# taz.de -- Waffenruhe in Syrien: Die UNO plant eine Blauhelmmission
       
       > In der New Yorker Zentrale werden Szenarien entwickelt, falls es einen
       > Waffenstillstandsvertrag gibt. Ob die Regierung und die Rebellen
       > zustimmen, ist ungewiss.
       
 (IMG) Bild: Blaue Mützen: UN-Beobachter mussten Syrien im Sommer ohne Erfolg verlassen
       
       GENF taz | Die UNO bereitet sich schon seit Wochen auf den Fall vor, dass
       es in Syrien zu einer Waffenruhe während des viertägigen islamischen
       Opferfestes Eid al-Adha kommt. Die syrischen Streitkräfte stimmten am
       Donnerstag offiziell einer viertägigen Kampfpause zu. Wie das
       Staatsfernsehen meldete, behielten sich die Regierungskräfte jedoch vor,
       auf Beschuss und Anschläge zu reagieren und den Rebellen eine Festigung
       ihrer Positionen zu verwehren.
       
       Nun hofft die UNO, dass auf eine Waffenruhe ein Vertrag zwischen Regierung
       und Opposition über einen unbefristeten Waffenstillstand folgt. Auch wenn
       die Hoffnungen nur sehr gering sind, entwickelt sie Szenarien für einen
       solchen Fall.
       
       Die Abteilung für friedenserhaltene Operataionen (DPKO) in der New Yorker
       UNO-Zentrale hat Eventualpläne für verschiedene Varianten einer UNO-Mission
       in Syrien entwickelt. DPKO-Chef Herve Ladsous bestätigt diese Planungen,
       will aber noch keine Einzelheiten nennen. Bevor er dem Sicherheitsrat einen
       konkreten Vorschlag zur Entscheidung vorlege, müsse zumindest ein
       vertraglich vereinbarter Waffenstillstand eingetreten sein.
       
       Dem Sonderbeauftragten für Syrien, Lakhdar Brahimi, haben die DPKO-Experten
       allerdings bereits einen konkreten Vorschlag unterbreitet. Er sieht die
       Entsendung von bis zu 3.000 robust ausgerüsteten UNO-Blauhelmsoldaten vor,
       die einen Waffenstillstand überwachen und die Konfliktparteien notfalls
       unter Einsatz von Zwang und Gewalt auseinanderhalten sollen.
       
       ## Erste UN-Mission war gescheitert
       
       Eine Größenordnung von 3.000 Blauhelmen halten die DPKO-Experten für
       erforderlich, um das ganze Land, zumindest aber alle bisherigen Orte
       bewaffneter Auseinandersetzungen in Syrien gleichzeitig und verlässlich
       überwachen zu können.
       
       Eine erste, im April auf Basis eines Friedensplans von Brahimis Vorgänger
       Kofi Annan nach Syrien entsandte UN-Mission mit lediglich 300 unbewaffneten
       Militärbeobachtern (Blaumützen) hatte sich als viel zu klein erwiesen.
       Zudem wurden diese Beobachter in ihrer Arbeit von syrischen
       Regierungsstreitkräften massiv behindert und in mehreren Fällen beschossen.
       Bei ihrem Lufttransport waren die UNO-Beobachter vollständig und beim
       Landtransport teilweise auf Hubschrauber, Fahrzeuge und Logistik der
       Regierungsstreitkräfte angewiesen. Im Juni zog die UNO ihre Mission zurück.
       
       Auf Grund dieser Erfahrungen empfehlen die DPKO-Experten, dass eine
       künftige Blauhelmtruppe in Syrien mit Hubschraubern und gepanzerten
       Fahrzeugen ausgerüstet wird, damit sie ihren Luft- und Landtransport völlig
       ungehindert von den Regierungsstreitkräften organisieren kann.
       
       Ein Transport in Hubschraubern der Streitkräfte komme auch deshalb nicht
       mehr in Frage, weil die Rebellen inzwischen über schultergestützte
       US-amerikanische Luftabwehrraketen vom Typ „Stinger“ verfügen sollen. Sehr
       ungewiss ist allerdings, ob die Regierung Assad der Stationierung einer
       derart ausgerüsteten und mit einem robusten Mandat versehenen
       Blauhelmtruppe zustimmen wird. Tut sie es nicht, werden möglicherweise auch
       die Vetomächte Russland und China ihre Zustimmung verweigern.
       
       Doch selbst wenn Assad zustimmen sollte, ist sehr unsicher, wie sich die
       diversen, mit unterschiedlichen Zielen kämpfenden bewaffneten
       Aufständischen und Terrorgruppen gegenüber einer UNO-Blauhelmtruppe
       verhalten werden. Wegen dieses unkalkulierbaren Risikos werden die
       UNO-Mitgliedsstaaten möglicherweise nicht bereit sein, die vom DKPO für
       erforderlich gehaltenen 3.000 Soldaten zur Verfügung zu stellen.
       
       25 Oct 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Zumach
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