# taz.de -- Britische Serie „Downton Abbey“: Viel mehr als schöne Kostüme
       
       > Die preisgekrönte Serie „Downton Abbey“ startet am Freitag bei ZDFNeo.
       > Von der Titanic bis zum Ersten Weltkrieg ist alles dabei.
       
 (IMG) Bild: Mary kann gut reiten, aber schlecht erben, weil sie eine Frau ist.
       
       „Breaking Abbey“ nannte die US-Satire-Show „The Colbert Report“ kürzlich
       ihre Parodie, in der sie Darsteller der britisch-amerikanischen Produktion
       „Downton Abbey“ in den Kosmos der Drogenserie „Breaking Bad“ versetzte. Die
       Universen, die dabei aufeinanderprallten, könnten kaum unterschiedlicher
       sein.
       
       Auf der einen Seite die aus den Angeln gehobene Welt des krebskranken
       Chemielehrers und Familienvaters Walter White, der mithilfe eines Junkies
       Crystal Meth kocht und damit zum Drogenkönig New Mexicos aufsteigt.
       
       Auf der anderen die Herrschaften und Bediensteten des imposanten
       aristokratischen Familiensitzes Downton Abbey in der nordenglischen
       Grafschaft Yorkshire zu Beginn des 20. Jahrhunderts, mit ihren strengen
       Verhaltens- und Benimmregeln und einer immer etwas umständlich und
       snobbistisch wirkenden Sprache voller Chiffren und Andeutungen. Beide
       Formate gehören derzeit zu den populärsten Serien der Welt und werden mit
       Preisen überhäuft.
       
       Doch während „Breaking Bad“ im deutschen Fernsehen das Schicksal vieler
       hervorragender Serien beschert ist, weil es weitgehend unbeachtet auf einem
       Spartenkanal läuft – aktuell bei Arte, bald bei RTL Nitro –, bekommt
       „Downton Abbey“ die Chance, auch hierzulande ein großes Publikum zu
       erreichen. Das ZDF hat sich dazu entschieden, die vielbeschworene
       Vernetzung mit dem Jugendkanal ZDFneo voranzutreiben. So soll die junge
       Zielgruppe ab Freitag an drei aufeinanderfolgenden Abenden die erste
       Staffel sehen, während der Hauptsender die Ausstrahlung am späten
       Sonntagnachmittag startet.
       
       ## Gute Bücher, starke Charaktere
       
       Die Vermutung, dass es für eine „Kostümdramaserie“ einfacher ist, beim
       Seniorensender ZDF akzeptiert zu werden als einst die Mafia-Familienserie
       „Die Sopranos“, ist naheliegend. Dennoch ist die von Oscarpreisträger
       Julian Fellowes („Gosford Park“) geschaffene Serie weit entfernt von
       Pilcher-Kitsch und Historienschinken, das belegen nicht nur die sieben
       Auszeichnungen mit dem bedeutendsten US-Fernsehpreis Emmy.
       
       Mit exzellenten Büchern, starken Charakteren, einprägsamen Bildern und
       einer behutsamen Inszenierung schafft es „Downton Abbey“, selbst
       Kostümfilmhasser zu bekehren. Virtuos und trotzdem zuschauerfreundlich
       verknüpft sie das Schicksal der Adelsfamilie Crawley und ihrer Angestellten
       in einer Zeit der tiefgreifenden technischen, sozialen und politischen
       Veränderungen.
       
       Die erste Staffel beginnt mit der Nachricht des Untergangs der Titanic und
       endet mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs. „Downton Abbey“ ist für die
       1910er (und ab der dritten Staffel auch 20er) Jahre das, was „Mad Men“ für
       die 1960er Jahre ist: Ein reflektiert-faszinierendes Zeitporträt einer
       einschneidenden Ära, in der das gesellschaftliche Fundament der modernen
       Welt gelegt wurde. Gut, dass es nicht nur bei ZDFneo, sondern auch im ZDF
       gezeigt wird.
       
       „Downton Abbey“ startet am Freitag bei ZDFNeo, 20.15 Uhr.
       
       21 Dec 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jens Mayer
       
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