# taz.de -- Obamas Wahlsieg: Eine Frage des Stils
       
       > Obama hat dank Hurrikan „Sandy“ und den Stimmen von Latinos und Schwarzen
       > gewonnen? Mag sein, aber das entscheidene Detail, das war ein anderes.
       
 (IMG) Bild: Looks good in leather: Obama.
       
       Kaum war der Konfetti-Regen auf Barack Obama niedergeregnet, dann kamen die
       Statistiker: Zahlen, Zahlen, Zahlen! Welche Wählerschicht Obama den
       erneuten Einzug ins Weiße Haus gebracht hatte, wen Mitt Romney mit seiner
       konservativen Politik nicht erreicht hatte, blablabla. Der Drops ist
       gelutscht.
       
       Die finale Schlacht wurde auf der Stil-Ebene entschieden: Fast noch
       ermüdender als die Dauerkampagnen der Kandidaten war die Aneinanderreihung
       dunkelblauer Anzüge. Egal ob TV-Duell, Suppenküchenauftritt oder Bad in der
       Arbeiterklasse-Menge: der dunkelblaue Anzug war immer dabei.
       
       Das zeugt von einem Geschmack, der auf äußere Werte trotz aller verbaler
       Schlammschlachten viel Wert legt. Sweatpants und Flip Flops mögen der
       favorisierte Freizeitlooks der Amerikaner sein, doch bezichtigt man sich
       gegenseitig der Lüge, des Rassimus oder der falschen
       Religionszugehörigkeit, gebietet sich doch mindestens der wertkonservative
       Auftritt im Anzug mit – roter oder blauer – Krawatte und kleinem
       Amerikaflagge-Pin im Knopfloch.
       
       Für Romney schon das Äußerte: Das Ablegen des Jackets und das Hochkrempeln
       des weißen, gestärkten Hemdes. Signal: Ich bin doch einer von euch und wenn
       ich Almosen sammele, will ich mir auch meinen 800 Dollar-Anzug nicht
       ruinieren.
       
       ## Air-Force-One-Aufnäher
       
       Auch Obama, der sich gern als der legere Basektball-Dude mit leicht
       elitärem Anstrich verkauft, unterwarf sich dem Kleidungs-Kodex bis weit in
       den Wahlkampf-Endspurt hinein.
       
       Um dann einen stilistischen Bruch zu wagen, der ihm den Weg zur Wiederwahl
       geebnet hat: die Bomberjacke in Leder. Diese trug er Anfang November bei
       einem Wahlkampf-Auftritt in Wisconsin: Braune Fliegerjacke in Glattleder,
       Air-Force-One-Aufnäher und ein Schnitt, der gut und gerne 10 bis 15 Kilo
       Muskelmasse aufaddiert. „Top Gun“ strömte aus jeder Pore des Präsidenten
       und es fehlte eigentlich nur noch die verspiegelte Flieger-Sonnenbrille.
       Das aber wäre dann doch zu viel Tom-Cruise-Look-A-Like gewesen und so ging
       Obama den modischen Stilbruch im Wahlkampf vergleichsweise moderat an.
       
       Das Statement war klar: Commander in Chief. Macht, Autorität,
       Selbstverständnis. Dazu noch die Rede am Flugfeld und Romney konnte mit
       seinem betonierten Seitenscheitel, aufregend ambitioniertem
       Nadelstreifenshirt und übergeworfenem Kaschmirpullover, tja, einpacken.
       
       Milliarden Dollar zum Fenster rausgeschmissen für – überflüssige Werbung.
       Geschätzte 500 bis 800 Dollar für eine Leder-Bomber-Jacke hätten es völllig
       getan.
       
       7 Nov 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Rieke Havertz
 (DIR) Rieke Havertz
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Barack Obama
 (DIR) USA
 (DIR) Präsidentschaftswahl
 (DIR) Romney
 (DIR) Schwerpunkt USA unter Donald Trump
 (DIR) USA
 (DIR) Ökologie
 (DIR) Schwerpunkt USA unter Donald Trump
 (DIR) Mitt Romney
 (DIR) Schwerpunkt Rassismus
 (DIR) USA
 (DIR) Maryland
 (DIR) Schwerpunkt USA unter Donald Trump
 (DIR) Schwerpunkt USA unter Donald Trump
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Protest gegen Obamas zweite Amtszeit: Befreit New York, befreit Ohio
       
       Barack Obama bleibt US-Präsident. Einigen Bürgern passt das nicht – sie
       wollen sich per Petition von den USA lossagen. Ihre Gegner finden: gut so!
       
 (DIR) US-Umweltpolitik nach der Wahl: „Obama hat eine grüne Agenda“
       
       Jerome Ringo ist optimistisch: Präsident Obama wird in seiner zweiten
       Amtszeit die Politik grüner gestalten können. Ringo ist Präsident der
       US-Umweltverbände.
       
 (DIR) Nach Obamas Wiederwahl: Kriege und Reformen
       
       Die Einwanderer in den USA warten noch immer auf Obamas versprochene
       Gesetzesreform. Und im Ausland warten Kriege und neue Krisen.
       
 (DIR) Republikaner in den USA: Die Freaks
       
       Die Republikanische Partei muss sich verändern, wenn sie nicht nur weiße
       Männer für sich gewinnen will. Dafür müsste sie aber jüngere Politiker
       ranlassen.
       
 (DIR) Unruhen an US-Uni nach der Wahl: Rassistische Parolen gegen Obama
       
       An der Universität von Mississippi ist ein Protest gegen die Wiederwahl von
       Obama eskaliert. Ein Wahlplakat brannte, Studenten sollen rassistische
       Sprüche skandiert haben.
       
 (DIR) Nach der US-Wahl: Was ist da los in Florida?
       
       Obama ist gewählt – ohne die Stimmen aus Florida. Weil es dort so knapp
       ist, müssen noch provisorische Stimmzettel ausgezählt werden. Ändern wird
       es nichts mehr.
       
 (DIR) Homoehe in zehn US-Staaten möglich: Großer Schritt nach vorn
       
       In Maryland, Minnesota, Washington und Maine sollen Schwule und Lesben
       einander heiraten dürfen. Darin äußert sich eine gestärkte säkulare
       Stimmung in den USA.
       
 (DIR) Warum Obama gewonnen hat: Der Weiße gewinnt keine Wahl mehr
       
       Die Republikaner müssen sich öffnen, wenn sie den Präsidenten stellen
       wollen. Dagegen steht aber ihre radikale Basis. Und die Frauen laufen weg.
       
 (DIR) Ticker US-Präsidentschaftswahl 2012: Obama appelliert an Einigkeit
       
       Barack Obama verspricht, als ein noch entschlossenerer Präsident zurück ins
       Weiße Hause zu kehren und die Nation zu vereinen. Die Wahl-Nacht zum
       Nachlesen im Ticker.