# taz.de -- Kommentar zur Waffenruhe in Syrien: Chancen nutzen!
       
       > Die neue Waffenruhe in Syrien trägt das Risiko eines schnellen Scheiterns
       > in sich. Die UN sollte deshalb rasch Vorschläge für eine dauerhafte
       > Lösung machen.
       
       In Syrien ist am Freitagmorgen eine Waffenruhe eingetreten. Vier Tage, bis
       Montagabend soll sie halten. Vielleicht kann die bereits seit über einem
       Jahr kriegsgequälte Bevölkerung nun wenigstens ohne ständige Angst für Leib
       und Leben das islamische Opferfest Eid al Adha begehen.
       
       Das ist die erste gute Nachricht aus dem kriegsgeplagten Land seit Mitte
       April. Damals brach ein von UNO-Vermittler Kofi Annan ausgehandelter
       Waffenstillstandstand bereits nach wenigen Tagen wieder zusammen, weil sich
       die Regierungsstreitkräfte nicht daran hielten. Diesmal ist das Risiko des
       schnellen Scheiterns noch größer.
       
       Die Regierungsstreitkräfte haben bereits ihre Bereitschaftserklärung zur
       Waffenruhe mit einer ganzen Reihe von Vorbehalten und damit
       Rechtfertigungen zur jederzeitigen Wiederaufnahme der Kampfhandlungen
       versehen. Und anders als im April kämpfen auf der anderen Seite inzwischen
       nicht nur die Soldaten der oppositionelle Freie Syrischen Armee, sondern
       verschiedene islamistische Milizen und Terrorgruppen wie die
       Al-Nusra-Front, die die Vereinbarung über die Waffenruhe ausdrücklich
       ablehnen.
       
       Seit dem Mitte April gescheiterten Waffenstillstand ist der Krieg in Syrien
       ständig eskaliert und hat inzwischen über 30.000 Tote gefordert. Viele
       Städte und weite Teile der Infrastruktur sind zerstört. Doch ein
       militärischer Sieg der einen oder der anderen Seite ist auf lange Sicht
       nicht absehbar.
       
       ## Ist eine politische Lösung möglich?
       
       Warum haben die Regierung und auf der anderen Seite zumindest der
       oppositionelle Nationalrat und die Freie Syrische Armee sich in dieser
       Situation mit einer Waffenruhe einverstanden erklärt? Geht es nur um eine
       kurze Erholungspause für die gequälte Bevölkerung und die erschöpften
       Krieger, um den Kampf nach Ende des islamischen Opferfestes mit verstärkten
       Kräften wieder aufzunehmen?
       
       Oder ist auf einer oder gar auf beiden Seiten inzwischen die Bereitschaft
       gewachsen zu einen unbegrenzten Waffenstillstandsvertrag und darüber hinaus
       zu Verhandlungen über eine politische Lösung des Konflikts?
       
       Auch wenn über die Motive und Kalküle beider Seiten bislang nichts
       Verlässliches bekannt ist, sollten der UNO-Sicherheitsrat und Vermittler
       Brahimi jetzt sehr schnell handeln und die Chancen für eine bessere
       Entwicklung in Syrien zumindest austesten: Mit möglichst konkreten
       Vorschlägen für einen dauerhafte Waffenstillstandsregelung und die
       Stationierung einer robusten, ausreichend starken Blauhelmtruppe zu seiner
       Überwachung sowie zur Unterbindung weiterer Waffenlieferungen nach Syrien.
       Und mit Modalitäten zur Aushandlung einer politischen Lösung.
       
       26 Oct 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Zumach
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