# taz.de -- Die Albernheiten des FC Bayern: „Schau ned so bleed“
       
       > Der weiterhin dominante FC Bayern versüßt sich den Sieg gegen Frankfurt
       > mit allerlei Schabernack. Nur Uli Hoeneß keift in Richtung Theo
       > Zwanziger.
       
 (IMG) Bild: Erstes Saisontor: David Alaba freut sich
       
       MÜNCHEN taz | Nach dem 2:0-Heimsieg gegen Eintracht Frankfurt war es
       naheliegend, die überragenden Spieler im Doppelinterview abzufragen. Sie
       mögen sich ja auch, was unter Profis nicht selbstverständlich ist, gehen
       schon mal gemeinsam auf die Piste und bildeten in den vergangenen Wochen
       eine verdammt starke linke Seite. Und so standen Franck Ribéry (29) und
       sein Bayern-Ziehsohn David Alaba (20) vor der Kamera, der Jüngere lobte
       brav den Älteren („dass er stark ist, wissen wir alle“) – um dann
       unverhofft ins feinste Wiener Idiom zu verfallen: „Schau ned so bleed.“
       
       Der letztlich verdiente Sieg des FC Bayern ließ wenig neue Erkenntnisse zu
       (Frankfurt ist so gut wie seit Jahren nicht mehr, Bayern gewinnt aber
       einfach weiter), gewährt dafür aber Einblicke ins Binnenklima des
       Tabellenführers. Da geht der Frischling, der einst beim SV Aspern anfing,
       mit dem derzeit besten Kicker der Liga in einem Ton um, den man nicht mal
       Franz Beckenbauer in seinen flockigsten Zeiten zugetraut hätte.
       
       Überhaupt lagen die wahren Höhepunkte vor allem jenseits des Rasens: in Uli
       Hoeneß’ Replik auf die Angriffe des ehemaligen DFB-Präsidenten Theo
       Zwanziger, in Thomas Müllers Scherzversuch über das sogenannte
       Freundschaftsspiel am kommenden Mittwoch gegen die Niederlande und in den
       herzigen und womöglich sogar folgenreichen Liebesszenen zwischen Jupp
       Heynckes und Armin Veh.
       
       Der Reihe nach: die Causa Hoeneß/Zwanziger. Noch in der vergangenen Woche
       musste sich der Bayern-Präsident gegen Angriffe Louis van Gaals erwehren,
       und nun also Zwanziger, der Hoeneß vom „Verein der vielen Besserwisser“
       unter anderem als „Macho“ bezeichnete, weil Hoeneß sich nun mal nicht so an
       die Frauenfußballerinnen ranschmiss wie Zwanziger selbst.
       
       Uli Hoeneß jedenfalls geruhte nach dem Frankfurt-Kick den ehemaligen
       DFB-Präsidenten mit zwei Sätzen zu vernichten: „Dass Theo kein guter
       Präsident war, das wusste ich schon vorher. Und dieses Buch wird ihn nach
       seinem mehr als peinlichen Rücktritt in die endgültige Isolation treiben.“
       
       ## Niersbach sekundiert die Zwanziger-Kritik
       
       Kollege Karl-Heinz Rummenigge meinte dazu nur: „Letzte Woche habe ich Louis
       van Gaal nicht verstanden, nun Theo Zwanziger. Ich weiß nicht, was diese
       Indiskretionen sollen. Ich werde jedenfalls kein Buch schreiben. Wenn ich
       etwas zu sagen habe, dann sage ich das.“ Schön auch der Satz von
       Zwanziger-Nachfolger Wolfgang Niersbach, der am Rande des Sportpresseballs
       in Frankfurt sagte: „Ich würde Hoeneß nicht widersprechen.“ So weit, so
       unterhaltsam.
       
       Auch nicht schlecht: Thomas Müller. Sprach zuerst über den Elfmeter, den er
       Alaba überließ („So ein Gerangel beim Elfmeter ist ja nicht gut, und da ich
       Deutscher Meister werden will, habe ich mein Ego zurückgenommen und ihn
       schießen lassen. Das war ganz gut für uns alle“), dann über das kommende
       Länderspiel gegen die Niederlande: „Das ist ein Klassetermin, auf den wir
       uns alle freuen. Da werden wir mit voller Leidenschaft unser Land vertreten
       und das tun, wofür wir alle geboren wurden: für Deutschland
       Fußballspielen.“
       
       Kollege Arjen Robben empfahl Präsident Hoeneß, sich an Louis van Gaal zu
       wenden, falls er noch eine Karte für die Partie in Amsterdam wolle. So eine
       Siegesserie scheint auch ein wenig albern zu machen.
       
       Da wollte der Coach nicht zurückstehen. Nach den Standard-Statements („Man
       kann nicht immer sechs Tore erzielen und super spielen“), führte Jupp
       Heynckes noch ein nette „romantic comedy“ mit Armin Veh auf. Schon bei der
       Pressekonferenz hatte Heynckes seinen Ex-Spieler Veh aus Spaß in den
       Schwitzkasten genommen. 65 Bundesligaspiele für Borussia Mönchengladbach
       hatte Veh von 1980–1985 unter Heynckes absolviert („mein einzig guter
       Trainer“) und konnte somit mit Sicherheit die Frage nach dem nächsten
       Bayern-Coach beantworten: „Ich gehe davon aus, dass der Jupp auch nächste
       Saison hier Trainer ist.“
       
       In diesem Moment marschierte Heynckes hinter Vehs Rücken vorbei und meinte:
       „Er! Er ist ein Guter!“ Und Veh antwortete auf die Reporterfrage, ob er
       schon einig sei mit den Bayern: „Ja ja, ist alles fix.“ Manchmal kann
       Bundesliga auch ein bisschen lustig sein.
       
       11 Nov 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Thomas Becker
       
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