# taz.de -- Kommentar Finanzsteuer in Frankreich: Nächster Treffer versenkt
       
       > Hollande geht mit gutem Beispiel voran und holt das Geld dort, wo es
       > reichlich fließt. Doch nun müssen auch alle anderen mitmachen, sonst wird
       > die Abgabe zum Nachteil für das Land.
       
       In Frankreich galt die „Tobin Tax“, wie man die Finanztransaktionsabgabe
       nach ihrem ursprünglichen Initiator, James Tobin, nannte, seit Jahren als
       „gut gemeinte, aber falsche Idee“. Sie sei intellektuell bestechend wie
       moralisch überzeugend – angesichts der wirtschaftlichen und
       machtpolitischen Realitäten aber habe sie keine Chance auf Verwirklichung.
       
       Dessen ungeachtet wurde die Finanztransaktionsabgabe zur konkreten Utopie
       der Globalisierungskritiker. Dem amerikanischen Ökonomen James Tobin, der
       damit bloß die Wechselkurse stabilisieren wollte, wurde das subversive
       Eigenleben seiner Erfindung unheimlich. Er distanzierte sich von der
       entwicklungspolitischen Instrumentalisierung durch Attac und andere.
       
       Ohne große Finanznot der Staaten in Europa wäre diese Abgabe gewiss noch
       lange auf dem Stapel frommer Absichten liegen geblieben. [1][Dem neuen
       französischen Staatschef François Hollande hilft die Besteuerung der
       Aktienkäufe und anderer Transaktionen hingegen aus der Klemme.] Er will zur
       Defizitbegrenzung weder die sozialen Leistungen abbauen noch die
       Erwerbseinkommen oder die Konsumenten stärker belasten.
       
       Falls ihm nicht alle anderen europäischen Partner in den Rücken fallen,
       geht Hollande so mit gutem Beispiel voran: Er holt das Geld dort, wo es
       reichlich fließt und wo eine bescheidene Punktion des Fiskus wirklich nicht
       schmerzt. Zudem braucht er auch ein Symbol für den angekündigten sozialen
       Ausgleich.
       
       Natürlich macht Frankreich nur den Anfang. Die Finanztransaktionsabgabe
       muss in der ganzen EU und danach weltweit eingeführt werden, sonst
       verwandelt sie sich in einen Wettbewerbsnachteil für den Pariser
       Finanzmarkt, und die Tobin-Tax-Gegner könnten sich wieder mal die Hände
       reiben.
       
       1 Aug 2012
       
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