# taz.de -- Katar bewirbt sich für Olympia 2024: Die Emire setzen auf Frauen
       
       > Ölscheichs können sich problemlos Olympische Spiele leisten. Das weiß
       > jeder. Mit einer PR-Kampagne inszeniert sich Katar als Land der Sport
       > treibenden Muslimas.
       
 (IMG) Bild: Katar setzt auf Frauen. Noor al Malki, die sich schon im Vorlauf ausschied, ist eine davon
       
       LONDON taz | Noch einen Fruchtsaft? Kellner schwänzeln um die Gäste herum.
       Eine Dattel im Teigmantel? Ein Duft liegt in der Luft. Er soll wohl
       orientalisch sein. Unter Beduinenstoff sind Sitzgruppen aufgebaut. Kissen
       mit handgeknüpftem Bezug schmücken den Ruheraum in dem Haus, in dem sich
       Katar in diesen Tagen der Spiele den Besuchern präsentiert.
       
       Mitten in der Stadt am Ufer der Themse hat sich das Emirat ein
       repräsentatives Gebäude gemietet. Wer es betritt, steht vor vier bronzenen
       Sportlerstatuen. Worum es geht, ist schnell klar. Katar will Gastgeber
       Olympischer Spiele werden. Gerade erst hat das Internationale Olympische
       Komitee die Bewerbung Dohas für Olympia 2020 abgelehnt. Doch der an Öl und
       Gas reiche Staat gibt nicht auf. Mit einer smarten PR-Kampagne bereitet
       Katar die Öffentlichkeit auf eine Bewerbung für 2024 vor.
       
       Wer durch die multimediale Schau im Katar-Haus streift, erfährt ein wenig
       über die Entwicklung Dohas, die Neuentwicklung ganzer Städte,
       Kulturprojekte und wissenschaftliche Ambitionen. Ein reicher Staat baut
       sich neu. Dabei helfen renommierte Architekten und berühmte Schauspieler,
       die man zeigt, wie sie über den roten Teppich des Filmfestivals von Doha
       schlendern. Doch die Filmstars spielen nur Nebenrollen. Es ist der Sport,
       über den sich das Land neu definieren will. Gesundheit, Leistungsfähigkeit
       und gesellschaftliche Teilhabe sind die Schlagworte der Werbeshow. Die
       Hauptrollen spielen Frauen.
       
       Moderne, Sport treibende muslimische Frauen sollen dem Land ein neues Image
       verleihen. In der Ausstellung lernen die Besucher Hannah al-Bader kennen.
       In einem Video erzählt die Handballerin in bestem Englisch von ihrem Traum
       von Olympia, davon, dass alle Frauen Sport treiben sollten. Das bringe sie
       selbst und das Land weiter. Dann sieht man sie und die katarische
       Nationalmannschaft in Kopftüchern trainieren.
       
       ## Fotos von Brigitte Lacombe
       
       Schöne Bilder – beinahe so schön wie die von der französischen Fotografin
       Brigitte Lacombe aufgenommenen. Ihre Kunstfotos von arabischen
       Sportlerinnen werden in den Tagen der Spiele in der Galerie des
       Auktionshauses Sotheby’s gezeigt. Veranstaltet wird die Ausstellung von der
       Qatar Museums Authority. Zu sehen sind da unter anderem der Waschbrettbauch
       einer marokkanischen Sprinterin, ein junges jordanisches Radsportteam und
       die Schatten von Basketball spielenden Frauen aus Saudi-Arabien, dem Green
       Team. Es sind Bilder, die die Schönheit des Sports zeigen wollen, keine
       Tränen, keinen Schmerz, kaum Anstrengung.
       
       Sie haben nichts mit den Bildern gemein, die die katarischen Sportlerinnen,
       die in London an den Start gegangen sind, lieferten. Die Schwimmerin Nada
       Mohammed Arakji konnte über 50 Meter Freistil nicht mithalten, die 17 Jahre
       alte Sprinterin Noor Al-Malki verletzte sich bei ihrem Vorlauf über 100
       Meter schon am Start, und die Schützin Bahya Mansour Al-Hamad wurde Letzte
       im Dreistellungskampf mit dem Luftgewehr. Dennoch werden die drei als
       Symbole für den Aufbruch der Frauen in Katar präsentiert. Al-Hamad trug die
       Fahne Katars bei der Eröffnungsfeier ins Stadion. Katar bewirbt seine
       Olympiaambitionen mit dem Thema Frauen.
       
       Dass sich das Emirat die Spiele leisten kann, weiß ohnehin jeder. Und dass
       stimmt, was der Generaldirektor des Katarischen Olympischen Komitees,
       Scheich Saoud Bin Abdulrahman Al-Thani sagt, kann sich auch jeder
       vorstellen: „Es ist keine Frage, ob wir die Spiele bekommen, sondern nur,
       wann.“ Das Land pumpt so viel Geld in den Sport, irgendwann wird das IOC es
       dem Emirat schon danken und tun, was sich die Scheichs wünschen: die Spiele
       vom zu heißen Hochsommer in den Oktober verlegen.
       
       Bis dahin wird weiter in den Sport investiert. Die noble
       Aspire-Sportakademie hat mit dem 2,37-Meter-Hochspringer Mutaz Essa Barshim
       einen ersten katarischen Sportstar produziert und dient mit seinen Anlagen
       und Trainern aus aller Welt als Trainingsstätte vieler Spitzenathleten. Der
       FC Barcelona, der auf seinen Trikots für die Qatar Foundation wirbt, hat
       dort schon trainiert, ebenso wie der FC Bayern. Mit dem International
       Centre for Sport Security, das in Katar angesiedelt wurde, versammelt man
       Kompetenz im Kampf gegen Wettbetrug und in der Sicherheit von Sportevents.
       Dazu hat sich das Emirat etliche sportliche Großveranstaltungen gekauft,
       die Handball-WM 2015 und allen voran die Fußball-WM 2022.
       
       Auf die ist man besonders stolz und präsentiert in der Ausstellung den
       Entwurf eines Megastadions. Und doch weiß man, dass der Zuschlag letztlich
       ein PR-Desaster war. Das soll sich nicht wiederholen. Die Frauen sollen es
       richten für Katar.
       
       13 Aug 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Rüttenauer
       
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