# taz.de -- Krise in Niederlande und Belgien: Nun wird es in der zweiten Reihe eng
       
       > Die Niederlande und Belgien haben Probleme mit dem Sparkurs. Droht den
       > beiden Benelux-Staaten ein ähnliches Schicksal wie Spanien und Italien?
       
 (IMG) Bild: Der nierderländische Sozialistenchef Emile Roemer hat gute Chancen die Wahlen Mitte September zu gewinnen.
       
       BRÜSSEL taz | Bisher galten die Niederlande und Belgien als Musterschüler
       der Eurozone und als treue Verbündete Deutschlands. Doch pünktlich zum
       Besuch von Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) am Donnerstag in
       Den Haag kommen schlechte Nachrichten aus den beiden Benelux-Staaten.
       
       In den Niederlanden baut sich eine Front gegen die von der EU verordnete
       Sparpolitik auf. Bei den Wahlen im September könnte es deshalb zu einem
       Regierungswechsel und einer Abkehr vom aktuellen Sparkurs kommen. Auch in
       Belgien läuft es nicht rund.
       
       Hier droht eine neue Kürzungsrunde, die die schwache Konjunktur abwürgen
       könnte. Im schlimmsten Fall könnte Belgien ein ähnliches Schicksal drohen
       wie Italien, und die Niederlande könnten ein zweites Spanien werden,
       fürchten Ökonomen. Denn ähnlich wie die Spanier leiden die Holländer an
       einer Immobilien- und Bankenkrise. Und ähnlich wie die Italiener kämpfen
       die Belgier mit einem riesigen Schuldenberg und schwachem Wachstum.
       
       Die größten Sorgen dürften Rösler die Niederlande bereiten. Dort liegen
       nach neuesten Umfragen die Sozialisten vorn. Sollten sie die Wahlen am 12.
       September gewinnen, wären die noch im Frühjahr vereinbarten Sparpläne
       Makulatur. Regierungschef Mark Rutte hatte sie in einer eilig geschmiedeten
       Fünfparteienkoalition durchgeboxt, nachdem sein umstrittenes Bündnis mit
       dem Rechtspopulisten Geert Wilders zusammengebrochen war.
       
       ## Budgetdefizit erst 2015 anpassen
       
       Sozialistenchef Emile Roemer lehnt die Sparvorgaben der EU zwar nicht
       rundheraus ab. Doch er will das Budgetdefizit erst 2015 unter die
       Drei-Prozent-Grenze drücken – und nicht schon 2013, wie von Rutte geplant.
       Außerdem will er die Europäische Zentralbank (EZB) umbauen und sie neben
       der Inflationsbekämpfung auch auf Wachstum und Arbeitsplätze verpflichten.
       Ähnliche Forderungen hatte der französische Präsident Francois Hollande
       aufgestellt – Berlin lehnt sie entschieden ab.
       
       Doch ähnlich wie in Frankreich dreht der Wind nun auch in den Niederlanden.
       Viele Holländer sind von der bisherigen Politik enttäuscht. Erst wurden sie
       von der Immobilienkrise gebeutelt, nun sollen sie auch noch für die
       Sparpolitik bluten. Den Anti-Euro-Kurs von Wilders wollen die meisten zwar
       nicht mitmachen – umso mehr wenden sich nun den Sozialisten zu. „In Holland
       kippt die Stimmung gegen Sparmeister Deutschland“, titelte das Wall Street
       Journal.
       
       Nicht ganz so aufgeladen ist die Stimmung in Belgien. In Brüssel stehen
       keine Wahlen an, Regierungschef Elio Di Rupo ist offiziell noch in den
       Sommerferien. Doch auch Belgien bekommt nun Probleme mit der von der EU
       verordneten Sparpolitik.
       
       Wenn das Land in diesem Jahr das Budgetdefizit wie vereinbart unter drei
       Prozent drücken will, müssen nochmals mindestens 500 Millionen Euro
       eingespart werden – Schuld ist die schlechte Wirtschaftslage. Im zweiten
       Quartal war die Wirtschaft um 0,4 Prozent geschrumpft, im Gesamtjahr droht
       eine leichte Rezession. Außerdem muss der Staat wohl tiefer als geplant für
       die Pleitebank Dexia in die Tasche greifen.
       
       16 Aug 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Eric Bonse
       
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