# taz.de -- Waffenfabrik zerstört: Sudan wirft Israel Luftangriff vor
       
       > Explosionen zerstörten eine staatliche Rüstungsfabrik in Sudans
       > Hauptstadt Khartum. Israel äußert sich offiziell nicht, aber Militärs
       > rechtfertigen einen Angriff.
       
 (IMG) Bild: „Terroristischer Staat“: Die Waffenfabrik am Südrand von Khartum wurde zu 60 Prozent zerstört.
       
       JERUSALEM/BERLIN taz | Die Regierung in der sudanesischen Hauptstadt
       Khartum sieht sich erneut als Opfer internationaler Aggression. Israel
       stecke hinter der Zerstörung einer der beiden großen Rüstungsfabriken von
       Khartum, die in der Nacht zum Mittwoch in Shigara am Südrand der Hauptstadt
       in Flammen aufgegangen war, sagte Regierungssprecher Ahmad Bilal Osman am
       späten Mittwoch.
       
       Noch in der Nacht zum Donnerstag gingen Hunderte Sudanesen in Khartum auf
       die Straße und forderten auf Transparenten und mit Sprechchören die
       Zerstörung Israels. Sudans Präsident Omar Hassan al-Bashir wandte sich mit
       einer Rede an die Demonstranten, ebenso der als Hardliner geltende
       Vizepräsident der regierenden Nationalen Kongresspartei (NCP), Nafi Ali
       Nafi.
       
       Israel verweigert wie üblich jeden Kommentar, aber Reservegeneral Amos
       Gilad nannte Sudan im Rundfunk einen „terroristischen Staat“. Israelische
       Analysten und ehemalige Mitarbeiter des Sicherheitsapparates diskutierten
       offen die Wahrscheinlichkeit, dass Israel hinter dem Angriff steckt.
       
       Shabtai Shavit, ehemals Mossad-Chef und über 30 Jahre für den Geheimdienst
       tätig, erklärte im Rundfunk, dass eine solche Aktion nur Indiz für „Israels
       langen Arm“ bei der Verfolgung seiner Feinde sei. Khartum liegt 1.800
       Kilometer von Jerusalem entfernt, das ist weiter als die iranischen
       Atomanlagen in Natans und Qom.
       
       ## Waffennachschub für die Hamas
       
       Israel wäre militärisch durchaus zu einer so komplizierten wie gefährlichen
       Operation in der Lage und hätte überdies aus seiner Sicht gute Gründe.
       Regierungschef Benjamin Netanjahu sprach schon vor Jahren von einer
       „Rüstungspipeline“, die von Teheran via Khartum nach Kairo führe und von
       dort durch die Tunnel der Schmuggler zur im Gazastreifen regierenden
       islamistischen Hamas.
       
       Anfang 2009, zum Zeitpunkt des Gaza-Krieges, hatten israelische Kampfiloten
       im Sudan 23 mit Waffen beladene Lastwagen zerstört, und zwei Jahre später
       machte Khartum Israel für den Tod zweier Männer verantwortlich, deren Auto
       aus der Luft angegriffen wurde.
       
       Die Rüstungsfabrik al-Yarmouk entstand 1996 und stellt hauptsächlich
       Munition her, mit der Sudans Armee nach Angaben von Menschenrechtsgruppen
       Rebellen im mittlerweile unabhängigen Südsudan sowie in Darfur bekämpft
       hat.
       
       Augenzeugen in Khartum bestätigten gegenüber Journalisten, sie hätten
       Flugzeuge in der Luft gesehen oder gehört, kurz bevor sich in der
       Rüstungsfabrik gegen Mitternacht in der Nacht zum Mittwoch mehrere schwere
       Explosionen ereigneten. „Ich sah ein Flugzeug von Osten kommen und hörte
       zwei Explosionen kurz hintereinander“, sagte eine Anwohnerin gegenüber AFP.
       Ein Mann sagte: „Ich hörte ein Geräusch wie von einem Flugzeug, aber ich
       sah kein Licht. Dann hörte ich zwei Explosionen, und im Gebäudekomplex
       brach Feuer aus.“
       
       ## Sudans Armee sprach zuerst von einer „Routinekontrolle“
       
       Zunächst hatte ein sudanesischer Armeesprecher gesagt, das Feuer sei auf
       eine Explosion während einer „Routinekontrolle“ zurückzuführen. Die
       Behörden meldeten zwei Tote sowie Verletzte durch Rauchvergiftung. Später
       aber sagte Sudans Regierung, vier Flugzeuge aus Israel hätten die
       Radaranlagen am Flughafen von Khartum gestört und die Fabrik angegriffen.
       Diese sei jetzt zu 60 Prozent zerstört.
       
       Sudans Botschaft in London erhob in einer Erklärung schwere Vorwürfe gegen
       Israel. Das Land habe die Darfur-Rebellen unterstützt und dann in den USA
       durch Lobbyarbeit die internationalen Darfur-Kampagnen aufgebaut. Rebellen,
       die heute im Sudan kämpften, seien „israelische Frontorganisationen“.
       
       Sudans Botschafter bei der UNO erklärte, man werde den UNO-Sicherheitsrat
       einschalten. Ägyptens Regierung versprach am Donnerstag Rückendeckung,
       sollte der Sudan vor der UNO oder der Arabischen Liga Protest gegen Israel
       einlegen.
       
       25 Oct 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) S. Knaul
 (DIR) D. Johnson
       
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