# taz.de -- Kolumne Press-Schlag: Das falsche Spiel übertragen
       
       > Auch die internationalen Erfolge des FC Bayern langweilen. Die Münchner
       > eignen sich nicht einmal mehr für gepflegten Hass.
       
 (IMG) Bild: Und keiner freut sich mit. Claudio Pizarro und Thomas Müller sind glücklich in Turin.
       
       Jetzt also auch die Bayern. War ja irgendwie klar nach dem 2:0 im Hinspiel,
       dass der deutsche Meister 2013 ins Halbfinale der Champions League
       einzieht. Eine halbe Stunde lang hat sich Juventus Turin gewehrt, einmal
       sogar Manuel Neuer zu einer guten Parade gezwungen, dann haben die
       Italiener eingesehen, dass sie sich nicht gegen das Schicksal stemmen
       können.
       
       Es ging wieder 2:0 für die Münchner aus. Und nicht nur Bayernfans, ganz
       Fußballdeutschland setzte nach dem Schlusspfiff einen Haken hinter das
       Spiel. Der Jubel hält sich in Grenzen, wenn die Bayern durch Europa
       marschieren.
       
       Es ist ja nichts Besonderes passiert am Mittwochabend. Während in Dortmund
       nach dem Duselsieg gegen Malaga wahrscheinlich noch bis zum Anpfiff des
       Halbfinales Taschentücher mit Freudentränen vollgeheult werden und sich die
       ganze Republik am irren Jubel von BVB-Wonneproppenurgestein [1][Norbert
       Dickel am Radiomikrofon] erfreut, fliegt den Bayern nach ihrem kühlen Sieg
       in Turin kein einziges neues Herz zu.
       
       Und auch wenn man hierzulande nun stolz ist, dass zum ersten Mal überhaupt
       zwei deutsche Klubs im Halbfinale der europäischen Eliteliga stehen, so ist
       doch niemand gerührt, wenn er Bilder von Bayern-Präsident Uli Hoeneß sieht,
       die ihn beim [2][Schlürfen des Siegerweins] nach dem Spiel zeigen.
       
       ## Fußballerische Demonstrationen
       
       Die Bayern, mit denen viele noch geweint haben, als sie das Endspiel des
       vergangenen Jahres so unglücklich gegen den FC Chelsea verloren haben,
       scheinen sich abgekoppelt zu haben von der Gefühlsproduktion. Niemand, aber
       auch wirklich niemand im ganzen Land, und sei es der größte Bayernfan, wird
       widersprechen, wenn jemand sagt, das ZDF habe in dieser Woche das falsche
       Spiel übertragen.
       
       Die fußballerischen Demonstrationen, die die Münchner in der Champions
       League nicht nur einmal abgeliefert haben, sie begeistern einfach nicht.
       Nicht einmal mehr gehasst werden die Bayern. Sie sind den Menschen
       mittlerweile schlicht wurscht. Sie sind Meister – war eh klar. Nach den
       Viertelfinalspielen gehen sie als Favoriten in die Vorschlussrunde – na
       und? Und wenn sie den Henkelpokal gewinnen, dann wird das niemand als
       Überraschung bezeichnen – haben wir ja sowieso von Anfang an gewusst.
       
       Gibt es für die Münchner wirklich keinen Ausweg aus diesem emotionalen
       Niemandsland? Hätten sie das Risiko auf sich nehmen sollen und in Turin
       nach dem 2:0 im Hinspiel auf 0:2 spielen sollen, um in einem späteren
       Elfmeterschießen zu obsiegen, nachdem sie zunächst zwei Bälle an die Latte
       geknallt haben? Aber wahrscheinlich hätte auch das nichts genutzt und man
       hätte auch nach einer derartigen Wiederauferstehung von den Fußballtoten
       gesagt: War eh klar, typisch Bayern.
       
       ## Wunschlos BVB
       
       Doch, es gibt einen, der die öden Bayern aus dieser Grabkammer der Gefühle
       herausführen kann: Ruud van Nistelrooy. Der ehemalige Fußballer aus den
       Niederlanden (56 Tore in der Champions League) wird am Freitag in Nyon die
       Halbfinalpaarungen auslosen. Sollte er den Bayern Borussia Dortmund
       zulosen, wird es mit der Wurschtigkeit schnell vorbei sein.
       
       Kein Wunder, dass Uli Hoeneß den baldigen Ex-Meister gleich nach dem Spiel
       von Turin als seinen Wunschgegner bezeichnet hat. Dortmund sei
       „schlagbarer“ als Real Madrid oder der FC Barcelona, hat er gesagt. Mit
       dem, nun ja, ungewöhnlichen Komparativ hat er die deutsch-deutsche Schlacht
       schon vor der Auslosung eröffnet und macht sich und seinen Klub verkniffen
       lächelnd endlich wieder zumindest zum Hass-Klub für alle Nicht-Bayern-Fans.
       
       Aber vielleicht kommt am Ende alles ganz anders. Bayern muss gegen Real
       Madrid oder Barcelona spielen, gewinnt und niemand interessiert sich dafür.
       
       11 Apr 2013
       
       ## LINKS
       
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 (DIR) Andreas Rüttenauer
       
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