# taz.de -- Kommentar Arbeitslose Alleinerziehende: Wer will schon Singlemütter?
       
       > Ursula von der Leyen hatte eine Zuschussrente versprochen, und mehr
       > Jobchancen für Alleinerziehende. Doch daraus ist leider ziemlich wenig
       > geworden.
       
       „Ich stehe dafür gerade, dass hier etwas passiert“, sagte
       CDU-Arbeitsministerin Ursula von der Leyen am Mittwochmorgen im Fernsehen.
       Damit meinte sie ihre Idee der Zuschussrente für Menschen mit geringen
       Altersbezügen, die sie derzeit gegen die FDP verteidigen muss. Mit ähnlich
       großen Worten hatte sie schon für das Bildungspaket für arme Kinder und für
       mehr Jobchancen für arbeitslose Alleinerziehende geworben.
       
       Keine Frage, all das sind wichtige Themen. Und Ursula von der Leyen hat sie
       zu „ihrer“ Sache gemacht. Regelrecht zum geflügelten Wort ist das „warme
       Mittagessen“ geworden, der wichtigste Bestandteil des Bildungspakets.
       
       Doch was ist aus den Projekten geworden? Leider wenig. Das Bildungspaket
       funktioniert nicht, weil diejenigen, die es am nötigsten brauchen, davon
       erst gar nicht erfahren. Die Zuschussrente hat die Arbeitsministerin nicht
       durchbekommen – ausgerechnet, weil ein schwacher Koalitionspartner etwas
       anderes will. Und jetzt zeigt sich, dass auch ihre Programme,
       Alleinerziehenden aus Hartz IV heraus zu einem Job zu verhelfen, nur wenig
       greifen.
       
       Die Arbeitsministerin hatte ihre Pläne vor zwei Jahren groß angekündigt.
       Was sie proklamierte und wie sie es vortrug, das klang durchaus
       erfolgversprechend. Denn Ursula von der Leyen weiß, wie man Themen
       (durch)setzt. Das hat sie mehrfach bewiesen.
       
       Als Familienministerin hatte sie zuvor das Elterngeld und die Vätermonate
       eingeführt, sie hat den Kita-Ausbau angeschoben und als Arbeitsministerin
       sogar noch die gemeinhin uncoole Frauenquote thematisiert. Sie hat sich an
       etwas herangewagt, wovor die meisten ihrer KabinettskollegInnen
       zurückschrecken: Einsatz für gesellschaftliche Gruppen, die nicht in jedem
       Fall auf der Siegerspur fahren.
       
       Wem sonst, wenn nicht der durchsetzungsstarken Mutter von sieben Kindern
       sollte das gelingen? Aber nun zeigt sich, dass es nicht reicht, tough und
       wortreich zu sein und das Richtige zu wollen. Man braucht auch
       Bündnispartner. Und die hat Ursula von der Leyen offensichtlich weder für
       die Zuschussrente noch für die Unterstützung Alleinerziehender.
       
       Aber dass von der Leyen für ihre Pläne kaum Unterstützung erfährt, beweist
       erneut, wie gering das Interesse der Konservativen an gesellschaftlich
       benachteiligten Gruppen immer noch ist.
       
       15 Aug 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Simone Schmollack
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Hartz IV
 (DIR) Familie
       
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