# taz.de -- Einwanderung in Israel: Flüchtlinge? Infiltranten!
       
       > Einwanderer aus Afrika haben kaum eine Chance in Israel zu bleiben. Dort
       > werden sie als Gefahr gesehen und sollen in Massen abgeschoben werden.
       
 (IMG) Bild: Auf der falschen Seite: Flüchtlinge sitzen am Grenzzaun zwischen Israel und Ägypten.
       
       JERUSALEM taz | Die Zahl der illegal nach Israel eingewanderten Flüchtlinge
       wird auf rund 60.000 geschätzt. Fast alle kommen mit der Hilfe von
       Menschenschmugglern über die ägyptische Grenze, wo nur ein Zaun die beiden
       Staaten voneinander trennt. Die Migrationsbewegung wächst seit zwei Jahren
       dramatisch an: Im Juli 2010 zählte das Innenministerium 27.000 Einwanderer,
       im Januar dieses Jahres doppelt so viele.
       
       Die große Mehrheit der Menschen kommt aus dem Sudan und Eritrea, aus
       Somalia, Ghana und der Elfenbeinküste. Grund für die Migrationsentscheidung
       sind die Sicherheitslage in den Heimatländern, Krieg, Zwangsrekrutierung –
       und die Hoffnung, Arbeit zu finden.
       
       Hauptanziehungspunkt für die Flüchtlinge sind die Städte Tel Aviv, Eilat,
       Aschdod, Aschkelon und Arad. Einige Sudanesen ließen sich jüngst auch in
       dem arabischen Dorf Manda, östlich von Haifa nieder. Doch Israels Städte
       sind nicht darauf ausgerichtet, große Menschenmengen aufzunehmen. Immer
       öfter kommt es zu Auseinandersetzungen mit der lokalen Bevölkerung.
       
       ## Drei Jahre Haft
       
       Mehrere Tausend illegale Immigranten, die in Israel offiziell als
       „Infiltranten“ bezeichnet werden, sind in geschlossenen Lagern
       untergebracht. Ein neues Gesetz macht es den Behörden möglich, jeden ins
       Land kommenden Flüchtling für drei Jahre festzuhalten. Eine Haftanlage mit
       10.000 Plätzen ist im Bau.
       
       Parallel dazu ist eine Gesetzesreform im Gespräch, die Abschiebungen von
       30.000 Menschen im ersten Jahr und 50.000 im Folgejahr vorsieht. Eine
       solche Rechtsprechung dürfte indes schwierig sein, denn die meisten
       Flüchtlinge fallen unter den Schutz der Genfer Konvention. Israelische
       Parlamentarier sprachen von einem „Krebsgeschwür“. Regierungschef Benjamin
       Netanjahu fürchtet, dass „die Arbeitsimmigranten“ den jüdischen Charakter
       des Staates Israel bedrohen könnten.
       
       Die Regierung zahlte einigen Familien, die Bereitschaft zeigten, freiwillig
       das Land zu verlassen, ein Abschiebegeld in Höhe von ein paar hundert
       Dollar. Bis Ende des Jahres soll der Zaun im ägyptisch-israelischen
       Grenzgebiet fertiggestellt sein, um das Eindringen illegaler Einwanderer zu
       unterbinden.
       
       12 Sep 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Susanne Knaul
       
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