# taz.de -- Von der Leyens Rentenpläne: Kritik von allen Seiten
       
       > Nicht nur die Opposition und Sozialverbände kritisieren die geplante
       > Zuschussrente von Ursula von der Leyen. Auch Mitglieder ihrer eigenen
       > Partei lehnen sie ab.
       
 (IMG) Bild: Mit welcher Rente gibt es genug Geld im Alter?
       
       BERLIN dapd/dpa | Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) stößt
       mit ihrer geplanten Zuschussrente gegen Altersarmut bei der Opposition und
       bei den Sozialverbänden auf Widerstand. Sogar Mitglieder ihrer eigenen
       Partei kritisieren ihre Pläne.
       
       Auch mit der Zuschussrente sei für junge Leute nicht mehr viel von der
       Rente zu erwarten, sagte der CDU-Sozialpolitiker Jens Spahn der Berliner
       Zeitung. „Wir sollten so ehrlich sein und über den Systemwechsel zu einer
       steuerfinanzierten Grundrente für alle diskutieren.“
       
       Mit der Zuschussrente sollen geringe Altersbezüge von Neurentnern auf
       maximal 850 Euro aufgestockt werden, wenn der Rentner mindestens 40
       Versicherungsjahre vorweisen kann.
       
       Die vom Bundesarbeitsministerium verbreiteten Zahlen über eine künftig
       stark anwachsende Altersarmut unterstreichen nach Einschätzung von SPD und
       Grünen die Untauglichkeit der von Arbeitsministerin von der Leyen (CDU)
       geplanten Zuschussrente für Niedrigverdiener. „Wegen der hohen
       Zugangshürden wird kaum jemand die Zuschussrente bekommen. Außerdem schafft
       sie neue Ungerechtigkeiten, weil viele Leute, die lange Vollzeit gearbeitet
       haben, am Ende auch nicht mehr Rente bekommen“, sagte SPD-Fraktionsvize
       Elke Ferner der Saarbrücker Zeitung.
       
       FDP-Generalsekretär Patrick Döring sagte im NDR, mit der Zuschussrente
       befinde sich von der Leyen auf dem Holzweg. „Die Idee bedeutet, dass
       innerhalb des Rentensystems Umverteilung beginnen soll, also gut
       verdienende Beitragszahler bekommen nicht mehr die gleichen
       Rentenversprechen für ihre Einzahlungen, um am Ende Rentenanwartschaften
       für Geringverdiener mit gebrochenen Erwerbsbiografien zu finanzieren. Das
       kann es nicht sein.“
       
       Eine in der SPD diskutierte Alternative sei die Beibehaltung des jetzigen
       Rentenniveaus, was aber auch eine schnellere Anhebung der Rentenbeiträge
       als ursprünglich geplant zur Folge hätte, räumte Ferner ein.
       
       ## Garantierente statt Zuschussrente
       
       Die Grünen setzen der Zuschussrente eine steuerfinanzierte „Garantierente“
       entgegen. Wie ihr Rentenexperte Wolfgang Strengmann-Kuhn sagte, soll diese
       Rente ab einer Beitragszeit von 30 Jahren fällig werden und über dem
       Grundsicherungsniveau liegen. „Von der Leyen will nichts anderes als eine
       neue Sozialhilfe für Rentner, denn ihre Zuschussrente folgt dem
       Bedürftigkeitsprinzip“, kritisierte Strengmann-Kuhn.
       
       DGB-Vorstand Annelie Buntenbach warnt vor „massenhafter Altersarmut“ bei
       der breiten Mittelschicht und fordert, die geplante Senkung des
       Rentenbeitrags auszusetzen. Trotz des Problems Altersarmut sprach sie sich
       gegen die Zuschussrente aus. „Die Senkung des Rentenniveaus wird geradewegs
       in die massenhafte Altersarmut führen“, sagte Buntenbach der Passauer Neuen
       Presse. „Wenn die Bundesregierung den Sturzflug des Rentenniveaus nicht
       aufhält, droht Altersarmut längst nicht nur Geringverdienern, sondern der
       breiten Mittelschicht“, fügte sie hinzu. Da helfe auch keine Zuschussrente.
       Bei der Zuschussrente seien die Hürden so hoch, „dass sie kaum jemand in
       Anspruch nehmen kann“.
       
       Die geplante Senkung des Rentenbeitrags nannte Buntenbach „absolut
       unvernünftig“. „Denn es ist klar: Wer heute die Beiträge senkt, kürzt die
       Rente von morgen“, sagte sie.
       
       Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) warf der Bundesregierung vor, trotz der
       verheerenden Rentenprognosen immer noch kein schlüssiges Konzept gegen
       Altersarmut zu haben. Die Zuschussrente, die nach den Vorstellungen von der
       Leyens nur dann ausbezahlt werden soll, wenn zugleich private Vorsorge
       erfolgt ist, sei keine Lösung, sagte AWO-Vorsitzende Wolfgang Stadler.
       „Eine stärkere private Vorsorge gerade von denjenigen zu fordern, die jetzt
       schon wenig verdienen und damit wenig zum Leben haben, zeigt absolute
       Naivität.“
       
       3 Sep 2012
       
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