# taz.de -- Vermisster Politiker im Kongo: Oppositionelle leben gefährlich
       
       > Im Kongo gibt es Mutmaßungen über Tod des seit Ende Juni verschwundenen
       > Abgeordneten Diomi Ndongala. Ein anderer Oppositioneller sitzt im Knast.
       
 (IMG) Bild: Verschwundene Opposition: Kongos Präsident Joseph Kabila regiert seit 2001.
       
       BERLIN taz | Die Opposition in der Demokratischen Republik Kongo schlägt
       Alarm: Eugène Diomi Ndongala, Führer der Christdemokratischen Partei (DC),
       ist angeblich in der Haft verstorben. „Man hat ihn getötet“, behauptet die
       Webseite der DC. „Er wurde verprügelt, vergiftet und im Keller des
       Präsidentenpalastes eingesperrt“.
       
       Menschenrechtsorganisationen können das nicht bestätigen. „Wir wissen
       nicht, ob Diomi am Leben ist oder nicht“, sagt Dolly Ibefo von der
       Menschenrechtsgruppe VSV (Stimme der Stimmlosen). Doch seine Organisation
       und andere kongolesische Bürgerrechtsgruppen hatten in den letzten Tagen
       mehrfach öffentlich Sorge über das Schicksal des Oppositionspolitikers
       geäußert, immerhin gewählter Parlamentsabgeordneter für einen der vier
       Wahlkreise der Hauptstadt Kinshasa. Die Regierung solle sagen, wo der
       50-Jährige sich befinde, und Zugang zu ihm gewähren, forderte Amnesty
       International vergangene Woche.
       
       Diomi Ndongala gehört zum Umfeld von Etienne Tshisekedi, Führer der größten
       kongolesischen Oppositionspartei UDPS (Union für Demokratie und Sozialen
       Fortschritt), die sich für den wahren Sieger der nach Meinung zahlreicher
       Beobachter gefälschten Wahlen von 2011 hält.
       
       Ndongala hatte im April die Gründung eines Oppositionsdachverbandes namens
       MPP (Präsidiale Mehrheit des Volkes) angekündigt, als Gegengewicht zur MP
       (Präsidiale Mehrheit) von Präsident Joseph Kabila.
       
       ## Ndongala wird Vergewaltigung vorgeworfen
       
       Am 27. Juni meldete seine Partei DC ihn als vermisst. Zuvor hatte die
       Staatsanwaltschaft ihm Vergewaltigung zweier Minderjähriger vorgeworfen. Ob
       das stimmt, ließ sich bisher nicht aufklären. Die Staatsanwaltschaft sagt,
       Diomi Ndongala sei seit Ende Juni auf der Flucht.
       
       Seine Familie und Anhänger sagen, er sei an einen unbekannten Ort
       verschleppt wurden, und verweisen darauf, am 28. Juni hätten die Behörden
       die Festnahme einer wichtigen Persönlichkeit der Opposition wegen
       Vergewaltigung bekanntgegeben. Zwölf Menschenrechtsgruppen erklärten letzte
       Woche, ihren Informationen zufolge werde Diomi Ndongala vom Geheimdienst
       festgehalten und benötige dringend medizinische Behandlung.
       
       Diomi Ndongala ist nicht der einzige Fall mysteriösen Verschwindens und
       Verfolgung Oppositioneller in Kinshasa in den vergangenen Monaten. Seit
       Ende Januar sitzt der einzige prominente weiße Politiker des Landes in
       Haft. Pierre-Jacques Chalupa, 2006 bis 2011 gewählter Parlamentarier und
       der Opposition nahestehend, kam in Kinshasas berüchtigtes Zentralgefängnis
       Makala, weil er seine kongolesische Staatsbürgerschaft erschlichen haben
       soll.
       
       Der Sohn portugiesischer Einwanderer während der Kolonialzeit sei
       eigentlich in Burundi geboren, behaupteten die Behörden jetzt, nachdem sie
       ihn bisher problemlos zu Wahlen zugelassen hatten. Am 6. August wurde ihm
       endlich der Prozess gemacht; ein Urteil steht noch aus.
       
       28 Aug 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dominic Johnson
       
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