# taz.de -- Homosexuelle in Jamaika: Versuchter Lynchmord
       
       > Ein Mob und Wachmänner in Kingston verprügeln zwei homosexuelle
       > Studenten. Der Vorfall löst eine neue Debatte über den Homo-Hass aus.
       
 (IMG) Bild: Urlaubsidylle Jamaika: Für Homosexualität drohen hier bis zu zehn Jahre Haft.
       
       SANTO DOMINGO taz | Auf der Karibikinsel Jamaika hat eine Menschenmenge
       versucht, zwei angeblich homosexuelle Männer zu lynchen.
       
       Auf dem Gelände der University of Technology (UTech) von Papine, einem
       Vorort der Hauptstadt Kingston, waren zwei Studenten nach
       Augenzeugenberichten, die die jamaikanische Tageszeitung The Gleaner
       zitierte, am vergangenen Donnerstagabend gegen acht Uhr auf der Toilette
       angeblich bei „homosexuellen Handlungen“ erwischt worden.
       
       Eine Menschenmenge habe die beiden verprügelt. Während einer habe fliehen
       können, sei es dem anderen nur gelungen, sich in ein Uni-Gebäude zu retten,
       das Mitglieder einer Sicherheitstruppe der UTech bewachten.
       
       ## Hassgesänge des Mobs
       
       Dort sei er unter Hassgesängen des Mobs jedoch von den Mitarbeitern des
       Bewachungsunternehmens heftig geschlagen worden. Erst Polizeibeamte
       brachten den Mann in Sicherheit.
       
       Vermutlich wäre die Geschichte kaum bekannt geworden, wenn nicht jemand die
       prügelnden Wachmänner gefilmt und die Gewaltszenen bei YouTube ins Internet
       gestellt hätte. Seitdem wird in Jamaika wieder über den Schwulenhass im
       Land diskutiert.
       
       Auf der drittgrößten Karibikinsel werden homosexuelle Handlungen nach wie
       strafrechtlich verfolgt. Wer beim Geschlechtsverkehr erwischt oder wem dies
       nachgewiesen werden kann, kann mit bis zu zehn Jahren Haft bestraft werden.
       
       ## Lob für die Polizei
       
       Erstmals richtet sich die Aufregung seit dem Bekanntwerden des Falls aber
       nicht gegen Schwule, sondern gegen den Mob und die prügelnden Wachmänner.
       Die Geschäftsleitung hat die beteiligten Angestellten entlassen, vielleicht
       auch, weil die Universität gedroht hat, den Millionenauftrag für die
       Bewachung des Uni-Geländes zu kündigen.
       
       Der Uni-Rektor Errol Morrison kündigte im Gleaner „eine offene
       gesellschaftliche Diskussion über Ethik und das breite Spektrum, wie wir in
       einer Gesellschaft mit unterschiedlichen Praktiken leben“, an. Auch die
       Polizei erhält für ihren Einsatz Lob.
       
       Dieses kommt ausgerechnet vom Jamaica Forum für Lesben, All-Sexuals und
       Homosexuelle (J-FLAG), das gegen die Verfolgung von Homosexuellen aktiv
       ist. J-FLAG sieht jedoch vor allem Handlungsbedarf in der Politik, um gegen
       „die Demonstration von Intoleranz gegenüber lesbischen, schwulen, bi- und
       transsexuelle Jamaikanern“ vorzugehen.
       
       6 Nov 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Hans-Ulrich Dillmann
       
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