# taz.de -- Väterrechtler über getrennte Eltern: „Kein Grund für Kontaktverbot“
       
       > Getrennte Eltern sollten Kinder gleichermaßen betreuen, sagt Rainer
       > Sonnenberger vom Verein „Väteraufbruch für Kinder“. Nur dann lernen sie,
       > kritisch zu denken.
       
 (IMG) Bild: Bei Trennung wäre das Ideal das Doppelresidenzmodell.
       
       taz: Herr Sonnenberger, manche getrennte Eltern streiten sich ums
       Sorgerecht oder darüber, wer wie welchen Umgang mit den Kindern haben darf.
       Wie ist das für die Kinder? 
       
       Rainer Sonnenberger: Mitunter dramatisch. Sie können den Streit auf sich
       beziehen und empfinden den fehlenden Elternteil als Leerstelle.
       Grundsätzlich sollten beide Eltern ihre Kinder betreuen.
       
       Was, wenn die das nicht hinbekommen und sich stattdessen einen Rosenkrieg
       liefern? 
       
       Dann sollten sie im Interesse ihrer Kinder versuchen, wieder miteinander
       ins Gespräch zu kommen, notfalls mithilfe von Erziehungsberatern oder
       Mediatoren. Als Ultima Ratio kann zwar auch ein Familiengericht
       entscheiden. Aber selbst danach müssen die Eltern ein Minimum an
       eigenständiger Kommunikation herstellen.
       
       Gibt es eine Grundregel, wer wie Umgang haben sollte? 
       
       Als Ideal sehen wir das sogenannte Doppelresidenzmodell: Beide Eltern
       betreuen ihre Kinder zu gleichen Teilen. Das ist in Deutschland momentan
       aber nur dann umsetzbar, wenn sich Mutter und Vater darauf einigen.
       
       Nicht wenige Eltern lehnen das ab, weil sie glauben, dass das ihren Kindern
       schadet. 
       
       Eltern fehlen Erfahrungen mit dem Modell. Es kommt auch immer auf den
       Einzelfall an.
       
       Es gibt Mütter und Väter, die zeichnen vom getrennten Partner ein
       dämonisierendes Bild. Wie ist das für die Kinder? 
       
       Sie geraten in einen schweren Gewissenskonflikt, wenn sie gesagt bekommen:
       Du hast einen schlechten Vater, du hast eine schlechte Mutter. Das äußere
       Bild passt dann mit dem, was sie sich selbst vom anderen Elternteil gemacht
       haben oder noch machen werden, nicht zusammen. Manche Kinder lehnen den als
       dämonisch beschriebenen Elternteil ab und damit auch einen Teil von sich
       selbst. Das darf nicht sein.
       
       Was, wenn ein Elternteil tatsächlich nicht gut ist fürs Kind? 
       
       Das müssen notfalls die Gerichte klären. Kinder sollten aus
       Elternstreitigkeiten generell herausgehalten werden.
       
       Wie ist das mit rechtsextremen Eltern? 
       
       Ideologische Haltungen sind kein Grund, den Kontakt zu unterbrechen oder zu
       verbieten. Würde der Staat anders handeln, könnte man ganz schnell allen
       möglichen Trennungseltern die Kinder wegnehmen, Fanatikern in Sekten etwa
       oder christlichen Fundamentalisten. Übrigens fragt niemand bei Eltern, die
       zusammenleben, nach, was die mit den Kindern machen. Selbst dann nicht,
       wenn beide Eltern nach unseren Maßstäben „durchgeknallt“ sind.
       
       Leiden Kinder darunter, wenn sie ein Elternteil nicht sehen? 
       
       Kinder neigen dazu, einen Elternteil, mit dem sie keinen Kontakt haben, zu
       überidealisieren oder zu verteufeln. Kinder sollten sich deshalb ein
       eigenes Bild von beiden Eltern machen können, um sich auch ganz bewusst von
       ihnen abgrenzen zu können.
       
       In welchem Alter können Kinder das? 
       
       Das können Kinder schon relativ früh. Häufig können sie die
       unterschiedlichen Lebensmodelle ihrer getrennten Eltern gut „händeln“.
       Spätestens in der Pubertät entwickeln sie ihre eigenen Vorstellungen, sie
       können sich deutlich positionieren und sind nicht einfach nur Mitläufer.
       
       3 Sep 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Simone Schmollack
       
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