# taz.de -- Kein Riesenstaudamm in Brasilien: Sieg für die Xingu-Indianer
       
       > Ein Gericht verhängt einen sofortigen Baustopp für den Amazonas-Staudamm
       > Belo Monte. Das riesige Wasserkraftwerk im Regenwald wird damit erstmal
       > verhindert.
       
 (IMG) Bild: Erfolgreicher Protest der Indianer gegen den Belo-Monte-Staudamm.
       
       BUENOS AIRES taz | Der umstrittene Amazonas-Staudamm Belo Monte in
       Brasilien darf vorerst nicht weitergebaut werden. Ein Gericht verhängte
       einen sofortigen Baustopp. „Die öffentlichen Gewalten müssen nach dem
       Gesetz vorgehen und die Auswirkungen auf die Umwelt vor dem Bau ermitteln,
       und nicht nachträglich“, so Richter Souza Prudente. Auch die indigenen
       Gemeinschaften in der betroffenen Region waren nicht ausreichend
       konsultiert worden.
       
       Doch damit nicht genug. Baugenehmigungen sowohl des Kongresses als auch des
       obersten Gerichtshofs sind wegen Formfehlern nicht rechtsgültig. Sollte die
       staatliche Betreiberfirma Norte Energía dem Baustopp nicht nachkommen,
       droht ihr eine Geldstrafe von täglich rund 250.000 Euro. Die Richter gaben
       damit einer Beschwerde der Regierung des vom Bau betroffenen Bundesstaates
       Para statt.
       
       Seit Jahren wird juristisch über den Bau des Staudamms, der Teil eines
       riesigen Wasserkraftwerks ist, gestritten. Mehrfach wurde der Bau gestoppt
       und nachträglich wieder freigegeben. Zuletzt waren die Arbeiten vier Wochen
       lang eingestellt worden, da rund 300 Indígene die Baustelle besetzt
       hielten.
       
       Für die Regierung von Präsidentin Dilma Rousseff ist der jetzige
       Richterspruch ein schwerer Schlag. Sie hält das Wasserkraftwerk am
       Amazonas-Nebenfluss Xingu für einen wichtigen Baustein zur Sicherung der
       künftigen Energieversorgung Brasiliens. Das rund 8,5 Milliarden Euro teure
       Kraftwerk soll 2015 in Betrieb gehen. Mit einer Kapazität von mehr als
       11.000 Megawatt wäre es das drittgrößte Wasserkraftwerk der Welt, nach dem
       Drei-Schluchten-Staudamm in China und dem Itaipñ-Wasserkraftwerk im
       Grenzgebiet Brasilien/Paraguay.
       
       Die am Xingu-Fluss lebenden Indígenas, Menschenrechtler und Umweltschützer
       protestieren schon lange gegen das Projekt. Sie befürchten die Auswirkungen
       auf die Umwelt und sehen die Lebensgrundlagen der indigenen Gemeinschaften
       bedroht. So müssten 40.000 Indigenas und Kleinbauern umgesiedelt, große
       Urwaldflächen überflutet werden .
       
       15 Aug 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jürgen Vogt
       
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