten mehrere Wochen lang ausgewertet werden.
       
       Vier sogenannte „Heißgasrauchtests“ wurden am Dienstag im nördlichen
       Hauptpier getestet. Dabei wurde giftiger Rauch in das Terminalgebäude
       geleitet um zu sehen, wie schnell dieser abgesaugt wird. Allgemein galt
       dieser Test als entscheidend für die Zeitplanung: Bei einem Scheitern wäre
       der Eröffnungstermin 17. März 2013 wohl nicht mehr zu halten.
       
       Die Brandenburger CDU zweifelt indes an der positiven Nachricht der
       Flughafengesellschaft. „Die Öffentlichkeit wurde bei den gravierenden
       Problemen mit dem Brandschutz viel zu lange hingehalten“, sagte
       Vize-Fraktionschef Dieter Dombrowksi. Deswegen sei man bei plötzlichen
       „Hurra-Meldungen“ skeptisch. Die Berliner Grünen forderten eine rasche,
       umfassende Offenlegung der Ergebnisse.
       
       Neben der Frage des Eröffnungstermins gilt der Test auch als Indikator für
       mögliche Zusatzkosten. Funktioniert die Entrauchungsanlage nicht
       ordnungsgemäß, drohen teure Umbaumaßnahmen, die sich nach Ansicht von
       Experten im dreistelligen Millionenbereich bewegen. Wie viel zusätzliches
       Geld braucht die Flughafengesellschaft als BER-Bauherr?
       
       Noch vor kurzem hatte der Finanzrahmen für den BER bei 3,36 Milliarden Euro
       gelegen. 2,4 Milliarden Euro haben die drei gesellschafter Bund, Berlin und
       Brandenburg in Form von Krediten zur Verfügung gestellt. Mittlerweile ist
       klar, dass die Kosten für den Flughafen auf insgesamt 4,6 Milliarden Euro
       ansteigen werden – und die Flughafengesellschaft zusätzliches Geld braucht.
       „Wir erarbeiten derzeit ein belastbares Finanzierungskonzept, das wir dem
       Aufsichtsrat bei der nächsten Sitzung vorlegen werden“, sagte der Sprecher
       der Flughafengesellschaft, Leif Erichsen.
       
       Die öffentlichen Kredite sind mittlerweile fast aufgebraucht, die
       Flughafengesellschaft hochverschuldet. Bis zum Jahresende ist die
       Liquidität nach Angaben vom Geschäftsführer Rainer Schwarz jedoch
       gesichert. „Es ist ausgeschlossen, dass die Flughafengesellschaft pleite
       gehen wird“, sagte der SPD-Bundestagsabgeordnete Peter Danckert der taz.
       Danckert ist auch Mitglied im Haushaltsausschuss, er vertritt den Landkreis
       Dahme Spreewald, in dem der Flughafen errichtet wird. „Allerdings werden
       auf die drei Gesellschafter deutliche Verpflichtungen zukommen“. Von
       Mehrkosten von 400 Millionen Euro ist die Rede, mit denen Berlin und
       Brandenburg jeweils rechnen müssen.
       
       Ähnlich sieht es auch der Bund der Steuerzahler. Dessen Berliner Landeschef
       Alexander Krause geht davon aus, dass das Land Berlin nicht in der Lage
       sein, seinen Anteil aus dem Haushalt bestreiten zu können. Berlin müsse
       zusätzliche Kredite aufnehmen. Das Nachbarland steht besser da: Anders als
       Berlin hat Brandenburg vorsorglich 435 Millionen Euro im Doppelhaushalt
       2013/2014 vorgesehen – als zusätzliche BER-Geldspritze.
       
       Unterdessen könnten weitere öffentliche Zuschüsse an die
       Flughafengesellschaft auch zu einer Gefährdung des Eröffnungstermins
       führen. Wegen des Wettbewerbrechts müssten staatliche Beilhilfen bei der
       EU-Kommission nicht nur angemeldet, sondern von Brüssel auch überprüft
       werden. Bei Zweifeln an deren Zulässigkeit kann die EU-Kommission ein
       Prüfverfahren einleiten. „Das kann bei einer tieferen Überprüfung bis zu 18
       Monate dauern“, sagte eine Sprecherin von EU-Wettbewerbskommissar Joaquín
       Almunia der taz. Solange die Genehmigung der EU-Kommission aussteht, können
       keine Beihilfen fließen. Wegen dieser langen Vorlaufzeit zweifelt Christian
       Ehler, der für die Brandenburger CDU im EU-Parlament sitzt, den 17. März
       2013 an.
       
       24 Jul 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Johannes Kulms
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